JULIA COLLECTION Band 16
Aber wenn er nicht gekommen wäre, hätte er nie diese unerwartete Seite Emmas kennengelernt.
Er richtete sich mühsam auf, die Hand krampfhaft um die Kugel geschlossen. Es ist Emma, sagte er sich grimmig. Die gute, alte Emma. Dein Kumpel, deine gute Freundin. Er sah zu ihr hin, und es schnürte ihm die Kehle zu. Ihre blauen Augen schienen heute größer zu sein als sonst. Ihr Mund war verführerisch. Es musste wundervoll sein, sie zu küssen. Ihre weiche, sonnengebräunte Haut hatte die Farbe von Honig und musste sich wundervoll anfühlen. Der Himmel stehe ihm bei!
Sie beobachtete ihn mit einem seltsamen Ausdruck auf dem Gesicht, aber das konnte er ihr kaum übel nehmen. Sie kannten sich jetzt schon zwei Jahre, und noch nie hatte er sich wie ein unsicherer, stotternder Jüngling ihr gegenüber aufgeführt. Und er hatte auch nie darauf geachtet, dass ihre Brüste die perfekte Größe für die Hände eines Mannes hatten.
Sie hielt ihr Queue in der linken Hand und strich schon wieder mit den Fingern an dem polierten Holz entlang. Sie machte ihn wahnsinnig, und er konnte nur noch daran denken, wie sich ihre Finger wohl auf seinem Körper anfühlen mochten.
„Reiß dich endlich zusammen, Reilly“, knurrte er so leise vor sich hin, dass Emma ihn bei der lauten Rockmusik nicht hören konnte. Zumindest hoffte er das. Es wäre ihm wirklich lieber gewesen, wenn Emma nicht merkte, dass er sie nur anzusehen brauchte, um körperlich auf sie zu reagieren – mehr als ihm lieb war.
Das war nur wegen der Wette so. Er war am Ende seiner Kräfte angelangt und konnte nicht die geringste Versuchung ertragen. Aber, du liebe Güte, sah sie fantastisch aus!
„Wie lange brauchst du eigentlich, um ein paar Kugeln in das Dreieck zu legen?“, fragte sie spöttisch, und Connor zuckte verlegen zusammen. „Ein wenig Geduld hat noch nie geschadet“, meinte er knapp.
Sie lachte auf eine ihm völlig ungewohnte, kehlige, verführerische Art, und Connor starrte sie fasziniert an. Er könnte den ganzen Abend so dastehen und ihrem Lachen zuhören.
„Du?“, fragte sie. „Geduldig?“
Sie streichelte immer noch dieses verflixte Queue, und Connor riss hastig den Blick davon los. Aber es war auch nicht viel sicherer, Emma in die Augen zu sehen. Waren die schon immer so unglaublich blau gewesen, so wie ein Sommerhimmel? Er schloss kurz die Augen und unterdrückte ein Stöhnen.
„Ich kann geduldig sein, wenn es sein muss“, erwiderte er. Wie zum Beispiel jetzt. Es war ein sehr langer Monat gewesen, und die verdammte Wette mit seinen Brüdern brachte ihn langsam, aber sicher um den Verstand. Und trotzdem zeigte er sogar große Geduld, selbst wenn Emma ihm nicht glaubte. Und er würde die nächsten zwei Monate auch noch durchhalten.
„Ach ja?“ Sie legte den Kopf schief, und ihre langen Haare glitten wieder über ihre Schulter. „Wie ist dein Billardspiel?“
Er nahm das Dreieck vom Tisch, sodass nur noch die Kugeln auf dem grünen Filz lagen, und zwang sich zu einem lässigen Schulterzucken. „Mach deinen besten Stoß, dann werden wir es ja herausfinden.“
Sie nickte langsam. „Zwanzig Dollar das Spiel.“
„Hoher Einsatz.“
„Was ist los?“, fragte sie lächelnd. „Hast du Angst?“
Mehr war nicht nötig. Sein Stolz gewann nun die Oberhand über seine Hormone. „Ach was. Dich mache ich schon fertig.“
„Wirklich?“, fragte sie leise. „Und wo gedenkst du, mich fertigzumachen?“
Sie wartete nicht auf seine Antwort, beugte sich stattdessen über den Tisch und ließ das Queue zwischen ihren Fingern hin- und hergleiten, während sie ihren Stoß vorbereitete.
Leider bekam Connor auf diese Weise viel zu viel Gelegenheit, die Aussicht auf ihre Brüste zu genießen, die ihr praktisch schon aus dem Top rutschten. Connors Körper befand sich in Sekundenschnelle auf Alarmstufe Rot. Und plötzlich wusste er ganz genau, wo er sie am liebsten fertigmachen würde. Auf einer ebenen Fläche, auf dem verdammten Billardtisch. Hastig rieb er sich die Augen und hätte sich am liebsten selbst einen Kinnhaken verpasst. Er wollte Emma haben, hier und jetzt, und zwar mehr als alles andere in seinem Leben. Das Einzige, was ihn zurückhielt, war, dass er ziemlich sicher war, dass es nicht funktionieren würde. Nur weil er sie begehrte, bedeutete das nicht, dass sie ihn auch haben wollte. Und wenn etwas schlimmer sein würde als die Wette zu verlieren, dann doch wohl, wenn er versuchte, die Wette zu verlieren, und Emma ihm eine Abfuhr
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