JULIA COLLECTION Band 14
war nicht ich es, die diesen Artikel veröffentlicht hat“, erklärte sie und räusperte sich, ehe sie fortfuhr. „Es war die Herausgeberin, Marlene. Ich habe den Artikel bloß geschrieben, sonst nichts.“
Ethan starrte sie zornfunkelnd an. „Dann frage ich dich eben, was du dir dabei gedacht hast, diesen Mist zu schreiben!“
Angie hob trotzig das Kinn. „Das ist kein Mist. Es ist ein solider Artikel.“
Er schleuderte die Zeitung auf ihren Schreibtisch und stemmte herausfordernd die Fäuste in die Hüften. „Das ist übelste Regenbogenpresse!“
„Ist es nicht!“, konterte sie aufgebracht. „Wir beim ‚Examiner‘ drucken nur die Wahrheit, wie sie sich uns darstellt.“
Enttäuscht schüttelte er den Kopf. „Wie sie sich dir darstellt“, wiederholte er leise. „Vermutlich muss ich noch dankbar sein, dass du keine Namen genannt hast. Aber lass dir gesagt sein, dass du mit dem Feuer spielst, Angel“, fuhr er drohend fort. „Du hast keine Ahnung, was du da getan hast. Ich warne dich zu deinem eigenen Besten, halte dich da heraus.“
Das ist zweifellos eine Drohung, dachte sie und schaute sich in der Redaktion um, musste jedoch feststellen, dass sie allein war. Es arbeiteten nur neun Leute für die Zeitung, und alle außer Angie gingen zum Mittagessen nach Hause. Sie mit ihrer journalistischen Neugier blieb lieber in der Redaktion und passte aufs Telefon auf. Meistens vergeblich, weil nie irgendwelche Nachrichten hereinkamen. Heute hatte sie allerdings einen anderen Grund, ihre Anwesenheit zu bedauern.
„Du willst mich doch bloß einschüchtern“, sagte sie.
Ethan stützte sich mit beiden Händen auf dem Schreibtisch ab und beugte sich so weit vor, bis sein Gesicht direkt vor ihrem war. „Da hast du verdammt recht.“
Sie schluckte. „Es wird nicht funktionieren. Ich bleibe bei meiner Story. Du bist ein Krimineller, und das werde ich aufdecken.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und fügte hinzu: „Das ist meine moralische und staatsbürgerliche Pflicht.“
Ethan lachte humorlos. „Angel, wenn du dich weiter mit dem befasst, was du für eine Story hältst, wirst du einigen Leuten ziemliche Schwierigkeiten bereiten, nicht zuletzt dir selbst.“
„Ich habe keine Angst vor dir“, erwiderte sie unsicher.
Er grinste bedrohlich. „Von wegen.“
„Ich habe wirklich keine Angst“, beharrte sie.
Er richtete sich auf. „Noch so eine Sache, Angel, und du wirst dafür bezahlen.“
Sie hielt den Atem an. „Sagt wer?“
„Ich und einige andere Beteiligte.“
Das weckte ihre Neugier. Vielleicht konnte sie ihm noch ein paar Informationen entlocken. „Ach? Wer denn?“
„Das findest du sicher heraus.“
„Worauf du dich verlassen kannst.“
Er schüttelte langsam den Kopf. „Lass es mich nicht zweimal sagen, ja? Denn beim nächsten Mal bin ich vielleicht nicht mehr so höflich. Falls du verstehst, was ich meine.“
Sie starrte ihn an. „Du drohst mir?“
„Nein, es ist nur eine Warnung“, sagte er und knöpfte sein Jackett auf. Sofort fiel Angies Blick auf die Waffe in seinem Schulterholster. „Ich möchte nicht, dass einem so anständigen Mädchen wie dir etwas zustößt.“
Jetzt bringt er gleich den Abend auf der Veranda meiner Eltern zur Sprache, dachte Angie und legte sich schon eine entsprechende Bemerkung zurecht. Doch bevor sie etwas sagen konnte, sprach Ethan Zorn weiter.
„Pass auf dich auf, Angel. Nicht jeder in meinem Gewerbe ist so umgänglich wie ich.“
„Und welches Gewerbe ist das? Reden wir hier über deinen Job als Vertreter der Cokely Chemical Corporation? Oder von deinem Posten bei der Mafia?“
Er grinste. „Betrachte es einmal so“, meinte er gelassen. „Entweder endet es für dich mit einer Verleumdungsklage oder mit einem Zementsockel an den Füßen. In jedem Fall bekommst du Ärger, kapiert?“ Damit machte er auf dem Absatz kehrt und verschwand, als hätte diese kurze Begegnung nie stattgefunden.
Junge, dachte Angie. Nach allem, was sie beide miteinander geteilt hatten, brachte er es fertig, ihr zu drohen. Nun, er würde erleben, dass sie sich so leicht nicht einschüchtern ließ. Ihre Gedanken kreisten bereits um eine Nachfolgestory ihres Artikels. Wenn sie sich beeilte, schaffte sie es vielleicht noch rechtzeitig zur Abendausgabe …
Es war bereits dunkel, als Angie am nächsten Abend nach Hause kam, und sie war erschöpft davon, den ganzen Tag lang ihre Folgestory für den „Examiner“ zu verteidigen. Jeder aufrechte Bürger
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