JULIA COLLECTION Band 14
ist ja so bequem. Vergiss jede Vorsicht, tu ruhig etwas Impulsives und genieß es, denn hinterher kannst du ja getrost Bob dafür verantwortlich machen.“
„Das ist es nicht allein“, verteidigte Angie sich. „Es liegt an einer Art galaktischer Turbulenz oder so. Wann immer Bob eine gewisse Nähe zu Endicott erreicht, hat er Einfluss auf die Persönlichkeit der Menschen. Das ist eine belegte Tatsache.“
„Wer hat sie belegt?“
„Keine Ahnung. Irgendwelche Wissenschaftler, nehme ich an. Bobs unerklärliche Aktivitäten haben stets die Wissenschaft beschäftigt.“ Plötzlich wurde ihr klar, dass sie Ethan noch immer besitzergreifend wie einen Liebhaber festhielt. Langsam ließ sie ihn los und wich einen Schritt zurück. „Du kannst doch unmöglich annehmen, dass ich hier im Mondschein mit einem Mann wie dir stehe, ohne dass es auf irgendeinen kosmischen Einfluss zurückzuführen wäre.“
Er stemmte die Hände in die Hüften. „Ach nein?“ Bevor sie antworten konnte, zerrte er ihr das Hemd von den Schultern, zog es über und knöpfte es zu. „Gute Nacht, Miss Ellison. Bitte richten Sie Ihren Eltern meinen Dank und meine Entschuldigung aus, dass ich einfach so verschwinde. Es war mir ein echtes Vergnügen.“
Und mit diesen Worten verschwand er wie ein Schatten in der Nacht. Angie sah hinauf zum nächtlichen Himmel. Sie verfluchte den Kometen dafür, dass er so vorhersagbar war, und fragte sich, was um alles in der Welt sie gegen diese seltsamen Gefühle für Ethan Zorn tun konnte.
Na schön, er war aufregend, also genau das, was sie sich vor exakt fünfzehn Jahren gewünscht hatte. Doch Komet hin oder her, sie musste sich zusammenreißen. Der Mann war schlecht, und damit basta. Für sie, ihre Familie und die gesamte Bevölkerung von Endicott. Irgendwie musste sie dafür sorgen, dass das jeder erfuhr und dass sie, Angie, nicht noch einmal seinem Zauber erlag.
„O ja“, murmelte sie, „und wie willst du das anstellen?“
Über ihr, weit weg, blinkte ein einzelner Himmelskörper heller als die anderen. Und Angie wusste, auch wenn es eigentlich noch zu früh war, um ihn zu erkennen, dass es sich um Bob handelte, der sie auslachte.
5. KAPITEL
Angie war eindeutig zu weit gegangen.
Ethan schüttelte ungläubig den Kopf über den winzigen Artikel links unten auf Seite sechs des „Endicott Examiner“. „Kommt die organisierte Kriminalität nach Endicott?“, lautete die Überschrift. Darunter stand der Name Angela Ellison.
Na, zumindest hat sie es als Frage formuliert, dachte er angewidert. Großartig, wirklich fabelhaft. Nach allem, was sie beide miteinander geteilt hatten, fiel sie ihm in den Rücken. Er hätte sie fesseln sollen, als die Gelegenheit dazu da gewesen war.
Das Telefon auf dem Nachttisch schrillte und riss ihn aus seinen Gedanken. Er schnappte sich sein Jackett und seine Aktentasche und eilte aus dem Schlafzimmer, ohne auf das Läuten des Apparates zu achten. Er rannte die Treppe hinunter, hinaus in den sonnigen Septembermorgen, wobei er auch das klingelnde Telefon in seinem Büro ignorierte. Sollte Mrs. MacNamara sich darum kümmern.
Er schlug die Wagentür des Porsches heftiger als nötig zu, startete den Motor und trat bei dem Gedanken an Angie Ellison mehrmals wütend das Gaspedal durch. Sie hatte keine Ahnung, was sie angerichtet hatte. Er würde bei den großen Bossen höllisch viel Überzeugungsarbeit zu leisten haben, um die Dinge wieder ins Lot zu bringen. Falls das überhaupt noch möglich war. Ich hätte sie wirklich fesseln sollen, als ich noch die Gelegenheit dazu hatte, dachte er und fuhr mit quietschenden Reifen los.
Angie saß an ihrem Schreibtisch und kaute abwesend an einem Geflügelsandwich, während sie einen Spionageroman las. Plötzlich sauste eine große Faust wenige Millimeter neben ihrer Limonade auf den Schreibtisch. Angie erschrak so sehr, dass sie mit ihrem Schreibtischsessel beinahe hintenüber gekippt wäre.
„Was hast du dir dabei gedacht, diesen Mist hier zu veröffentlichen?“, fuhr Ethan Zorn sie an und hielt ihr die neueste Ausgabe des „Examiner“ unter die Nase.
Angie stand auf und legte ihr Mittagessen vorsichtig auf den Schreibtisch. Sie klopfte die Krümel von ihren Händen und wischte sie anschließend an ihrer dunkelblauen Nadelstreifenhose ab, da ihre Handflächen plötzlich feucht waren. Dann zupfte sie nervös am Kragen ihrer dunkelblauen Bluse und befahl sich, jetzt bloß nicht die Fassung zu verlieren.
„Technisch gesehen
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