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JULIA COLLECTION Band 16

JULIA COLLECTION Band 16

Titel: JULIA COLLECTION Band 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAUREEN CHILD
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dem Nichts ein donnerndes, ohrenbetäubendes Getöse, und Tina legte gerade noch rechtzeitig den Kopf in den Nacken, um einen Jet so schnell über den Himmel zischen zu sehen, dass gleich darauf nur noch ein langer weißer Kondensstreifen übrig war. Ihr klopfte das Herz bis zum Hals, wie es das immer tat, wenn sie einen Militärjet sah. Jedes Mal stellte sie sich vor, dass Brian der Pilot war. Sie war immer stolz auf ihn gewesen und bewunderte ihn dafür, dass er so eine schwierige Aufgabe meisterte. Sie hatte zwar auch Angst um ihn gehabt, aber wenn man mit einem Marine verheiratet war, wusste man, dass diese Sorge immer dazugehören würde.
    Sie hob eine Hand, um ihre Augen vor der Sonne abzuschirmen.
    „Ein schöner Anblick“, sagte jemand hinter ihr.
    Tina sog scharf die Luft ein und drehte sich langsam um, um ihren Besucher anzusehen. Sie hatte seinen Wagen nicht gehört und hatte auch nicht erwartet, dass er mitten am Tag nach Hause kommen würde. Sie hatte eher damit gerechnet, dass er sich so lange wie möglich von seiner Wohnung fernhalten würde.
    Und doch war er hier.
    Brian war höhergewachsen als die meisten Piloten und hatte sich deswegen auch oft über die engen Kabinen in den Jets beklagt. Ihr hatte es immer gefallen, dass er so viel größer war als sie. Es sei denn, sie hockte auf der Erde und musste sich fast den Hals verrenken, um zu ihm aufsehen zu können. Sie stand auf, klopfte sich das Gras von den Knien und zog die schmutzigen Gartenhandschuhe aus.
    Die Sonne schien ihr direkt ins Gesicht, und sie musste blinzeln. Den Ausdruck auf Brians Gesicht konnte sie nicht sehen, weil es im Schatten lag. Aber sie spürte, dass er sie musterte. „Was hast du gesagt?“, fragte sie schließlich, erinnerte sich wieder und fügte hinzu: „Ach ja, der Jet. Ja, sehr schön.“
    „Den Jet habe ich gar nicht gemeint“, erwiderte er. „Aber der war auch nicht übel.“
    Tina spürte, wie ihr warm wurde, und sie sagte sich ungeduldig, dass ein Kompliment von Brian nichts bedeutete. Er hatte es schon immer verstanden, die richtigen Worte zu finden, um sie zu dem zu überreden, was er gerade von ihr wollte – sie entweder beschwichtigen, wenn sie wütend auf ihn war, oder sie ins Bett kriegen. Tina hatte ihm nie lange böse bleiben können, und was das Verführen anging, hatte er sogar noch weniger Schwierigkeiten gehabt.
    Bei der Erinnerung an die leidenschaftlichen Momente in seinen Armen wurde ihr noch heißer, und ihre Knie fingen leicht zu zittern an. Himmel noch mal, konnte sie diesem Mann denn überhaupt nicht widerstehen?
    „Brian …“
    „Tina …“
    Sie hatten beide gleichzeitig zu sprechen angefangen, hielten abrupt inne und lachten verlegen. Tina hatte das Gefühl, ihr Herz zöge sich vor Bedauern zusammen. Wie hatte es nur so mit ihnen kommen können? Wie hatten die Leidenschaft, die Liebe, die sie füreinander empfunden hatten, sich in diese unbehagliche Höflichkeit wie zwischen Fremden verwandeln können?
    „Du zuerst“, sagte er schließlich.
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein, schon gut. Du zuerst.“
    Er nickte, schob die Hände in die Taschen seiner Jeans, senkte einen Moment den Blick und musste sich sichtlich einen Ruck geben, um sie wieder anzusehen. „Tina, es fällt mir nicht leicht, was ich jetzt sagen muss, aber …“
    Während er sprach, betrachtete Tina ihn nachdenklich. Dabei erholte sie sich von der ersten Überraschung, ihn so unerwartet vor sich zu sehen, und sie konnte wieder klarer denken. Sie sah, wie er den Kopf hielt, wie er mit den Schultern zuckte, wie er stand und wie er einen Mundwinkel nach oben verzog, während er sprach. Irgendetwas war anders an ihm. Nicht nur sein Aussehen und sein Verhalten kamen ihr heute anders vor, sie fühlte sich auch anders in seiner Gegenwart. Oder vielmehr, sie fühlte nichts in seiner Gegenwart. Es lag keine Sinnlichkeit in der Atmosphäre, es liefen ihr keine Schauer über den Rücken. Wie die Dinge auch immer zwischen ihnen gestanden hatten, nie hatte es an einer ganz bestimmten, unerklärlichen Anziehung zwischen ihnen gefehlt.
    Wann immer sie in Brians Nähe war, schien sich die Luft zu verändern, die sie atmete, und es kam ihr vor, als würde ihr ganzer Körper kribbeln. Jetzt spürte sie jedoch nicht das Geringste. Es war nicht schwer, aus dieser Tatsache die einzig mögliche Schlussfolgerung zu ziehen. Tina unterdrückte nur mühsam ihre aufsteigende Wut.
    „Ich weiß, ich habe nicht das Recht, irgendetwas von dir zu

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