JULIA COLLECTION Band 17
könnte ihr die Flasche geben …“
Die Schmetterlinge in ihrem Bauch wurden wieder unruhig.
Das ist nicht gut, dachte Hannah. Pass auf dich auf, Mädchen.
Cord legte die Stirn in Falten. „Sind Sie okay?“
„Sicher. Warum?“
„Sie wirken heute Morgen so abgelenkt.“
„Nein, das bin ich nicht. Wenn Becky Hunger hätte, würde ich das wissen.“
„Hörst du das?“, sagte er zu seiner Tochter. „Miss Miller meint, dass du keinen Hunger hast. Ist das so?“
Er schüttelte die Rassel, und Becky lachte glucksend.
„Ich nehme an, das heißt Ja.“ Er gab ihr einen Kuss auf den kleinen runden Bauch und kitzelte sie mit den Lippen.
Becky krähte vor Vergnügen.
Und Hannah wurden die Knie weich.
Zum Glück bemerkte Cord Stockwell es nicht, weil er mit seiner Tochter beschäftigt war.
„Wenn Sie ein paar Minuten hierbleiben“, sagte Hannah nach einer Weile, „würde ich gern …“
Er hob den Kopf. „Sie wollen uns allein lassen?“
Seine Miene war besorgt, und sie unterdrückte ein Lächeln. „Ich bin nur zwei Zimmer entfernt. Rufen Sie einfach, wenn Sie mich brauchen.“
„Warten Sie. Becky wird doch keine frische Windel brauchen, oder?“
„Der Ernstfall?“ Sie lächelte spöttisch. „Ist das Ihr … Ernst?“
„Der Ernstfall. Mehr als nur nass, meine ich. Mit nass komme ich klar, glaube ich. Aber wenn es mehr ist, werde ich Hilfe brauchen“, gestand er verlegen.
„Ich verstehe.“
„Warum sehen Sie mich so eigenartig an, Miss Miller?“
„Mr. Stockwell, ich sehe Sie nicht eigenartig an.“
„Das hoffe ich. Ich bin ein Mann, der bei einer vollen Windel Hilfe braucht und sich dafür nicht schämt. Ist das zwischen uns klar?“
„Ja.“
„Gut.“
„Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen“, beruhigte sie ihn. „Der Ernstfall war erst vor einer halben Stunde.“
„Warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Na los, machen Sie eine Pause. Haben Sie schon gefrühstückt?“
„Noch nicht. Mrs. Hightower hat gesagt, ich soll in der Küche anrufen, wenn ich so weit bin. Das werde ich jetzt tun.“
Er knurrte zustimmend und beugte sich wieder über Becky.
In ihrem Zimmer streifte Hannah die Schuhe ab und bestellte sich in der Küche pochierte Eier, Toast, Tomatensaft und Kaffee. Sie erfuhr, dass es etwa zwanzig Minuten dauern würde, bedankte sich und staunte über ein Haus, in dem man das Frühstück telefonisch orderte – wie in einem Hotel.
Dann rief sie die Zeitungen an und gab die Anzeigen auf. Die ganze Zeit hörte sie über das Babyfon Cords tiefe Stimme und Beckys Babylaute. Cord wurde immer leiser. Es klang, als würde er seiner Tochter eine Geschichte erzählen. Ab und zu schnappte Hannah einen Satz auf. „Der erste Caine Stockwell war Rancher, aber kein sehr guter. Und mein Großvater Noah hat dieses Haus gebaut …“
Sie musste lächeln. Becky lernte schon mit drei Monaten, was es hieß, eine Stockwell zu sein.
Wenig später brachte ein Hausmädchen das Frühstück, und Hannah trank gerade einen Schluck Kaffee, als es leise an der Tür klopfte.
Es war Cord, mit dem Jackett über dem Arm und ohne Becky.
Er legte einen Finger an die Lippen. „Ich habe ihr alles über die Ölkrise in den Siebzigerjahren erzählt. Erst dachte ich, sie würde fasziniert zuhören, aber dann sah ich, dass sie eingeschlafen war. Fast hätte ich sie geweckt, um ihr zu sagen, dass ein kleines Mädchen niemals einschlafen sollte, wenn sein Daddy mit ihr spricht.“
„Aber das haben Sie nicht.“
„Sie wird mir schon zuhören, wenn sie älter wird, meinen Sie nicht auch?“
„Bestimmt. Jedenfalls bis sie zwölf oder dreizehn ist. Danach wird sie mindestens die nächsten zehn Jahre alles ignorieren, was Sie sagen.“
„Das ist ermutigend“, knurrte er.
„Man nennt es auch die Teenagerzeit. Zum Glück geht sie meistens vorbei. Also haben Sie sie hingelegt?“
„In ihr Bett“, verkündete er stolz. Eine dunkle Strähne war ihm in die Stirn gefallen. Hannah umklammerte ihre Tasse mit beiden Händen. Auf die Weise geriet sie nicht in Versuchung, sie ihm aus dem Gesicht zu streichen.
„Dann hole ich Sie und Becky um elf ab?“
„Wir werden bereit sein“, versprach Hannah.
Cord war pünktlich. Er trug eine Kakihose, ein grünes Poloshirt und Halbschuhe aus Wildleder – und sah nicht besonders texanisch aus.
„Jetzt fehlt Ihnen nur noch der lässig um die Schultern geworfene Kaschmirpullover“, entfuhr es Hannah.
„Wozu?“, fragte er.
„Um wie jemand
Weitere Kostenlose Bücher