JULIA COLLECTION Band 17
er aufstand, tat sie es auch.
Er schob die Sportkarre. Seite an Seite spazierten sie über den Pfad die sanft geschwungene Anhöhe hinauf. Im Haus half er ihr, den Kinderwagen nach oben zu tragen, bevor er wieder nach unten ging, um in seinem Büro zu arbeiten.
Hannah legte die noch immer schlafende Becky hin. In ihrem Zimmer streifte sie die Schuhe ab, legte sich aufs Bett und starrte an die Decke. Obwohl sie wach war, träumte sie von Augen, in deren strahlendem Blau winzige schwarze Punkte glitzerten.
8. KAPITEL
An diesem Tag empfing Hannah sechs Bewerberinnen.
Und sechs am Dienstag. Seit sie sich einverstanden erklärt hatte, für eine kurze Weile in der Villa der Stockwells zu bleiben und sich selbst um Becky zu kümmern, waren drei Tage vergangen.
Eigentlich war das nicht sehr lange.
Am Freitag sprach sie mit fünf weiteren möglichen Kindermädchen.
Wie zuvor, so war auch dieses Mal keine dabei, die ihr gefiel. Entweder waren die Zeugnisse nicht gut genug, oder etwas, das sie sagten oder taten, schreckte Hannah ab.
Becky hatte das Beste verdient. Hannah hatte vor, dafür zu sorgen, dass sie es auch bekam – auch wenn es mehr Zeit in Anspruch nahm, als sie erwartet hatte. Ihr Urlaub war seit Freitag zu Ende. Aber Cord bestand darauf, sie zu bezahlen, also würde sie noch eine Weile bleiben. Sie rief im Jugendamt an und bat darum, eine Woche unbezahlten Urlaub nehmen zu dürfen. Ihr Vorgesetzter im Jugendamt war damit einverstanden. Hannahs Arbeit dort war schwierig, anstrengend und zeitraubend – ein Beruf, den man auch als Berufung empfinden musste. Ihr Abteilungsleiter wusste das und wollte sie nicht verlieren. Also wünschte er ihr ein paar erholsame Tage und bat sie, am Montag, dem Fünfundzwanzigsten, wieder zum Dienst zu erscheinen. Sie versprach es ihm, denn sie war sicher, dass sie ihr Ziel bis dahin erreicht haben würde.
Cord kam regelmäßig ins Kinderzimmer, täglich drei oder vier Mal. Bisher war er ein wesentlich interessierterer und engagierterer Vater gewesen, als sie es sich je vorgestellt hatte. Und langsam gewöhnte sie sich sogar an das Herzklopfen, das sein Anblick und der Klang seiner Stimme bei ihr hervorriefen.
Nur manchmal, wenn er sie ansah, wurde ihr klar, dass sie ein Problem hatte. Sie fand ihn viel zu attraktiv und sollte sich vor dem gefährlichen Charme eines Mannes wie Cord Stockwell in Acht nehmen.
Aber sie hatte der Versuchung nicht nachgegeben – und würde es auch nie tun.
Nichts war passiert.
Und das würde es auch nicht.
Er berührte sie nie anders als mit vollkommen harmlosen Gesten. Er hielt Wort.
Ihre Tage nahmen eine angenehme Routine an.
Frühmorgens schaute er als Erstes nach seiner Tochter. Später, so gegen halb zehn, unternahmen sie zusammen einen Spaziergang über das Anwesen. Am Mittwoch kam er mittags noch einmal vorbei und am Donnerstag ein wenig später. Jeden Abend gegen elf erschien er, um Becky die letzte Flasche des Tages zu geben.
Und wann immer er im Kinderzimmer auftauchte, ergab sich für Hannah und ihn die Gelegenheit zu einem Gespräch. Beiden erschien es ganz selbstverständlich, dass sie ein paar Minuten miteinander redeten. Es war seltsam, aber nach der anfänglichen Anspannung zwischen ihnen sprachen sie jetzt so offen und gelöst miteinander, als würden sie sich schon jahrelang kennen.
Er erzählte ihr mehr über seine Familie und darüber, wie es gewesen war, als ein Stockwell aufzuwachsen. Sie plauderte über ihren Beruf und wie sehr sie ihn liebte. Manchmal diskutierten sie über Politik oder Football. Die Rivalität zwischen Oklahoma und Texas war alt.
Am Freitag kam Cord um kurz nach fünf. Becky schlief noch.
Also blieb er eine Weile, um zu warten, bis sie aufwachte.
Hannah und er gingen ins Spielzimmer. Sie setzte sich auf einer der flauschigen gelben Teppiche, auf den, der wie eine große gelbe Sonne aussah, und zog die Beine an. Cord blieb stehen und lehnte sich gegen den blau gekachelten Tresen im Küchenbereich.
Er fragte sie nach ihrer Kindheit in Oogolah. Hannah erzählte ihm von den glücklichen Jahren vor dem Tod ihres Vaters, von dem kleinen Haus, einem typischen Prärie-Cottage. Sie erinnerte sich so genau daran. „Auf der Tapete im Bad waren gelbe Rosen. Die Wanne hatte vier Füße. Man konnte es nur durch eins der hinteren Schlafzimmer erreichen. An jedem Fenster im Haus hingen Spitzengardinen, und wenn die Sonne hereinschien, bildeten sich auf dem Holzfußboden wunderschöne Muster.“
Sie
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