JULIA COLLECTION Band 16
„Ich wollte dich nur bis zu deinem Wagen begleiten.“
Sie blickte auf seine Hand auf ihrem Arm, und Connor fragte sich, ob sie dieselbe Hitze in ihren Adern spürte wie er.
„Das ist nicht nötig“, versicherte sie ihm und wies nach links. „Hier steht er schon.“
Connor sah zur Seite und sah ihren kleinen, zweitürigen silberfarbenen Wagen, der tatsächlich nur einige Meter von ihnen entfernt und genau unter einer Straßenlaterne stand. Emma war schon immer klug gewesen.
Er nickte anerkennend. „Na schön. Du brauchst mich vielleicht nicht, um zurechtzukommen. Aber ich wollte mich vergewissern.“
„Ich kann allein auf mich aufpassen, Connor. Das war schon immer so.“
„Ich weiß.“ Er hatte sich auch nie Gedanken um ihre Sicherheit gemacht – bis heute. Und er fragte sich, warum das so war. Emma war mit ihm befreundet, und er konnte genauso gut mit ihr über seine Sorgen reden wie mit seinen Freunden auf der Militärbasis. Es war ihm nie in den Sinn gekommen, dass sie eine Frau war.
Nur heute Abend war es selbst ihm unmöglich, in ihr etwas anderes als die unglaublich aufregende, sehr weibliche Frau zu sehen, die sie war. „Tu mir bitte den Gefallen.“
„Warum sollte ich?“
Er lächelte. Das war die Emma, die er kannte – dickköpfig, selbstständig und nicht bereit, so ohne weiteres von jemandem Hilfe anzunehmen. Sie war immer der Meinung, dass sie mit allem allein fertig wurde. „Weil“, sagte er geduldig und strich ihr mit den Fingern über den Ellbogen, „du mich gerade vor den Augen von etwa hundert Zeugen gründlich fertiggemacht hast. Jeder Marine, den ich kenne, wird mich mein ganzes Leben lang durch den Kakao ziehen, weil ich ein Billardspiel gegen dich verloren habe.“
„Drei Spiele“, verbesserte sie ihn, „aber wer zählt schon mit?“
„Zwei Spiele“, sagte er lächelnd. „Und ich zähle sehr wohl mit.“
„Ja, das glaube ich dir.“ Connor war schon immer für eine Herausforderung zu haben gewesen. Deswegen hatte er sich ja auch zu der albernen Wette überreden lassen.
Und die Wette war auch der Grund, weswegen Emma hier war und sich so angezogen hatte wie … Sie wollte lieber nicht darüber nachdenken, wie sie angezogen war. Den ganzen Abend lang war ihr ziemlich unbehaglich zumute gewesen, alle Blicke schienen hungrig auf ihr zu ruhen, und dieses Gefühl hatte ihr überhaupt nicht gefallen. Aber dann war Connor gekommen, danach ging es ihr gleich besser – und seine Blicke genoss sie sogar.
Emma atmete tief und langsam ein und ermahnte sich, sich zusammenzureißen, obwohl es wirklich nicht einfach war. Connors Hand an ihrem Ellbogen genügte schon, um alle möglichen Gefühle in ihr zu wecken. Wie hatte sie nur glauben können, dass es leicht sein würde, ihren Plan durchzuführen? Sie wollte ihn einfach nur wahnsinnig machen vor Verlangen und dann verführen und ihm sagen, dass sie ihn nur hereingelegt hatte, damit er die Wette verlor. Aber sie hatte nicht geglaubt, dass sie auch Gefahr lief, die Kontrolle über ihre Gefühle zu verlieren.
Connors Blicke hatten ihr in den vergangenen zwei Stunden allerdings so sehr eingeheizt, dass es ihr schwerfiel zu atmen. Als Connor ihr dann zum Parkplatz gefolgt war und sie zu Tode erschreckt hatte, war es erst recht um ihren Seelenfrieden geschehen. Und jetzt war er hier und ihr so nahe, dass sie sich in seinen Augen spiegeln konnte.
„Wirst du mir nun erlauben, den galanten Ritter zu spielen?“, fragte er leise. „Oder wirst du mich zwingen, dir in einigem Abstand zu folgen, bis ich sicher bin, dass du sicher zu Hause angekommen bist?“
Fast hätte Emma nachgegeben, weil seine Fürsorge sie rührte, aber sie wehrte sich dagegen. Wenn sie eine Begleitung gewollt hätte, hätte einer der Rausschmeißer der Bar sie bis zu ihrem Wagen bringen können. Dass Connor sich plötzlich wie ein Kavalier der alten Schule benahm, war einerseits schmeichelhaft und andererseits ärgerlich.
Es war ihr schließlich nicht entgangen, dass er sie erst dann wie eine Frau behandelt hatte, als sie sich so angezogen hatte, wie er es von einem weiblichen Wesen erwartete. Wenn sie klug war, würde sie einfach mitspielen und ihn glauben lassen, dass sie wenigstens heute Abend ein zartes, hilfloses Weibchen war. Emma spielte nur eine Sekunde mit dem Gedanken, doch sie brachte es einfach nicht über sich.
„Zuerst musst du mir etwas erklären.“
„Was?“
„Wie kommt es, dass du mir bisher nie angeboten hast, mich bis zu meinem
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