JULIA COLLECTION Band 17
erstarrte.
„Es ist ein Blatt“, flüsterte er. „In Ihrem Haar.“
„Lassen Sie nur.“
„Nein.“ Er hielt ihre Hand fest.
Seine Berührung war leicht, der Griff fest, seine Haut warm. Oder heiß? Ja, heiß. Und die Hitze strahlte aus, ging auf sie über.
Seine Hitze wanderte ihren Arm hinauf, über die Schultern, den Nacken und den anderen Arm hinunter.
Hinunter. Durch ihren ganzen Körper.
Hannah seufzte, obwohl sie wusste, dass sie es nicht tun sollte. Sie hörte Beckys fröhliche Laute und starrte in Cords blaue Augen. Azur, Aquamarin, Marine, Kobalt und etwas Exotischeres. Wie hieß es noch gleich? Lapislazuli.
„Ich mache das schon“, sagte er.
Und sie brachte nicht mehr als ein Nicken zustande.
6. KAPITEL
Es hat nichts zu bedeuten, versuchte Hanna sich einzureden. Ein Blatt in ihrem Haar. Eine herausfordernd galante Geste eines Mannes, der mit Frauen spielte.
Nichts. Cord entfernte das Blatt und zeigte es ihr hin.
„Nur ein Blatt“, sagte er.
Und dann ließ er es fallen. Es segelte abwärts, und sie sah ihm nach. Es war ein warmer Tag, der immer heißer wurde. Zu heiß.
Becky wurde unruhig.
Hannah nutzte ihre Chance. „Vermutlich braucht sie eine frische Windel. Wir sollten wieder ins Haus gehen.“
„Wir waren noch nicht am Teich.“
Sie sah ihn an. In die Augen. In das Blau. Mehr war es nicht. Blau.
„Ich möchte zurück“, beharrte sie.
Er erwiderte ihren Blick, und es kam ihr vor wie eine Ewigkeit. Es erschien ihr so intim, und sie sah sich, wie sie einmal gewesen war. So jung. So allein. So voller Sehnsucht … nach jemandem, der ihr gehörte. Sie war leichtsinnig gewesen, hatte den falschen Menschen vertraut. Und der Preis dafür war hoch gewesen. So hoch, dass er sie fast zerstört hatte. Das durfte nie wieder geschehen.
Hannah wendete die Sportkarre, doch Cord Stockwell stand mitten auf dem Pfad. Ihr Herz schlug schneller, und sie begann zu schwitzen.
„Sie sind im Weg“, sagte sie.
„Wollen Sie denn nicht den Teich sehen, in dem meine Mutter und mein Onkel ertrunken sind?“
Sie traute ihren Ohren nicht. „Was?“
Hatte sie sich verhört? „Schon gut. Sie haben recht. Es ist Zeit zurückzukehren“, murmelte er.
Er gab den Weg frei und passte sich ihrem Schritt an, als sie die Villa ansteuerte, die aus der Ferne noch imposanter wirkte.
Am Nachmittag sprach Hannah mit zwei Bewerberinnen. Beide waren nicht unsympathisch und hatten gute Zeugnisse.
Aber die ältere wirkte ein wenig zu kühl. Die jüngere hatte die Angewohnheit, die Beine übereinanderzuschlagen und mit dem Fuß zu wippen. Hannah fragte sich, ob Becky es irgendwann nachmachen würde.
Also dankte sie den Frauen und schickte sie wieder fort.
War sie zu kritisch? Nein, sie wollte das Beste für Becky. Und dies war der erste Tag. Für morgen hatten sich zahlreiche Bewerberinnen angemeldet. Zweifellos würde sie darunter die Richtige finden.
Cord hielt sich für den Rest des Tages von ihr fern. Das war ihr recht, denn der kurze Moment auf dem Pfad zum Teich hatte sie zutiefst aufgewühlt.
Sie musste ein Kindermädchen finden, das ideale Kindermädchen, dann würde sie Mr. Cord Stockwell aus ihrem Gedächtnis streichen können.
Hatte er das wirklich gesagt? Dass seine Mutter und sein Onkel im Teich ertrunken waren? Oder hatte sie sich verhört?
Nein. Wie sollte sie darauf gekommen sein?
Er hatte es gesagt. Aber war es wahr?
Es musste doch in der Zeitung gestanden haben. Sie würde nachfragen. Vielleicht bei einem der Hausmädchen …
Hör auf, befahl Hannah sich streng. Es konnte Becky nur schaden.
Aber Hannah war neugierig. Sie wollte alles über Cord Stockwells Familie wissen. Über ihn.
Und das beunruhigte sie. Das beunruhigte sie sehr.
Am Nachmittag rief Cord Jerralyn an und verabredete sich mit ihr zum Abendessen – bei ihr zu Hause. Er brauchte etwas Ablenkung – wovon, darüber wollte er lieber nicht nachdenken.
Er arbeitete bis acht, duschte und zog sich um. Um neun klopfte er an Jerralyns Tür im exklusiven Turtle Creek.
Es gab Filet mignon mit Möhrenscheiben und Mandelsplittern. Cord hatte zwei Flaschen guten Merlot mitgebracht, und sie aßen bei Kerzenschein. Danach setzten sie sich ins Wohnzimmer, nippten am Wein und redeten.
Irgendwann stellte Jerralyn ihr Glas ab und beugte sich zu ihm. „Darauf habe ich den ganzen Tag gewartet“, flüsterte sie, und der Duft ihres teuren Parfüms stieg ihm in die Nase.
Er küsste sie.
Der Kuss dauerte lange, aber es hatte keinen
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