JULIA COLLECTION Band 17
„Was hast du?“
„Nichts. Ich mag Omelett nicht mehr. Und deine selbstherrliche Art auch nicht.“
Er kniff die Augen zusammen. „Es geht nur um ein Omelett, Prinzessin.“ Aber er verstand, was sie meinte. Er hatte für sie entschieden, obwohl es ihm egal sein sollte, was sie aß.
Aber er erinnerte sich daran, wie sie in der winzigen Wohnung gelebt hatten. Erinnerte sich an die Sonntagmorgen. Wenn er nicht arbeitete und sie nicht malte. Wenn er nicht studierte und sie keinen Pflichtbesuch bei ihrer Familie absolvierte.
Heißer Kaffee, die Zeitung auf dem Bett verstreut und ein Omelett, aus einem nahe gelegenen Restaurant direkt in die Wohnung geliefert, die sie heimlich miteinander teilten. Es kostete jedes Mal ein Vermögen, aber er protestierte nicht, weil sie es liebte.
Und er hatte sie geliebt.
„Dann ändere die Bestellung“, sagte er und unterdrückte die Erinnerungen, die auf ihn einströmten. „Iss Toast oder keinen Toast. Und fall nachher von mir aus in Ohnmacht, weil du nichts gegessen hast.“
Sie wollte etwas erwidern, doch die Kellnerin erschien mit ihrem Cappuccino und Brads Orangensaft.
Kate legte die schlanken Finger um den großen Becher. Sie sah Brad nicht an. Das Haar fiel ihr ins Gesicht, verbarg jedoch nicht die Träne, die ihr langsam über die Wange rann.
Sein Zorn fiel von ihm ab, und er fühlte … Verdammt, er wusste nicht, was er fühlte. Er wusste nur, dass sie wieder außer Reichweite war, von unendlich hohen Mauern umgeben. Das Problem war nur, dass diese Mauern aus Glas waren, dass er sah, wie sehr sie litt, und nichts dagegen tun konnte.
Sie rief die Kellnerin nicht zurück, um die Bestellung zu ändern. Er trank seinen Orangensaft. Schweigend saßen sie da, inmitten des fröhlichen Trubels in dem überfüllten Restaurant. Ihr Essen wurde serviert. Tommy erkundigte sich, ob alles in Ordnung war, und verschwand, als aufgeregte Stimmen aus der Küche drangen.
„Wie lange kennst du Tommy schon?“
Kates leise Frage überraschte ihn.
Er legte die Gabel hin und nahm einen Schluck von dem schwarzen Kaffee, den Tommy ihm eingegossen hatte. „Sieben Jahre.“
Sie nickte, starrte aber noch immer auf ihren Teller. „Er scheint … sehr beliebt zu sein. Wo hast du ihn kennengelernt?“
„Hier in Boston. Er war mal Polizist.“
„Oh. Seid ihr euch bei einem Fall begegnet?“
„Nein“, antwortete Brad ruhig. „Wir sind uns begegnet, als er in einer Bar eine Schlägerei beendete.“
Endlich hob sie den Blick. „Ich verstehe.“
Nein, das tat sie nicht. „Ich war einer der Idioten, die sich geprügelt haben.“ Er wartete auf ihr Entsetzen, ihre Verachtung.
Aber ihre Miene veränderte sich nicht, nur die Augen wurden ein wenig weiter. „Warum?“
„Weil ich betrunken war, Kate. Und wie von Sinnen, weil ich so viele Schmerztabletten genommen hatte.“
Klappernd landete ihre Gabel auf dem Teller. „Brad …“
„Hör zu, vergiss es einfach. Tommy war immer ein guter Freund für mich.“
„Du hast nie mehr als ab und zu ein Bier getrunken“, erinnerte sie sich nach einem kurzen Schweigen. „Du hast nicht mal gestern Abend zur Pizza etwas getrunken. Und Schmerzmittel …“
„Ich trinke nicht, wenn ich einen Fall bearbeite.“
Kate starrte ihn an. Sie wollte so gern verstehen, was hinter seiner kühlen Fassade vorging. Aber ein Meer aus Trauer schien sie zu trennen, und sie hatte Angst, darin unterzugehen. „Richtig“, flüsterte sie. „Du hast einen Fall. Es war dumm von mir, das zu vergessen.“ Sie warf die Serviette auf den Tisch und stand auf. „Zumal es unser Fall ist.“
„Wohin willst du?“
Sie musste weg. Weg von der Vergangenheit. Und weg von einer Zukunft, in der sich kein einziger ihrer Träume erfüllen würde. Aber vor allem weg von diesem Mann, der sie Dinge fühlen ließ, die sie nicht fühlen durfte.
„Ich …“
Er sprang auf und hielt sie an den Schultern fest. „Du lässt mich nicht wieder sitzen, Kate. Nicht dieses Mal.“
Sie wand sich in seinem Griff, aber er ließ nicht los. „Brad …“
„Alles okay hier?“
Kate drehte sich zu Tommy um, der hinter ihnen stand, ein leichtes Runzeln auf der Stirn.
„Ja“, erwiderte Brad. „Hast du irgendwo einen ruhigeren …“
„Durch die Küche“, unterbrach Tommy ihn. „Die Treppe hoch.“
Weil sie keine Szene machen wollte, ließ Kate sich von Brad durchs Restaurant, die offene Küche, eine Schwingtür am anderen Ende, die schmalen Stufen hinauf und schließlich
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