JULIA COLLECTION Band 14
sich Rosemary wieder zu Wort.
„Oh, bitte, das war ein Versehen“, verteidigte sich Kirby. „Ich habe nicht bewusst versucht, ihn …“
„Ihn in dein Bett zu locken?“, half Angie.
„Natürlich nicht!“, rief Kirby.
„Und was war mit dem kleinen Missgeschick mit Mark Benedict vor einigen Monaten?“, fragte Rosemary. „War das auch ein Versehen? Damals warst du fast nackt.“
„Selbstverständlich war das ein Versehen!“, versicherte Kirby ihnen. Diese Episode hätte sie ebenso gern aus ihrem Gedächtnis gestrichen wie die mit Henry Monroe. „Was denn sonst?“
„Der Versuch, ihn in dein Bett zu locken?“, schlug Angie vor.
„Das ist doch alles nur Klatsch“, konterte Kirby.
„Es hört sich aber seit einigen Jahren so an, als würdest du alles daransetzen, deine Jungfräulichkeit zu verlieren.“
Rosemary nickte zustimmend. „Nur war keiner daran interessiert, weil du viel zu anständig für so etwas bist.“
Kirby holte tief Luft und zählte bis zehn, doch ehe sie etwas sagen konnte, kam Angie ihr zuvor. „Diese Sache mit James Nash könnte für dich auch ein Segen sein, Kirby.“
Kirby kniff die Augen zusammen. „Wovon sprichst du?“
Angie zuckte auffallend unbekümmert die Schultern. „Na ja, ihr könntet beide von eurer Zusammenarbeit profitieren.“
„Ich kann dir immer noch nicht folgen“, meinte Kirby.
Rosemary begriff anscheinend, denn sie sagte: „Oh, Angie, das ist eine ausgezeichnete Idee!“
„Was ist eine ausgezeichnete Idee?“, wollte Kirby wissen.
Angie, die für ihre Unverblümtheit bekannt war, erwiderte: „James könnte dir deine Unschuld nehmen.“
„Wie bitte?“
„Denk mal darüber nach“, mischte sich Rosemary ein. „Du willst keine Jungfrau mehr sein, und James Nash will ganz offensichtlich etwas von dir. Er weiß nichts von deiner Unberührtheit. Abgesehen davon, dass es ihn ohnehin nicht stören würde, falls man den Klatschblättern Glauben schenken darf. Es würde ihn also nicht abschrecken. Das ist die perfekte Lösung für euch beide.“
„Die Sache hat einen Haken“, widersprach Kirby. „Mir ging es in den letzten Jahren nämlich nicht ausschließlich darum, meine Jungfräulichkeit zu verlieren, sondern um eine ganze Menge mehr.“
„Dann gibst du also zu, dass du dein Möglichstes versucht hast, sie loszuwerden“, sagte Angie lachend.
Rosemary stimmte in den scherzhaften Ton ein. „Besonders wenn du es auf Kerle wie Henry Monroe und Mark Benedict abgesehen hattest.“
„Das hatte ich nicht!“
„Ach komm schon, Kirby“, meinte Angie. „Gib es auf. Du kannst uns nicht zum Narren halten. Dafür kennen wir dich schon viel zu lange.“
Kirby murrte. „Na schön, ich gebe zu, dass ich meine Einstellung zu meiner Sexualität in den letzten Jahren ein wenig geändert habe.“
„Du hast es satt, die ewige Jungfrau der Stadt zu sein, daher suchst du nach jemandem, der dir deine Unschuld nimmt.“
„Ich habe es satt, allein zu sein, daher suche ich nach dem Richtigen“, korrigierte Kirby sie prompt.
„Wie auch immer du ihn nennst, es geht im Prinzip um dasselbe.“ Angie lehnte sich zurück und verschränkte zufrieden die Arme vor der Brust.
„Ich habe nur den Eindruck, dass es den Richtigen nicht in Endicott gibt“, fuhr Kirby fort und spürte wieder die Frustration, die sie seit Jahren kannte. „Alle guten, interessanten Männer sind bereits vergeben, und die, die noch übrig sind, suchen nach etwas, was ich nicht habe, nämlich Erfahrung.“ Sie beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf den Tisch und schluckte die aufsteigende Bitterkeit hinunter. „Es gab mal eine Zeit, in der die Jungfräulichkeit einer Frau etwas Kostbares war. Aber heutzutage – Fehlanzeige. Heute wird jede Frau, die sich für jemand Besonderen aufhebt, für unnormal gehalten. Es ist das alte Dilemma – niemand möchte eine Jungfrau, aber wie soll eine Frau ihre Unschuld verlieren, wenn niemand sie will? Was ist verkehrt daran, sich für die große Liebe aufzuheben? Warum ist es so schrecklich zu warten? Denn ehrlich gesagt, lange kann ich nicht mehr warten. Ich hasse das Warten. Es macht mich ganz verrückt. Wenn ich noch länger warten muss, drehe ich durch.“ Sie fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare.
Angie nickte. „Du solltest wirklich rasch etwas unternehmen.“
„Das versuche ich ja! Aber anscheinend will mich niemand!“ Plötzlich wurde Kirby bewusst, in welcher Lautstärke sie geredet hatte und dass inzwischen alle im
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