JULIA COLLECTION Band 17
in ein kleines Zimmer führen, in dem Aktenschränke, ein Schreibtisch, ein Stuhl und eine alte Couch standen.
Brad ließ sie los und lehnte sich gegen die Tür, die er hinter ihnen geschlossen hatte.
Kate rieb sich das Handgelenk. Sein Griff hatte ihr nicht wehgetan, aber die Haut kribbelte von seiner Berührung.
„Ich habe dir nicht wehgetan“, sagte er.
Sie schluckte, schob die Hände in die Taschen und schaute aus dem schmalen Fenster. „Nein. Du hast mir nicht wehgetan.“
„Jedenfalls nicht dieses Mal.“
Der Unfall, dachte sie, immer wieder kommen wir auf den Unfall zurück. Auf den Punkt, an dem sie alles verloren hatte, was ihr wichtig war. Unwiederbringlich.
Langsam drehte sie sich zu ihm um. „Ein anderes Mal auch nicht“, sagte sie heiser.
Seine Lippen zuckten. „Wie viele Knochen waren gebrochen, Kate?“
Sie streckte den rechten Arm aus. Die Narben am Handgelenk waren schmal und kaum noch zu erkennen. Sie bewegte die Finger. „Alles verheilt, Brad.“ Es hatte zwei komplizierte Operationen und ein Jahr Krankengymnastik gebraucht, aber die Brüche waren verheilt. „Und es war ebenso wenig deine Schuld wie meine. Der andere Fahrer war schuld, ganz einfach.“
Sie ließ den Arm sinken. „Ich habe meinen Traumberuf nicht durch den Unfall verloren, Brad. Durch den habe ich nichts verloren.“
Sie atmete tief durch.
„Nur dich“, fügte sie leise hinzu.
9. KAPITEL
Nur dich.
Kates Worte hingen im Raum.
Sie wünschte, sie könnte sie zurücknehmen und so tun, als hätte sie diese Worte nie ausgesprochen. Als wäre sie wirklich so kühl und distanziert und unerschütterlich, wie jeder zu glauben schien.
„Du hast mich nicht verloren, Kate“, korrigierte Brad schließlich. „Du hast mich mit einem Tritt aus deinem Leben befördert. Und ich weiß nicht, was für ein Spiel du jetzt mit mir treibst.“
„Spiel? Glaub mir, Brad, das hier macht mir ebenso wenig Spaß wie dir.“ Es klang nicht so spitz und schnippisch, wie sie eigentlich beabsichtigt hatte. Und ihre Augen schmerzten von den Tränen, die sie mühsam unterdrückte.
Brad stieß sich von der Tür ab. „Du sagst, dass du mir keine Schuld an dem Unfall gibst. Wenn das stimmt, warum durfte ich dich nicht mal im Krankenhaus besuchen?“
Sie wurde blass und zog die Stirn kraus. „Was?“
„Ach, komm schon, Kate. Du weißt ganz genau, dass ich es mehrfach versucht habe. Und als ich endlich herausfand, in welchem Zimmer sie dich versteckten, hast du einfach nur dagelegen und kein Wort gesagt.“
Sie ließ sich auf die Couch sinken. „Du warst im Krankenhaus?“
„Natürlich. Wo zum Teufel hätte ich sonst sein sollen?“
Kate starrte auf ihre Hände. „Ich kann mich an nichts mehr erinnern. Nur an den Streit auf der Hochzeitsfeier, bevor wir losfuhren. Und an den Lastwagen, der direkt auf uns zukam.“
„Streit?“
Sie schluckte. „Du hast zu mir gesagt, wenn ich unbedingt heiraten will …“
„Sollst du dir einen anderen suchen.“ Ja, das hatte er gesagt. In einem kindischen Anfall von Zorn und Eifersucht.
Sie schaute wieder aus dem Fenster und antwortete nicht, aber in ihren Augen schimmerten Tränen.
Aber er litt auch. „Und genau das hast du dann ja auch getan. Weniger als ein Jahr später bist du mit meinem Freund Hamilton vor den Altar getreten. Es war die prächtigste Hochzeit, die Grandview je gesehen hatte.“
Sie presste sich die zitternden Fingerspitzen an die Stirn. „Könnten wir Hamilton herauslassen?“
„Sicher, Kate. Er war nur dein Ehemann. Du hast mit ihm in der Kirche gestanden und ein Gelöbnis abgelegt.“
Sie hob den Blick. „Ich wusste es nicht, Brad. Ich schwöre dir, ich wusste nicht, dass du im Krankenhaus warst.“
„Natürlich.“
„Wirklich.“ Fröstelnd schlang sie die Arme um sich. „Als ich aus der Ohnmacht erwachte, habe ich nach dir gefragt, Brad. Niemand wollte mir etwas sagen. Zuerst glaubte ich, du wärst …“ Sie schloss die Augen, und eine Träne lief über ihre Wange. „Tot. Und dass sie es mir nicht sagten, weil sie Angst hatten, dass ich dann auch sterben wollte.“
Ihre heiseren Worte hallten durch das kleine Büro.
Brad schob einen Stapel Speisekarten von dem Hocker, der vor der Couch stand, und setzte sich. Er zog ein gefaltetes Taschentuch heraus und gab es ihr.
„Ich habe die Ärzte gebeten, mich auf eigene Gefahr zu entlassen“, sagte er, als er sicher war, dass er ihren sterbenden Vater nicht verfluchen würde. „Am Morgen
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