JULIA COLLECTION Band 17
Ich … habe keine eigenen Kinder.“
„Bestimmt bekommen Sie eines Tages welche“, versicherte Hannah ihr hastig.
Kate zuckte mit den Schultern. „Hier. Nehmen Sie sie wieder. Ich habe um neun den ersten Termin und muss los.“
Hannah nahm ihr das Baby ab, und Kate wandte sich zum Gehen.
Plötzlich erschien Cord in der Tür. „Kate“, sagte er erfreut.
Liebevoll strich sie ihm über die Wange. „Hannah hat mir erlaubt, Becky zu halten. Ich war hingerissen. Wir müssen vorsichtig sein, sonst verwöhnen wir sie zu sehr.“
Er schmunzelte. „Ich fürchte, das werden wir auf jeden Fall tun.“
„Besser nicht.“ Kate machte eine tiefe Männerstimme nach. „Nichts ist schlimmer als ein verdammtes verzogenes Balg.“
Zwei blaue Augenpaare wurden schlagartig ernst.
„Meinst du, wir sollten sie zu ihm bringen?“, fragte Kate.
Cord schüttelte den Kopf. „Ich habe dir doch erzählt, dass er gestern außer sich war. Komplett von Sinnen.“
„Ich habe um sechs nach ihm gesehen.“
„Und?“
„Er schlief.“
„Er steht unter so vielen Medikamenten, dass er entweder tobt oder halb im Koma liegt.“
Kate seufzte. „Hat er gefragt, ob er sie sehen kann?“
„Nein.“
„Dann vergiss meinen Vorschlag.“ Kate schob sich an ihm vorbei. „Ich muss fahren.“ Sie winkte über die Schulter. „Ich komme wieder, Hannah.“
Hannah winkte zurück. „Jederzeit.“ Dann war sie fort.
Cord jedoch blieb zurück und zog die Jacke seines eleganten grauen Sommeranzugs aus. „Mein Vater“, murmelte er, als würde das alles erklären.
„Gestern Nachmittag“, begann Hannah. „Als Sie plötzlich wegmussten …“
„Richtig. Ich habe ihm von Becky erzählt. Aber er ist … sehr verwirrt. Vermutlich liegt das an den starken Schmerzmitteln. Ich möchte ja, dass er seine Enkelin sieht. Aber sein Verhalten ist unberechenbar. Manchmal wird er gewalttätig. Er war nie ein sehr freundlicher Mensch, aber in letzter Zeit …“ Er ließ den grimmigen Satz unvollendet.
„Das tut mir leid.“
Er nickte. „Sie und meine kleine Schwester scheinen sich gut zu verstehen.“
Hannah nahm Beckys winzige Hand in ihre. „Ich mag Kate. Sie ist so natürlich.“
„Kein hoffnungslos eingebildeter Snob wie manch anderer Stockwell.“ Er warf das Jackett über einen Stuhl und schlenderte auf sie zu.
Sie spürte, wie sich tief in ihr etwas regte, und befahl sich, es zu ignorieren. „Ich habe nie gesagt, dass Sie ein hoffnungslos eingebildeter Snob sind.“
„Aber Sie haben es gedacht.“ Er griff nach Becky.
Hannah reichte sie ihm. „Keineswegs.“ Das war eine Lüge, aber sie diente einem guten Zweck. „Und Sie brauchen eine Windel an Ihrer Schulter.“
„Dann geben Sie mir Ihre.“
Sie tat es, und er schaute ihr an Becky vorbei direkt in die Augen. Die Schmetterlinge in ihrem Bauch flatterten noch wilder umher. Hannah wich zurück, schaffte es jedoch nicht, den Blickkontakt abzubrechen. Sie starrten einander an, bis Becky zu brabbeln begann.
Cord blinzelte. Hannah ebenfalls.
Und alles war wieder normal.
Mehr oder weniger.
„Was steht heute auf dem Plan?“, fragte er.
Sie erzählte ihm, was sie Kate gesagt hatte – dass sie die Zeitungen und Agenturen anrufen und vielleicht sogar ein oder zwei Einstellungsgespräche führen wollte. „Und solange es heute Morgen noch einigermaßen kühl ist, werde ich Becky in die schicke Sportkarre setzen und mit ihr einen Spaziergang machen. Sind Sie damit einverstanden?“
„Natürlich. Wann?“
Hannah runzelte die Stirn. War das wichtig?
Er beantwortete ihre ungestellte Frage. „Ich würde Sie gern begleiten … wenn Sie nichts dagegen haben.“
Sie sah ihn an. Hatte sie etwas dagegen? Es gab keinen Grund dazu.
Abgesehen davon, dass sie nicht erwartet hatte, ihm so häufig zu begegnen. Aber wenn der Test bestätigte, dass er der Vater war, würde Becky hier aufwachsen. Da konnte sie ihr schlecht verwehren, so viel Zeit wie möglich mit ihm zu verbringen.
Sie rang sich ein strahlendes Lächeln ab. „Natürlich können Sie gern mitkommen. Ich dachte nur … na ja, dass Sie hart arbeiten.“
„Das tue ich. Aber zum Glück bin ich mein eigener Herr und kann mir ab und zu eine Stunde freinehmen.“
„Na gut. Sagen wir, um elf.“
„Elf ist gut.“ Er legte Becky auf die Wickelkommode, nahm die Rassel aus dem Regal und schüttelte sie. Das kleine Mädchen blinzelte und kicherte.
„Sie ist ein fröhliches Mädchen“, sagte er und sah Hannah an. „Ich
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