JULIA COLLECTION Band 17
Gesicht darin, wie er es so oft getan hatte, wenn sie morgens zusammen erwachten.
Kate floh ins Bad, drehte die Dusche auf, zog den Schlafan
zug aus und stellte sich unter den Wasserstrahl. Erst dann ließ sie ihren Tränen freien Lauf. Sie trauerte um all das, was nicht gewesen war. Und um all das, was nie sein würde.
8. KAPITEL
„Nein, tut mir leid. Vor zehn Monaten habe ich ein Bild von LeClaire vermittelt, aber nur weil ich vom selben Eigentümer schon ein paar ihrer Skulpturen übernommen hatte. Das Gemälde ging an einen Sammler in Frankreich.“ Rolando Maldovan schloss die Augen. „Sein Name ist …“
„Roubilliard“, ergänzte Brad.
Der schrill gekleidete Galerist nickte. „Genau. Woher wissen Sie das?“
Brad schüttelte nur den Kopf. Es handelte sich um den Kunsthändler, mit dem Jack in Paris zu tun gehabt hatte. Sie drehten sich im Kreis. Und obwohl so etwas in seinem Beruf häufiger vorkam, ärgerte er sich dieses Mal besonders darüber.
Vor allem deshalb, weil er Kate anmerkte, wie niedergeschlagen sie war. Selbst die leichte Bräune, die sie auf den weiten Wegen quer durch Boston bekommen hatte, täuschte nicht darüber hinweg.
Er machte sich Sorgen um sie. Als sie an diesem Morgen aus dem Bad gekommen war, hatte er ihr die Tränen angesehen, die sie unter der Dusche geweint hatte.
„Wissen Sie noch, was für ein Bild es war?“, fragte er Maldovan. Es half ihnen zwar nicht weiter, aber Brad hatte die Angewohnheit, mehr Informationen zu sammeln, als er brauchte.
„Ich erinnere mich sogar sehr gut daran. Es war ein kleines Seestück. Vermutlich in der Nähe von Cape Cod gemalt. Sehr hübsch.“
Brad nickte. „Vielen Dank, dass Sie sich für uns Zeit genommen haben.“
„Es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht mehr erzählen kann. Die LeClaires haben einen guten Ruf. Ihre Preise steigen beständig. Ihre Skulpturen laufen auch nicht schlecht, obwohl sie nur ein paar wirklich moderne Stücke gemacht hat.“
Brad verabschiedete sich von dem Galeristen, nahm Kates kalte Hand und steuerte dem Ausgang zu.
„Augenblick“, rief Maldovan ihnen nach. „Vielleicht sollten Sie bei Deane nachfragen, wenn Sie ein Ölgemälde suchen.“
Brad drehte sich zu ihm um. „Deane? Marissa Deane?“
„Ja. Sie stellt einige Künstler von LeClaires Format aus. Wesentlich traditionellere Arbeiten, wissen Sie“, fügte er mit gelangweiltem Gesichtsausdruck hinzu.
„Ihre Galerie ist wegen Renovierung geschlossen“, sagte Brad.
„Ja. Vandalismus, fürchte ich.“
„Auf dem Schild im Fenster steht, dass sie morgen wieder eröffnet.“
„So?“ Maldovan strich mit seiner manikürten Hand das gerüschte Etwas glatt, das vermutlich eine Art Krawatte sein sollte. „Ich habe länger nicht mehr mit ihr gesprochen. Wir verkehren nicht in denselben Kreisen. Aber wenn Sie ein Ölgemälde von LeClaire suchen, sind Sie bei ihr an der richtigen Adresse.“
Brad fühlte, wie Kates Hand in seiner zitterte. Hastig verließ er mit ihr die Galerie.
Aufgeregt sah sie ihn an.
Er zog sie aus dem Gedränge auf dem Bürgersteig zur Backsteinwand der Galerie. „Fühlst du dich nicht gut?“
Sie schluckte mühsam. Vor seinen Augen verschwand ihre Verletzlichkeit hinter der Fassade der unerschütterlichen Kate Stockwell. „Alles in Ordnung“, versicherte sie mit fester Stimme.
Er atmete tief durch und traf eine Entscheidung, die er zweifellos noch bereuen würde. „Hör mal, Kate. Wir können für den Rest des Tages Galerien abklappern. Oder ich versuche, diese Marissa Deane aufzuspüren.“
Ihre Augen wurden groß. „Das könntest du?“
Er würde alles tun, um den ängstlichen Ausdruck aus ihren Augen zu verbannen. Kate Stockwell war gereizt oder spöttisch schon unwiderstehlich, aber als zitternde, verletzliche Frau raubte sie ihm die Fassung. Dies war die Kate, die im Schlaf aufschrie, in den Albträumen, von denen sie am Tag darauf nichts mehr wusste – oder wissen wollte.
„Ich könnte es versuchen“, korrigierte er sie.
Sie nagte an ihrer Lippe.
Er wartete.
Sie sagte noch immer nichts.
„Also, was sollen wir tun?“, drängte er schließlich.
„Finde Marissa Deane“, flüsterte sie.
Brad nickte. „Okay.“
Als Erstes gingen sie zur Galerie. Das Schild hing noch im Schaufenster, und die Tür war fest verschlossen.
Sie nahmen ein Taxi zurück ins Hotel, wo er ein paar Telefonate führte. Kurz darauf saßen sie im nächsten Taxi und fuhren zu Marissa Deanes Anschrift, denn ihre
Weitere Kostenlose Bücher