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JULIA COLLECTION Band 14

JULIA COLLECTION Band 14

Titel: JULIA COLLECTION Band 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ELIZABETH BEVARLY
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eine Notiz an Kirby, die aber nie weitergegeben worden war: Liebe Kirby, W. macht mich verrückt. Ich weiß nicht, wie lange ich das noch ertragen kann. Das W. soll sicher Willis bedeuten, dachte er. Aber dann las er weiter: Manchmal wünsche ich mir, ihm sagen zu können, wie sehr ich ihn liebhabe. Aber ich bin sicher, er wird mir nicht glauben. Wenn ich es Dir erzählte, würdest Du es mir ja auch nicht glauben. Kein Mensch würde mir glauben.
    Willis fühlte, wie sich sein Magen verkrampfte. Nein, W. war ganz ohne Zweifel Walt Zapfel. Doch dann bemerkte er das Datum: 1. November. Rosemary war doch aber erst im folgenden Frühjahr mit Walt gegangen. Normalerweise hatte sie sich immer mit den Sportlern zusammengetan, deren Sport gerade Saison hatte. Während der Football-Saison im November war sie mit Chuck Woods ausgegangen, dem Quarterback der Yellowjackets, der von vielen Woody genannt wurde. Wahrscheinlich auch von Rosemary. In diesen Idioten war sie verknallt gewesen?
    Er schüttelte verächtlich den Kopf und warf das Heft wieder in den Karton. Was hatte sie denn noch alles aufgehoben? Ganz unten fand er eine Art Skizzenblock und zog ihn hervor.
    Er schlug ihn auf und war überrascht. Diesmal hatte Rosemary Wasserfarben ausprobiert, und Willis war beeindruckt von der Qualität ihrer Aquarelle. Die Bilder schienen eine Art fortlaufende Handlung zu illustrieren. Zwischen den Seiten lagen hin und wieder zusammengefaltete Zettel aus ihrem Notizblock.
    Er entfaltete ein Blatt nach dem anderen, las, und ein breites Lächeln überzog sein Gesicht. Die Seiten trugen kein Datum, aber ganz sicher hatte Rosemary den Text vor längerer Zeit geschrieben. Es handelte sich um die Geschichte eines kleinen Mädchens, das sich weigerte, ins Bett zu gehen. Deshalb folgte sie der Sonne westwärts auf ihrem Weg rund um die Erde, denn solange die Sonne nicht untergegangen war, musste sie auch nicht ins Bett. Auf dieser Reise kam sie durch viele exotische Städte und Landschaften, von Abu Dhabi bis Sansibar. Die kleine Story wurde durch passende Aquarelle illustriert, war also so etwas wie eine unterhaltsame Geographiestunde für Kinder.
    Willis blickte nachdenklich auf das Skizzenbuch. Eine Geografiestunde, und zwar eine sehr genau durchdachte. Rosemary musste viel Ahnung von Geographie haben, wenn sie so etwas zustande brachte. Er ordnete die Blätter schnell wieder in das Buch ein und legte es vorsichtig in den Karton zurück. Sie hatte sich einen Atlas geholt und die Orte nachgeschlagen, immerhin. Aber so beeindruckend war das nun auch wieder nicht. Dennoch, künstlerisch schien sie wirklich begabt zu sein, und er fragte sich, warum sie dieses Talent später nicht weiter ausgebaut hatte.
    Unten hörte er die Haustür ins Schloss fallen. Rosemary war zurück. Willis blickte zum Fenster. Immer noch war die Sonne nicht ganz untergegangen, und immer noch erstrahlte der Himmel in wunderbaren Farben. Bald würde es dunkel und damit auch kühl sein. Aber Rosemary war nach Hause gekommen.
    Er hörte, wie sie die Treppe heraufkam, und diesmal blieb er nicht wie in den letzten fünf Tagen an seinem Platz, sondern ging zu der offenen Bodenklappe. Sie blickte hoch, als sie auf die oberste Treppenstufe trat. Ihr Kleid hatte fast die Farbe des leuchtenden Himmels, und Willis ging das Herz auf, als er sie sah.
    Für einen langen Augenblick sahen sie sich nur an, und Willis hätte zu gern gewusst, was in ihrem Kopf vorging. Sie sah angespannt aus, verletzt, einsam, im Grunde so, wie er sich selbst fühlte.
    Er hockte sich hin. „Ich möchte gern mit dir reden“, sagte er ruhig.
    Sie sah zu Boden. „Ich glaube nicht, dass wir etwas zu besprechen haben.“
    „Aber ich.“
    Sie sah wieder hoch, aber ihr Blick war misstrauisch. „Dann sprich.“
    „Kannst du nicht raufkommen?“
    „Warum kommst du nicht runter?“
    Er zögerte kurz und wies dann mit dem Daumen nach hinten in Richtung Fenster. „Der Sonnenuntergang sieht fantastisch aus, du musst ihn dir unbedingt ansehen.“
    Sie holte tief Luft. „Na gut, ich bringe nur meine Tasche weg.“
    Er nickte und erhob sich aus der Hocke. Kurze Zeit später steckte sie den Kopf durch die Öffnung der Bodenklappe und kam hoch. Wieder war er überwältigt von ihrer Schönheit und spürte sofort, wie sein Körper auf sie reagierte.
    Sie ging zu dem Fenster, das von dem Teleskop nicht verdeckt wurde. Die Art und Weise, in der sie von der untergehenden Sonne angestrahlt wurde, erinnerte ihn an die

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