JULIA COLLECTION Band 17
verwirrt.
„Haben Sie für Becky auch alles stehen und liegen lassen?“
Sie wusste nicht, worauf er hinauswollte. „Mehr oder weniger.“
„Warum?“
„Es ist mein Beruf.“
„Aber für Becky haben Sie mehr getan. Sie wollten sie in Pflege nehmen. Was ist an ihr so besonders?“
„Sie brauchte mich.“
„Hannah, das tun alle Kinder. Sie nehmen nicht alle in Pflege“, entgegnete er.
„Nein. Aber ich …“
„Was? Sie eilten zu ihr, sahen sie und … gewannen sie sofort lieb?“
Das war viel zu dicht an der Wahrheit.
Und Cord wusste es. „So war es, nicht wahr? Sie haben sogar Urlaub genommen, um sich um Becky zu kümmern.“
„Werfen Sie mir das vor?“
„Warum glauben Sie denn, sich verteidigen zu müssen?“, fragte er zurück.
Er hatte recht, aber sie würde ihm den Grund dafür nicht nennen.
„Sie weichen mir aus“, sagte er, als sie nicht antwortete. „Warum?“
Er sah so ernst aus. Als würde es ihn wirklich interessieren. Ihr Geheimnis. Ihr Verlust.
Einen schrecklichen Moment lang war sie versucht, es ihm zu erzählen. Mit ihrer ganzen traurigen Geschichte herauszuplatzen. Ihr Herz schlug immer schneller. Ihr Hals war wie zugeschnürt.
Hannah schluckte mühsam. „Cord, lassen Sie es gut sein. Was spielt es für eine Rolle, warum mir Becky so viel bedeutet? Es ist nun einmal so.“
Erneut setzte das Schweigen ein, doch dieses Mal war es nicht entspannt. Und als würde Becky es selbst im Nebenzimmer spüren, begann sie zu weinen. Cord eilte hinüber. Hannah blieb, wo sie war. Minutenlang. Sie starrte auf den flauschigen gelben Teppich, während das Weinen immer lauter wurde. Schließlich seufzte sie und ging los, um Becky eine Flasche zu machen.
9. KAPITEL
Cord wartete an der Tür auf Hannah, mit Becky an seiner Schulter. Seine Stirn war gerunzelt, der Blick nervös, denn seine Tochter weinte.
„Das wurde aber auch Zeit“, knurrte er, während er sich das Baby in die linke Armbeuge legte und Hannah die frisch gewärmte Flasche aus der Hand nahm. Becky schnappte nach dem Nuckel, und schlagartig wurde es still.
Lächelnd beobachtete Hannah, wie gierig das Kind seinen Hunger stillte. Dann machte sie den Fehler, den Kopf zu heben.
Cord sah ihr in die Augen.
Vermutlich hätte sie wissen müssen, dass er das tun würde.
„Was immer Sie mir erzählen, es wird dieses Zimmer nicht verlassen“, sagte Cord.
„Ich weiß.“ Das stimmte. Während der vergangenen Tage hatte sie gelernt, dass er ein Mann war, der sein Wort hielt. Ein Mann, dem man vertrauen konnte. Aber was sie glaubte und was sie tat – das mussten zwei verschiedene Dinge bleiben.
„Sie erzählen es mir trotzdem nicht“, fuhr er fort. „Nicht wahr?“
Sie schüttelte den Kopf.
Mehrere viel zu schöne Sekunden lang sagte er nichts. Er sah sie einfach nur an. Und sie erwiderte seinen Blick – sie beide standen einfach nur da, in Beckys Zimmer, und starrten einander an wie zwei verliebte Teenager. Seit einiger Zeit taten sie das viel zu häufig.
Eine Katastrophe, dachte Hannah. Ich glaube, ich steuere direkt auf eine Katastrophe zu. Cord hat vollkommen recht. Ich habe mich in Becky verliebt. Und jetzt … gütiger Himmel, jetzt bin ich dabei, mich auch noch in ihren Daddy zu verlieben.
Die Liebe zu Becky konnte Hannah sich verzeihen. Aber sich ausgerechnet in einen Mann wie Cord Stockwell zu verlieben …
Beim ersten Mal konnte man dem anderen die Schuld geben – beim zweiten Mal nur sich selbst.
Ja, wenn sie den gleichen Fehler wiederholte, hatte sie sich die Folgen selbst zuzuschreiben.
Und selbst wenn sie keine Lehren aus ihrer Vergangenheit zog, blieb immer noch, was Cord vor vier Tagen zu ihr gesagt hatte. Ich mag sie groß und rassig, aber nie sehr lange.
Hannah wusste, dass sie nicht seinem Geschmack entsprach. Sie war nicht besonders groß. Und sie war erst recht nicht rassig. Aber was immer sich zwischen Cord und Stockwell und ihr entwickeln konnte, es würde nicht lange dauern. Daran hatte sie nicht den geringsten Zweifel.
Nicht, dass sich zwischen ihnen etwas entwickeln würde.
„Ich bekomme es trotzdem heraus“, flüsterte er. Und dann lächelte er.
Es verfehlte seine Wirkung nicht. Wie immer, wenn er sie anlächelte, spürte sie, wie ihre Knie weich wurden.
„Was ist hier los?“ Es war Kates Stimme.
Hannah zuckte zusammen, als hätte man sie bei etwas Verbotenem erwischt. Nun ja, vielleicht hatte man das sogar.
Cord lachte, selbstsicher, ohne jede Verlegenheit. Vermutlich war
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