JULIA COLLECTION Band 17
seinen Augen.
Er würde sie an sich ziehen und küssen. Es würde das tun, von dem sie beide wussten, dass es nicht geschehen durfte.
Aber sie wollte es.
Doch Cord Stockwell besaß mehr Selbstbeherrschung, als sie ihm zugetraut hatte. Er murmelte ein Schimpfwort und ließ die Arme sinken.
Dann macht er einen Schritt von ihr fort. „Ich habe Ihnen gesagt, dass zwischen uns nichts passiert.“
„Ich … Ja“, brachte sie mühsam hervor. „Das haben Sie.“
„Und es war mein Ernst. Nichts wird passieren – es sei denn, Sie sagen, es ist das, was Sie wollen.“
Sie nagte an ihrer Unterlippe. „Ich glaube nicht, dass das eine sehr gute Idee wäre.“
„So? Tun Sie es trotzdem.“
„Nein.“
Sein Blick schien ihr Gesicht abzutasten. „Sie klingen sicher.“
„Ich bin mir sicher.“
Die Farbe seiner Augen war wie blaues Eis. „Dann wissen wir ja wenigstens, wo wir stehen, nicht wahr?“
„Ja.“
„Viel Glück bei Ihren Einstellungsgesprächen“, sagte er ohne jeden Nachdruck. „Wie viele haben Sie bisher geführt?“
Sie hatte keine Liste gemacht.
„Sagen Sie bloß, Sie haben die Übersicht verloren?“, spottete er.
„Natürlich nicht.“ Sie funkelte ihn an. „Es sind vierunddreißig – nein, fünfunddreißig. Bisher.“
„Fünfunddreißig. Beeindruckend. Und keine der Bewerberinnen entspricht dem, was Sie suchen?“
Sie antwortete nicht. Es erschien ihr vernünftiger, den Mund zu halten.
„Langsam sieht es danach aus, dass Sie das perfekte Kindermädchen nie finden werden, was?“
„Ich werde sie finden. Keine Sorge.“
„Habe ich gesagt, dass ich mir Sorgen mache?“
„Na ja, falls doch, so brauchen Sie es nicht“, versicherte sie ihm.
„Hannah, Sie können so lange in diesem Haus bleiben, wie Sie wollen. Meinetwegen können Sie für immer nach Ihrer Nachfolgerin suchen.“
„Danke, aber es wird nicht ‚für immer‘ dauern.“
Er schüttelte den Kopf. „Habe ich etwa ‚für immer‘ gesagt? Kaum zu glauben. Das ist ein Ausdruck, den ich niemals benutze.“
Sie verschränkte die Arme über dem Bauch. Sein zynischer Tonfall tat weh.
Es war albern, verletzt zu sein, und sie wusste es.
Er hatte sie nie angelogen, nie so getan, als wäre er ein anderer Mann als der, der er war – ein Mann, der in eine reiche Familie hineingeboren worden war und das Talent besaß, sie noch reicher zu machen. Ein Mann, der Frauen mochte. Viele Frauen, eine nach der anderen, eine nicht endende Serie. Er hatte behauptet, nicht treu sein zu können.
Trotzdem spürte sie, dass er ein gutes Herz hatte.
Und manchmal schien er das auch zu wissen. Nur im Moment nicht.
Der Tag hatte kaum begonnen, aber plötzlich fühlte Hannah sich sehr müde. „Ich will mich nicht mit Ihnen streiten, Cord. Wirklich nicht.“
„Das nennen Sie Streiten?“, fragte er mit einem bitteren Lächeln.
„Was immer es ist, es gefällt mir nicht. Können wir nicht einfach damit aufhören?“
Er starrte sie an, und sein Blick schien bis in die Tiefen ihrer Seele zu dringen. Dann schob er die Hände in die Taschen – als müsse er sich daran hindern, sie an sich zu ziehen.
„Sie bringen mich um den Verstand“, sagte er leise. Sein Gesicht war wieder ernst. „Dagegen werden wir etwas unternehmen müssen. So oder so. Entweder Sie finden das Kindermädchen und kehren in das Leben zurück, von dem Sie so sicher sind, dass es richtig für Sie ist – oder Sie gestehen sich endlich ein, dass sich zwischen uns etwas anbahnt.“
„Ich …“
„Denken Sie darüber nach“, unterbrach er sie. „Während ich fort bin.“ Dann drehte er sich um und ging hinaus.
11. KAPITEL
Denken Sie darüber nach, hatte Cord gesagt. Als könnte sie an etwas anderes denken.
An diesem Tag sprach Hannah mit zwölf Bewerberinnen. Sie versuchte, sich darauf zu konzentrieren, wie sie ihre Fragen beantworteten und wie sie mit Becky umgingen.
Aber es war hoffnungslos.
Immer wieder sah sie sich und Cord im Spielzimmer stehen und malte sich aus, wie er nicht zurückwich, sondern sie an sich zog. Und dann fühlte sie seine Lippen auf ihren, seine Hände an ihrem Rücken und …
Um Viertel nach drei dankte sie der letzten Bewerberin. Kurz darauf läutete in ihrem Zimmer das Telefon. Sie ließ Becky in der Babyschaukel und eilte hinüber.
„Miss Miller, hier ist ein Anruf für Sie.“ Es war Emma Hightower. „Jemand namens Maya vom Jugendamt.“
Maya Revere war eine Kollegin, die sich wie sie um Kinder in Not kümmerte und Hannah
Weitere Kostenlose Bücher