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JULIA COLLECTION Band 14

JULIA COLLECTION Band 14

Titel: JULIA COLLECTION Band 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ELIZABETH BEVARLY
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mit ihrer rätselhaften Bemerkung gemeint hatte.
    „Rosemary!“, wiederholte er, und diesmal schien sie ihn gehört zu haben. Sie drehte sich nicht um, warf ihm jedoch über die Schulter einen Blick zu. „Ja?“
    „Was für ein Opfer?“, fragte er. „Was hast du damit gemeint?“
    Sie sah ihn zwar nicht an, sondern richtete den Blick auf den Türknauf, aber jedes Wort war deutlich zu verstehen. „Unabhängig, wie viel du nach der Highschool gewachsen bist“, sagte sie kühl, „so war doch nicht genug Raum für beides, vermute ich mal. Du musstest eines von beiden aufgeben.“
    „Wovon sprichst du eigentlich?“
    Sie hob den Kopf und drehte sich nach Willis um. „Um Kraft für dein Hirn zu haben, musstest du offensichtlich dein Herz abschaffen. Für beides ist wohl nicht genügend vorhanden.“
    Sie hatte unrecht, das fühlte er in dem Moment, als sie es aussprach, denn ihre Worte trafen ihn mitten ins Herz. Doch bevor er etwas zu seiner Verteidigung vorbringen konnte, hatte sie schon die Tür geöffnet und verließ den Raum. Tief in seinem Inneren wusste er, dass er sie zurückhalten musste, dass er ihr folgen und sie lieben sollte, immer und immer wieder, bis sie selbst einsehen würde, wie falsch sie ihn beurteilte.
    Doch ebenso tief in seinem Inneren wusste er auch, dass es sinnlos sein würde. Denn Bobrzynyckolonycki war dabei, sich wieder von der Erde zu entfernen und sich der Sonne zu nähern. In wenigen Tagen würde wieder alles so wie immer sein. Die Menschen hätten aufgehört, sich merkwürdig zu benehmen. Die Touristen hätten die Stadt verlassen. Die akademische Welt würde sich auf ein anderes Phänomen konzentrieren. Und Rosemary March würde ihn verabscheuen, wie sie es schon ihr ganzes Leben lang getan hatte.
    Um sich selbst für die schwere Sünde zu strafen, dass er die Wissenschaft wegen der Liebe vernachlässigt hatte, verurteilte Willis sich zu absoluter Einsamkeit. Die restliche Zeit in Endicott würde er auf dem Dachboden verbringen. Wie zu Beginn seines Aufenthalts gingen Rosemary und er wieder dazu über, sich gegenseitig zu meiden.
    Immer noch konnte er nicht begreifen, wie das alles hatte geschehen können. Wie hatte er so wenig an sein Lebenswerk denken können, dass er das einzigartige Ereignis verpasste, das für seine Arbeit von entscheidender Bedeutung war? Wie hatte seine Begierde, mit Rosemary zu schlafen, stärker sein können als sein Wunsch, ein Rätsel zu lösen, dem er doch schon sein halbes Leben lang auf der Spur war? Denn genau das war in der Nacht passiert. Er hatte Bob total vergessen.
    Er fluchte leise. Nun fing er auch schon an, diese abscheuliche Abkürzung zu benutzen! Was für ihn vor knapp einer Woche noch das wichtigste Ereignis seiner wissenschaftlichen Karriere gewesen war, war plötzlich nicht mehr als ein „tolles“ kosmisches Phänomen, das entschuldigen sollte, dass eine ganze Stadt vorübergehend vollkommen verrückt spielte.
    Obwohl er die Nacht versäumt hatte, in der Bobrzynyckolonycki der Erde am nächsten gekommen war, hatte er seine intensiven Beobachtungen wieder aufgenommen. Er betrachtete kurz das große Teleskop, das bereits auf den Nachthimmel gerichtet war. In den letzten fünf Tagen hatte er unablässig versucht, der Sache doch noch auf den Grund zu gehen, doch bisher ohne Erfolg. Bisher war Willis mit seiner Analyse und seinen Erklärungen für das Verhalten des Kometen nicht weiter, als er damals schon als Dreizehnjähriger gewesen war. Bobrzynyckolonycki widerstand einfach allen Bemühungen.
    Doch in den letzten fünf Tagen war dennoch etwas passiert, und zwar etwas sehr Merkwürdiges. Plötzlich musste Willis sich eingestehen, dass der Komet viel von seiner Faszination verloren hatte. Und er dachte darüber nach, ob die hehre Wissenschaft der wahre Grund für seine Rückkehr nach Endicott gewesen war.
    Vielleicht war es auch die Aussicht, Rosemary wiederzusehen, die so ein eigenartiges Kribbeln in ihm hervorgerufen hatte, als er sich vor einigen Wochen entschloss, zu dem Kometen-Festival nach Endicott zu fahren. Vielleicht wollte er endlich Rosemarys Achtung erwerben, etwas, wonach er sich immer gesehnt hatte. Vielleicht war das der wahre Grund, weshalb er sich so auf die Erforschung des Kometen konzentriert und wofür er schon manche akademische Auszeichnung erhalten hatte. Vielleicht hatte er dieses ganze Unternehmen nur begonnen, weil er die vage Hoffnung hatte, sie könnte in den letzten fünfzehn Jahren ihre Meinung über ihn

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