JULIA COLLECTION Band 16
Er wollte sogar, dass ich die Werkstatt verkaufe und eine perfekte kleine Hausfrau werde, die ihm Kekse backt und pünktlich das Essen auf den Tisch bringt. Nun, daran ist ja auch an und für sich nichts auszusetzen, aber so bin ich nun mal nicht.“
„Und inwiefern bin ich genau wie dieser Trottel?“
„Oh, ich bitte dich“, entgegnete sie. Jetzt war sie in Fahrt gekommen, und nichts würde sie aufhalten. „Du hast mich doch nie richtig angesehen vor jener Nacht in der Bar.“
„Das stimmt n…“
Sie unterbrach ihn kurzerhand. Für lahme Ausreden hatte sie jetzt keine Geduld. „Wenn ich mich betont als Frau gebe, willst du mich beschützen. Wenn ich einfach nur ich selbst bin, dann kann ich auf mich selbst aufpassen. Ich will dir mal etwas sagen, Connor. Ich bin derselbe Mensch, ob ich nun in einem Minirock stecke oder in meinen Overalls.“
„Das weiß ich …“
„Ich glaube nicht, dass du das weißt. Ich glaube, du bist ganz scharf auf die spärlich gekleidete Emma mit dem niedlichen Minirock. Aber so bin ich nicht, Connor.“ Sie wies auf ihren mit Öl bespritzten Overall. „So bin ich. Das hier ist mein wahres Ich. Und mit dieser Frau kannst du leider nichts anfangen. Gib es endlich zu.“
„Jetzt kannst du also schon meine Gedanken lesen.“
Sie lachte freudlos. „Die sind wirklich nicht schwer zu erraten.“
Alles ging in die Brüche, genauso wie sie es geahnt hatte. Sie hätte niemals auf den verrückten Gedanken kommen dürfen, Connor zu verführen. Statt ihm eins auszuwischen, wie sie es ursprünglich geplant hatte, hatte sie sich selbst ein Bein gestellt. Und sie war überhaupt nicht sicher, dass sie bald wieder auf sicherem Boden stehen würde. Zu ihrem Entsetzen wünschte sie sich insgeheim fast, wirklich eine Frau zu sein, wie Connor sie haben wollte – sexy und weiblich.
„Du meinst also, alles begriffen zu haben“, fragte er mit belegter Stimme.
„Darauf kannst du Gift nehmen.“
„Du verlobst dich mit einem Blödmann und denkst dann, dass alle Männer so sind wie er?“
„Nicht alle.“
„Bloß ich?“
Sie nickte.
„Der Mann war ein Idiot.“
„Ja“, sagte sie leise, „aber wenigstens war er ehrlich und sagte frei heraus, was er wollte. Du bist nicht ehrlich, Connor. Jedenfalls nicht mir gegenüber, und dir gegenüber wahrscheinlich auch nicht.“
„Na, wunderbar“, erwiderte er gereizt und fuhr sich mit beiden Händen durch das Haar.
„Du gehst jetzt am besten, Connor.“
„Nicht bevor wir das ausdiskutiert haben.“
Sie lachte, und es klang selbst in ihren Ohren ein wenig schrill. „Wir reden schon viel zu lange, Connor. Wir drehen uns nur noch im Kreis. Worüber sollen wir denn noch reden?“
„Über uns, was in uns vorgeht und was wir jetzt tun sollen.“
„Das haben wir schon gestern Abend besprochen. Wir haben beschlossen, Freunde zu bleiben.“ Sie schluckte mühsam. „Erinnerst du dich?“
„Ja“, meinte er nach einem verstohlenen Blick auf den roten Sportwagen. „Das hat ja auch prima geklappt.“
„Hätte es ja vielleicht, wenn du nicht hergekommen wärst“, konterte sie vorwurfsvoll.
„Ach so.“ Connor nickte langsam und sah sie mit einem Ausdruck in den Augen an, den Emma lieber nicht entziffern wollte. „Die Lösung für unser Problem also wäre, deiner Meinung nach, dass wir uns nicht mehr über den Weg laufen.“
„Offensichtlich.“
„Und unsere Freundschaft?“
Emmas Widerstandskraft war gefährlich schwach geworden. Wenn Connor noch sehr viel länger blieb, würde sie womöglich noch etwas Dummes tun – wie zum Beispiel sich ihm an die Brust zu werfen und alle Vernunft zu vergessen. Aber das würde das eigentliche Problem nicht aus der Welt schaffen, es würde nur die unausweichliche Entscheidung am Ende noch schmerzhafter für sie beide machen. Denn Emma wusste, dass Connor nicht auf der Suche nach Liebe war. Soweit sie wusste, war er noch mit keiner Frau öfter als drei Mal ausgegangen.
Er war nicht der richtige Mann für Träume von einer festen Beziehung. Sie hatte ihre Lektion gelernt und musste sich mit der traurigen Wahrheit abfinden, ob sie wollte oder nicht. Connor würde nie erfahren, dass ihr der Verlust seiner Freundschaft – und vor allem seiner Liebe – wehtat, und sie würde ihn nie nah genug an sich heranlassen, um ihn merken zu lassen, dass er die Macht hatte, sie zu vernichten.
Tony DeMarcos Verrat hatte ihr wehgetan. Sollte Connor ihr je etwas Ähnliches antun, würde es sie umbringen.
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