JULIA COLLECTION Band 14
fest an sich zog und wie hypnotisiert auf ihren Mund blickte.
„Hier seid ihr ja! Ich habe schon überall nach euch gesucht.
Kein Wunder, dass ich euch nicht finden konnte. Auf der Tanzfläche hätte ich euch am wenigsten vermutet.“
Willis hob langsam den Kopf. Er hatte Schwierigkeiten, sich zu orientieren, und blickte etwas erstaunt auf Rosemarys Freundin Kirby, die wie ein Engel vor ihnen stand. Sie trug ein duftiges Kleid und hatte das lange blonde Haar mit einem schwarzen Samtband zurückgebunden. Sie sah tatsächlich jungfräulich und rein aus, was sie auch war, denn jeder in Endicott wusste, dass Kirby Connaught noch nie mit jemandem geschlafen hatte. Nicht, dass sie es nicht gewollt hätte …
„Kirby!“ Rosemary löste sich mit einer energischen Bewegung von Willis, als sei sie bei einem schändlichen Verbrechen ertappt worden. „Also, ich …“
Sie wurde rot und blickte Willis nicht an. Er zuckte zusammen, als habe er einen schmerzhaften Stich erhalten.
„Ich habe dich auch schon gesucht.“ Rosemary lachte etwas übertrieben laut.
Kirby sah zweifelnd von einem zum anderen. „Den Eindruck habe ich aber gar nicht. Du siehst aus, als hättest du nur Augen für …“
„Kannst du es glauben“, unterbrach Rosemary sie schnell, „dass Angie die Sache wirklich durchgezogen hat? Dass sie mit diesem Kerl nun tatsächlich verheiratet ist?“
Kirby verschränkte die Arme vor der Brust und seufzte schwer. „Ich weiß. Es ist mir unvorstellbar, dass in der Kirche keiner aufgestanden ist, als der Priester mit der Trauungszeremonie anfing.“
Wie auf Kommando drehten sich plötzlich beide Frauen um und blickten Willis wütend an. Einen Augenblick lang wusste er nicht, worüber sie so zornig waren. Dann ging ihm ein Licht auf. „Ich?“, rief er. „Warum hätte ich es tun sollen? Angie ist doch eine erwachsene Frau. Wenn sie den Mann nicht hätte heiraten wollen, hätte sie es ja nicht tun müssen. Ich habe gesehen, wie sie sich ansahen. Und wenn ihr mich fragt, hätten sie gegen jeden eine Waffe gezogen, der sie hätte auseinanderbringen wollen.“
Rosemary schüttelte zweifelnd den Kopf, aber widersprach Willis nicht. „Angie scheint diesem Kerl richtiggehend verfallen zu sein. Wahrscheinlich hat sie lange keinen Mann mehr gehabt.“ Sie hob entschuldigend die Hand. „Tut mir leid, Kirby. Nimm es mir nicht übel.“
„Macht nichts.“ Kirby lächelte resigniert.
„Auf alle Fälle müssen wir jetzt mit Angie sprechen. Komm, wir gehen zu ihr.“ Ohne auf Willis zu achten, nahm Rosemary Kirby beim Arm und ging mit ihr auf das Brautpaar zu.
Willis blickte ihnen nachdenklich hinterher. Angie war nicht die einzige Person in Endicott, die länger keinen Sex mehr gehabt hatte. Vielleicht war es das, und nicht der Einfluss des Kometen, weshalb Rosemary und er so aufeinander reagierten.
In diesem Fall, dachte er weiter, wird es wirklich Zeit …
8. KAPITEL
Die Sonne stand schon tief, als Rosemary und Willis nach Hause zurückkehrten. Angie und ihr Mafioso-Ehemann hatten die Party schon Stunden vorher verlassen, und Rosemary mochte gar nicht darüber nachdenken, was Angie noch bevorstand.
Zwar hatte Angie ihr und Kirby versichert, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchten. Sie war offensichtlich wirklich in diesen Kriminellen verliebt, aber Rosemary wusste, dass so etwas nur unter dem Einfluss dieses verfluchten Kometen hatte passieren können.
Doch sie hatte nicht die Kraft, über all das jetzt genauer nachzudenken, denn sie musste ihre letzten Reserven aufbieten, um sich nicht selbst zu verlieben.
Um ihre Ängste wegen Angie – und auch wegen sich selbst – besser ertragen zu können, hatte sie mehr Champagner getrunken, als ihr guttat. Sie hatte sich eingeredet, nur durch den Alkohol ihre Nervosität dämpfen zu können, denn immer wieder wurde sie von den merkwürdigsten Typen zum Tanzen aufgefordert, grobschlächtigen Männern mit Namen wie Haken-Manny oder Zwei-Finger-Nick. So war Willis ihr nicht von der Seite gewichen und hatte fast die ganze Zeit mit ihr getanzt.
Und je häufiger sie mit ihm tanzte, desto deutlicher wurde Rosemary, dass sie im Begriff war, sich in ihn zu verlieben.
„Willis?“, fragte sie leise, während sie die Haustür hinter ihnen abschloss.
Er wandte sich schnell um und blickte sie an. Er sah müde und verwirrt und sehr liebenswert aus. Mit seiner braunen Hose, dem bräunlichen Tweed Jackett und der Brille entsprach er exakt der Vorstellung, die man
Weitere Kostenlose Bücher