JULIA COLLECTION Band 17
zwang sich, die Prospekte ein weiteres Mal durchzublättern. Der Auftrag. Sein Job. „Eindrucksvolle Kollektion“, murmelte er.
„Wer eins ihrer Bilder hat, verkauft es offenbar nur ungern wieder“, erklärte Jack. „Und ich glaube, der Eigentümer dieses Porträts hatte sich in die Künstlerin verliebt. Er hat mir erzählt, dass sie jetzt irgendwo in New England lebt und von einem Kunsthändler in Boston vertreten wird. Das ist jedoch der Stand von vor einigen Jahren.“
„Jedenfalls beweist es, dass unsere Mutter lebt“, sagte Rafe. „Hat dein Galerist dir beschreiben können, wie sie aussieht?“
„Nein. Aber wir haben oft genug gehört, wie ähnlich Kate ihr sieht.“
„Also gut“, begann Brad. „Meine Leute haben nachgeforscht, aber nirgendwo in New England eine Madelyn LeClaire gefunden. Wenn sie dort lebt, tut sie es sehr diskret. Die meisten Menschen hinterlassen irgendwelche Spuren. Führerscheine, Hypotheken, Grundsteuern, Büchereikarten. Irgendetwas. Doch bisher haben wir keinen konkreten Hinweis in Bezug auf Madelyn.“ Wer so lebte wie sie, hat meistens einen guten Grund dafür.
Er sah Jack an. „War dieser Roubilliard sicher, dass seine Informationen stimmen?“
Jack nickte.
„Dann ist es Zeit für einen Ausflug nach Boston. Zu sämtlichen Kunsthändlern“, überlegte Brad laut. Genau dafür war er engagiert worden. Die Stockwells hatten darauf bestanden, dass er sich persönlich um diesen Fall kümmerte, obwohl jeder seiner sechs Detektive ihn hätte übernehmen können. Schließlich war es im Grunde eine Vermisstensache und für ihn und seine Kollegen eine Routineangelegenheit.
„Mein Büro hat bereits eine Liste aller Galerien erstellt, die infrage kommen. Was die Suche langwieriger macht, ist die Tatsache, dass Madelyn eine so vielseitige Künstlerin ist. Sie hat nicht nur gemalt, sondern sie hat sich auch mit Töpferei und Bildhauerei beschäftigt.“
„Du fliegst selbst nach Boston, oder?“, versicherte Rafe sich.
„Morgen früh.“
Die drei Brüder nickten zufrieden. Cord sah auf die Uhr und entschuldigte sich, um zu seiner Frau zu gehen.
„Wie lange wirst du unterwegs sein?“, wollte Kate wissen, und als sie näher kam, nahm er wieder ihren unverwechselbaren Duft wahr.
„Allein in Boston gibt es Dutzende von Galerien und Kunsthändlern“, sagte er und versuchte zu ignorieren, was in ihm vorging.
„Und du kannst sie nicht einfach anrufen?“
„Nein“, erwiderte er knapp. „Keine Angst, Kate, sämtliche Spesen werden nach Abschluss des Falls exakt abgerechnet.“
„Das habe ich nicht gemeint.“
Er zog eine Augenbraue hoch. „Wirklich nicht?“
Plötzlich blitzten ihre hübschen blauen Augen. „Es ist unsere Mutter, nach der wir suchen.“ Mit einer Bewegung ihrer schmalen Hand schloss sie ihre Brüder ein. „Gibt es einen Grund, warum wir uns nicht dafür interessieren sollten, wie du sie finden willst?“
„Kate!“
„Nein, Jack.“ Sie sah ihren Bruder nicht an. „Ich will es wissen.“
„Während ihr beide euch streitet, werde ich meine Frau zu einem heißen Nachmittags-Date entführen“, schmunzelte Rafe und nickte Brad mitfühlend zu, bevor er hinausging und dabei einen weiten Bogen um seine Schwester machte.
Jack lehnte an einem Bücherregal und schien die Szene zu genießen.
„Als Erstes werde ich von meiner Besuchsliste die Galerien und Kunsthändler streichen, die Madelyns Werke nicht in ihrem Programm haben.“ Brad zwang sich, ruhig zu bleiben. Einem Auftraggeber zu erklären, wie er bei seiner Arbeit vorging, hatte ihm noch nie etwas ausgemacht. Wenn das jetzt anders war, musste es daran liegen, dass Kate ihn danach fragte.
„Nun, das könnte ich doch übernehmen“, erwiderte sie. „Was noch?“
„Danach werde ich mit einem Foto des Porträts dort sowie den Prospekten nach Boston fliegen und persönlich die übrig gebliebenen Adressen abklappern.“
„Danke, das reicht“, griff Jack ein, der zu spüren schien, wie mühsam Brad sich beherrschte.
„Aber …“
„Es reicht, Schwesterherz. Brad ist der Beste. Überlassen wir den Rest ihm. Okay?“
Ihr Mund wurde schmal. „Nur eins noch.“ Sie wandte sich wieder Brad zu. „Ich komme mit nach Boston.“
„Was?“ Jack starrte Kate an.
Brad schüttelte den Kopf. „Nein.“
„Ich kann dir helfen“, behauptete sie, und er hörte den verzweifelten Unterton in ihrer Stimme. „Du hast selbst gesagt, dass es Dutzende von Galerien gibt“, erinnerte sie
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