JULIA COLLECTION Band 16
duftete nach Jasmin.
Die Haustür zum Haupthaus stand offen, und ein Lichtstreifen fiel in den dunklen Garten hinaus wie ein Teppich, den man zur Begrüßung ausgerollt hatte – den Tina aber bestimmt nicht als freundliche Einladung gemeint hatte, da war Brian sicher. Er runzelte die Stirn und sagte sich gereizt, dass es ihm egal war, was Tina von seinem Plan hielt. Er hatte es versuchen müssen. Außerdem war es sowieso nicht wichtig, ob sie wütend auf ihn war oder nicht. Er schuldete ihr keine Erklärungen. Sie waren nicht mehr verheiratet.
Warum hatte er dann trotzdem ein so schlechtes Gewissen? Und warum zögerte er so sehr, ihr gegenüberzutreten? Du lieber Himmel, er war ein Marine! Er war ein starker Mann, der täglich den Mut bewies, sein Leben aufs Spiel zu setzen. Genau diesen Mut kannst du jetzt gut gebrauchen, sagte er sich trocken, während er auf die Tür zuging. Man brauchte sehr viel Mut, wenn der Gegner Tina Coretti Reilly hieß.
Brian nahm die Stufen mit zwei langen Schritten und blieb einen Moment zögernd an der Tür stehen. Aus dem Wohnzimmer drang eine sinnlich wehmütige Jazzmelodie zu ihm heraus. Die Hunde mussten im Garten sein, sonst hätten sie schon längst ihre frechen kleinen Gesichter an die Gittertür gepresst und versucht, den Draht durchzubeißen, um über ihn herzufallen. Wenigstens eine positive Entwicklung. Er würde nicht auch noch mit den Hunden zu kämpfen haben.
Brian klopfte an, erhielt jedoch keine Antwort.
Er klopfte wieder. Dieses Mal lauter.
„Brian?“, rief Tina. „Bist du das?“
„Ja, ich bin’s.“
„Komm doch rein.“
Brian atmete auf. Bis jetzt klang sie ganz vernünftig. Das war nicht schlecht. Das war sogar sehr gut. Er betrat das Wohnzimmer und warf seine Uniformmütze auf den nächsten Tisch. Dann ging er in die Küche hinüber. Dort saß Tina am Tisch, ein Glas Weißwein in der Hand.
Sie war wütend, das sah er sofort. Ihre Augen blitzten regelrecht. Sie sah einfach hinreißend aus. Er spürte, wie sein Puls sich beschleunigte, und wusste, dass er in großen Schwierigkeiten war.
„Setz dich doch.“
„Nein, danke“, sagte er und ließ den Blick unwillkürlich über ihre langen sonnengebräunten Beine gleiten, sowie über ihre blassgrünen Shorts und das knappste Top, das er je gesehen hatte. Nein, er würde sich auf keinen Fall setzen, denn er hatte nicht vor, lange zu bleiben. Er konnte es sich nicht leisten, in der Nähe einer Frau zu verweilen, die ihn so leicht aus der Fassung bringen konnte. Also war es am besten, wenn er sofort zur Sache kam und sagte, was er zu sagen hatte, um dann so schnell wie möglich die Flucht zu ergreifen. „Hör zu, Tina, es tut mir leid …“
„… dass du Connor geschickt hast, um mich loszuwerden?“, fuhr sie für ihn fort und nahm dann seelenruhig einen Schluck Wein.
Er zuckte die Achseln. „Ja.“
„Und das war’s auch schon? Mehr nicht?“ Sie drehte sich auf dem Stuhl zu ihm herum, schlug ein langes, schlankes Bein über das andere und wippte leicht mit dem Fuß. Ihre Zehen waren zartrosa lackiert, und sie trug einen silbernen Zehenring. Brian spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach.
„Mehr hast du nicht zu sagen?“ Tina hob eine zarte Augenbraue.
Brian fuhr sich nervös mit der Hand durch das Haar. „Ich habe es halt versucht, Tina. Was soll ich noch sagen?“ Er musste so schnell wie möglich von hier fort, doch er saß in der Falle.
Tina stand auf, stellte ihr Weinglas auf den Tisch und kam einen Schritt näher. Ihr Top hatte diese zarten Spaghettiträger, die so dünn waren, dass sie genauso gut gar nicht da sein könnten. Ihre Schultern wirkten, als wären sie nackt. Natürlich bedeutete das, dass sie keinen BH darunter trug. Brians Blick wanderte wie von selbst zu ihren Brustspitzen, die sich gegen den dünnen Stoff zu drängen schienen. Die Situation wurde immer unerträglicher.
„Warum bist du so wild darauf, mich aus der Stadt zu jagen, Brian? Kannst du mir wenigstens das sagen?“
„Nein, bin ich überhaupt nicht“, sagte er und fügte innerlich hinzu: Ich bin am Rand der Verzweiflung. Aber das konnte er ihr gegenüber natürlich nicht zugeben. Er konnte sie unmöglich wissen lassen, dass sie ihn immer noch mit nur einem einzigen Blick völlig aus der Fassung bringen konnte.
„Connor hat mich keinen Moment täuschen können“, sagte sie.
„Ja, ich weiß.“ Brian gab sich alle Mühe, den Blick nicht von ihrem Gesicht zu wenden. Selbst das war nicht ganz
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