JULIA COLLECTION Band 16
Flüstern. Sie erinnerte sich an Connors Lächeln, an das Leuchten seiner Augen und das Gefühl seiner Hände auf ihrer Haut. Ihr Körper sehnte sich fast schmerzhaft nach ihm, und ihr Herz war voller Kummer.
„Oh nein.“ Sie legte den Schraubenschlüssel hin und rieb sich die müden Augen. Sie hatte in den letzten drei Tagen nur ein paar Stunden pro Nacht geschlafen. Schon bei Morgengrauen war sie jedes Mal aufgestanden und hatte bis spät gearbeitet, um ja nicht ins Bett gehen zu müssen. Denn wann immer sie die Augen schloss, träumte sie von Connor.
Das hatte sie sich natürlich nur selbst zuzuschreiben, das wusste sie. Sie war mit offenen Augen – und ungeschütztem Herzen – in ihr Unglück gerannt, aber sie hatte nie wirklich geglaubt, dass sie in Gefahr sein könnte. Wie hätte sie ahnen können, dass sie die Liebe, von der sie früher immer geträumt hatte, ausgerechnet in den Armen ihres besten Freundes finden würde?
„Und das Schlimmste von allem ist“, murmelte sie und griff wieder nach dem Schraubenschlüssel, „dass ich nicht mit meinem besten Freund darüber reden kann. Verdammt, Connor, du fehlst mir so.“
Die Sonne strahlte von einem wolkenlosen Himmel auf die Erde herunter, und das Meer war ruhig. Kurz, es war der ideale Tag zum Salzwasserangeln. Ein, zwei Mal pro Saison lieh sich Brian ein Boot von einem seiner Pilotenfreunde, und die vier Reillys machten sich einen schönen Tag auf See – weit entfernt von Arbeit und Pflichten. Normalerweise genoss Connor diese Tage mit seinen Brüdern sehr.
Heute musste er sich dazu zwingen, überhaupt ihren Gesprächen zuzuhören. Er war wütend auf sich selbst, wusste aber nicht, was er dagegen tun konnte. Seine Brüder standen an Deck und beugten sich über eine offene Kühltasche.
„Ich sag euch“, begann Aidan und machte eine Pause, um einen Schluck eiskaltes Bier zu trinken, „der Wind war so stark, dass der Hubschrauber wackelte, als hätte ihn eine große Hand gepackt und würde ihn hin und her schütteln. J.T. hielt den Steuerknüppel mit beiden Händen fest, damit wir nicht völlig das Gleichgewicht verlieren. Und genau unter uns klammerte sich der Sonntagskapitän an den Rumpf seines gekenterten Boots und wurde von Sekunde zu Sekunde schwächer.“
„Der muss recht froh gewesen sein, euch zu sehen, was?“ Brian lächelte und warf mit einer geschickten Handbewegung seine Angel aus. Dann steckte er das Ende seiner Angel in die dafür vorgesehene Öffnung an der Seite des Boots, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und sah Aidan abwartend an.
„Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie es war, Leute“, fuhr Aidan fort und sah mit gespielter Empörung von einem Bruder zum anderen. „Hier tue ich also meine Pflicht und werfe mich vom Hubschrauber in tosende Wellen von etwa drei Metern Höhe, nur um diesem Typen das Fell zu retten, und dankt mir das der Idiot? Oh nein! Stattdessen holt er mit der Faust aus, als ich versuche, ihn in den Rettungskorb zu hieven.“
„Was?“, rief Liam ungläubig, aber Aidans Geschichte überraschte Connor nicht. Die meisten Menschen reagierten seltsam in einer Paniksituation. Deswegen wurden Marines auch so oft bei Katastrophen eingesetzt, weil sie gelernt hatten, in Gefahrensituationen einen kühlen Kopf zu bewahren.
Und vor allem Aidan brauchte einen kühlen Kopf für seinen Job. Seine Arbeit im Seerettungsteam der Marines verlangte von ihm, dass er verunglückte Bootsfahrer aus Seenot befreite oder abgestürzte Piloten aus dem Wasser zog. Es war eine sehr harte, gefährliche Arbeit und genau das, was Aidan gern tat.
Er lachte. „Im Ernst. Der Mann geriet in Panik und wollte das Boot einfach nicht loslassen. Die Wellen klatschten mit voller Wucht gegen ihn, der Wind heulte, und er ließ das verdammte Boot einfach nicht los. Schließlich lockert er eine Hand, um nach mir zu schlagen, und schreit mir zu, dass er unter Höhenangst leidet und dass wir ihm ein Boot schicken sollen.“
„Ein Boot?“ Liam lachte. „Du meinst, eines wie das, was ihm gerade weggegluckert ist?“
„Genau.“ Aidan lehnte sich an die Bootswand, zog beide Knie hoch und stützte seine Unterarme darauf.
„Und wie hast du ihn dann in den Korb bekommen?“, fragte Connor, den die Geschichte allmählich zu interessieren begann.
Aidan lachte. „Ich kletterte in den Korb und sagte nur zu ihm: Bis dann, Kumpel. Der Typ war völlig verblüfft, dass ich ihn doch tatsächlich zurücklassen wollte. Er ließ sofort das Boot los
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