JULIA COLLECTION Band 17
Bett stand, noch eine Weile würde warten müssen.
Kate war spät dran.
Brad sah wieder auf die Uhr und stieg aus dem Wagen. Er schaute zu den Fenstern im Obergeschoss hinauf.
Kates Fenster.
Jedenfalls waren es früher die ihrer Suite gewesen. Unwillkürlich dachte er an den Tag, an dem er an der Hauswand hinaufgeklettert und in ihr Schlafzimmer gestiegen war, um eine Rose auf ihr Kopfkissen zu legen.
Plötzlich bewegte sich hinter einer Scheibe ein Schatten, und als er spürte, wie sein Atem schneller ging, wusste er, dass es Kate war. Vermutlich packt sie gerade lauter Sachen ein, die sie gar nicht brauchen wird, dachte er – wütend auf sich selbst, weil er nachgegeben hatte, und auf sie, weil sie noch nicht reisefertig war.
Am liebsten hätte er gehupt, denn er hatte wenig Lust, das Haus zu betreten. Den protzigen kalten Bau, der von kaltherzigen Menschen bewohnt wurde.
Es gab nur wenige Menschen, die Brad wirklich hasste. Ganz oben auf der Liste stand Caine Stockwell. Deshalb hätte er diesen Auftrag nie übernehmen sollen. Aber er wusste auch, dass er es genau deshalb getan hatte.
Nach einem weiteren Blick auf seine Armbanduhr eilte er die Stufen hinauf. Er läutete nicht, sondern ging einfach hinein. Im Laufe der vergangenen Tage hatte er Mrs. Hightowers herablassende Blicke oft genug ertragen müssen. Offenbar war sie der Ansicht, dass er den Dienstboteneingang auf der Rückseite benutzen sollte.
Er steuerte die Treppe an.
Oben angekommen, wandte er sich dorthin, wo Kates Suite lag. Die Tür war offen, und er sah sie auf und ab gehen.
Sein Blick fiel auf den geöffneten, aber leeren Koffer am Fußende des Bettes.
„Manche Dinge ändern sich nie“, sagte er.
Sie fuhr herum und presste den Hörer mit beiden Händen an die Brust. „Aber manche schon“, erwiderte sie frostig. „Ich hätte meine Tür abschließen sollen.“
„Du solltest wissen, dass Schlösser mich nicht zurückhalten.“
„Einbrechen und Leute belauschen. Na ja, ich nehme an, damit verdient ein professioneller Schnüffler sein Geld.“
„Rümpf darüber nicht die Nase, Prinzessin“, erwiderte er gelassen. „Mein Schnüffeln wird dich zu deiner Mutter führen.“
Stirnrunzelnd warf sie den Hörer auf die strahlend weiße Tagesdecke. „Mrs. Hightower hat mir nicht gesagt, dass du schon hier bist.“
„Mrs. Hightower hat mich gar nicht gesehen“, erwiderte er und beobachtete kopfschüttelnd, wie Kate ein Kleidungsstück nach dem anderen von dem säuberlich gefalteten Stapel auf dem Bett nahm und es sorgfältig im Koffer arrangierte. Er ging hinüber und nahm den kompletten Stapel.
„Was soll das?“, fuhr sie ihn an.
Er stopfte ihn in den Koffer. „Bei deinem Tempo verpassen wir unseren Flug.“ Suchend sah er sich um. Bei ihren gemeinsamen Reisen hatte Kate immer mindestens drei Koffer zu viel mitgenommen. Auf dem Sessel neben der Balkontür stand eine kleinere Reisetasche, die vermutlich Schuhe und Kosmetika enthielt. „Und? Was noch? Das kann nicht alles sein.“
„Warum nicht?“, entgegnete sie.
Er sah sie an, bis sie ihm eine Grimasse schnitt und im benachbarten Ankleidezimmer verschwand. Als sie eine Minute später zurückkehrte, wich sie seinem neugierigen Blick aus und ließ ein Bündel kleinerer Kleidungsstücke in den Koffer fallen. Er erhaschte einen Blick auf pastellfarbene Seide und Spitze, bevor sie hastig den Deckel zuklappte und den Reißverschluss zuzog.
„So, ich bin fertig. Zufrieden?“
„Dreißig Minuten Verspätung. Du bist schneller geworden, Kate.“ Er griff nach dem Koffer und schwang ihn vom Bett.
Sie nahm eine Handtasche, die zu ihrem korallenfarbenen Kleid passte, holte die kleine Reisetasche und ging zur Tür. „Was ist?“, fragte sie, als er keine Anstalten machte, ihr Schlafzimmer zu verlassen. „Ich denke, du hast es eilig.“
„Wo ist der Rest?“
„Welcher Rest?“
„Der Rest deiner Koffer.“
Sie hob die Reisetasche an und zog die Augenbrauen hoch. „Hallo?“
„Komm schon, Kate. Wir haben keine Zeit für so etwas.“
„Dann verschwende sie nicht“, erwiderte sie zuckersüß und trat auf den Korridor. „Wie ich schon sagte, Brad, manche Dinge ändern sich eben doch.“
Er folgte ihr und wünschte, nicht nur ihre Packgewohnheiten hätten sich geändert.
Vor der Villa blieb Kate überrascht stehen. Schwarz, flach, lang und schnittig – der Wagen war alles, wovon Brad immer geträumt hatte. Er nahm ihr die Reisetasche ab und schob sie zusammen mit dem
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