JULIA COLLECTION Band 16
Hörer beleidigt an. „Du brauchst nicht ganz so ungläubig zu klingen, weißt du?“
„Ach, bitte, Emma. Du bist nun wirklich kein Mädchen für eine Nacht.“
„Wieso? Könnte ich doch sein.“
„Ja, klar. Und ich könnte ein Starmodel sein, wenn ich nicht etwa zehn Kilo zu viel drauf hätte.“
„Sehr komisch.“
„Ich versuche gar nicht, komisch zu sein“, sagte Mary Alice streng. „Ich versuche nur, dich zur Vernunft zu bringen, bevor du dich so sehr mit diesem Mann einlässt, dass es dir wieder das Herz bricht.“
„Zuerst warnt mich Connors Bruder Liam vor der Gefahr, dass aus der Verführung Liebe werden könnte, und jetzt auch noch du.“ Emma stieß gereizt die Luft aus. „Mein Herz ist vollkommen sicher. Es sind meine Hormone, die hier verrückt spielen.“
Das brachte Mary Alice erst recht in Fahrt, und eine Flut von Warnungen brach über Emma herein. Während sie ihrer Freundin zuhörte, wanderte ihr Blick durch ihr kleines Reich.
Das Büro stand voller Blumentöpfe, selbst an den Wänden hingen kleine Körbe mit Kletterpflanzen. Die großen Fenster ließen viel Sonne herein und gaben den Blick frei auf die Blumenbeete vor der Werkstatt. Emmas Vater hatte das Geschäft vor mehr als dreißig Jahren eröffnet und sich nie besondere Mühe gegeben, es hübsch aussehen zu lassen. Er hatte sich mit seiner Ehrlichkeit und fairen Preisen einen guten Namen erworben, und als er vor fünf Jahren gestorben war, hatte er das Geschäft Emmas fähigen Händen hinterlassen.
Emma kannte sich gut mit Motoren aus, was wohl auch nicht anders möglich gewesen wäre für das einzige Kind eines Automechanikers. Sie liebte immer noch nichts mehr, als wunderschöne Oldtimer wiederherzustellen, aber in letzter Zeit verbrachte sie mehr Zeit mit der zwangsläufig anfallenden Schreibarbeit, als sich mit den Autos zu beschäftigen. Die beiden Mechaniker, die für sie arbeiteten, waren mehr als gut in ihrem Job und hatten nichts dagegen, von einer Frau Anweisungen zu erhalten, besonders von einer Frau, die so viel von ihrem Job verstand.
„Hallo? Erde an Emma.“
„Was?“ Emma schüttelte den Kopf, seufzte tief und sagte: „Entschuldige. Ich war einen Moment in Gedanken.“
„Ich gebe dir den besten Rat, den du je kriegen kannst, und du hörst gar nicht zu?“
„Das habe ich nicht gesagt. Ich höre dir zu, ich finde nur, dass du ein bisschen übertreibst.“
„Da irrst du dich aber gewaltig. Du hast nicht genug Erfahrung mit Männern, um dich vor ihnen in Acht nehmen zu können.“
„Herzlichen Dank, Mom.“
„Du hast mich schließlich angerufen, um darüber zu reden, oder etwa nicht?“
„Ja.“ Emma hielt inne und schob sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Sie hatte einer vorübergehenden Schwäche nachgegeben und ihre beste Freundin angerufen, um ihr zu sagen, wie nervös sie war. Es lief alles nicht so, wie sie es erwartet hatte. Emma hatte damit gerechnet, dass Connor vor Verlangen durchdrehte – aber doch nicht sie selbst. „Ich erinnere mich.“
„Also rede schon.“
„Ich habe dir schon von dem Abend in der Bar erzählt.“
„Ja“, bestätigte Mary Alice mit einem Seufzer. „Ich wünschte, ich hätte dich sehen können, wie du auf hohen Absätzen hin und herwankst, während du Billard spielst.“
„Ich bin sehr viel besser darin als früher.“ Emma lächelte bei der Erinnerung an die vielen Male, als Mary Alice versucht hatte, ihr beizubringen, wie man auf hohen Absätzen ging, ohne auf den Allerwertesten zu fallen. Das war nur vier Jahre her, und auch damals hatte Emma beschlossen, sich zu verändern, um einen Mann dazu zu bringen, sich in sie zu verlieben. Aber das war gewesen, bevor sie erkannt hatte, dass es nur dann wirklich etwas wert war, wenn der Mann sich in die wahre Emma verliebte.
„Das will ich hoffen“, sagte Mary Alice lachend. „Und du sagst also, dass Connor ganz begeistert war?“
„Wie ein Verhungernder beim Anblick eines Steaks.“
„Das ist sehr gut.“
„Ja, aber seitdem hat er sich nicht wieder blicken lassen.“ Dabei war Emma sicher gewesen, dass Connor gleich am Tag nach ihrem gemeinsamen Billardspiel zu ihr in die Werkstatt kommen würde. So wie er ihre Brüste und ihre Beine angestarrt hatte, hätte sie wetten können, dass er ihr in die Falle gegangen war. Aber die Wette hätte sie wohl verloren.
„Meinst du, er geht dir absichtlich aus dem Weg?“
„Sieht ganz so aus.“
„Dann musst du ihn wirklich beunruhigt haben.“
Emma
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