JULIA COLLECTION Band 17
bekommen, der gern mit ihm zusammen war und es bei seinem Hobby unterstützte – egal, ob das nun Ballett oder Fußball war.
Mit weniger wollte Caroline sich nicht zufriedengeben. Lieber blieb sie mit ihrem Baby allein, als darunter zu leiden, dass ihrem Mann sein Beruf wichtiger war als seine Familie.
Seufzend stand sie auf, griff nach dem Klemmbrett und machte sich wieder an die Arbeit. Für Selbstmitleid hatte sie keine Zeit. Früher oder später würde Rafe wiederkommen und sie zur Rede stellen. Darauf wollte sie vorbereitet sein.
Die Zukunft ihres Babys hing davon ab.
Leise fluchend setzte Rafe seinen Hut auf, als er das klimatisierte Bürogebäude verließ und die sengende Sommerhitze ihn wie ein Schlag traf. Er ging die Treppe hinunter und um die Hausecke zum Parkplatz. Der Anblick des glänzenden silbergrauen Porsche, der zwei Plätze von seiner staubigen kaugummigrünen Dienstlimousine entfernt stand, verschlechterte seine Laune noch. Großartig. Ein Überraschungsbesuch seines herrischen und noch dazu äußerst neugierigen Bruders.
Cord stieg aus und sah Rafe an.
„Hast du nichts Besseres zu tun, als mir nachzuschnüffeln?“, fragte Rafe.
„Aber natürlich, kleiner Bruder“, entgegnete Cord gelassen.
Cords Grinsen ärgerte Rafe fast so sehr wie der „kleine Bruder“. Cord war ganze acht Minuten älter, aber wer ihn hörte, konnte glauben, er wäre acht Jahre älter und zwanzig Jahre weiser. Meistens ignorierte Rafe es.
Heute war nicht meistens.
Rafe hatte nur drei Stunden geschlafen. Mitten in der Nacht war er angerufen worden und hatte eilig aufbrechen müssen, um einen Spezialeinsatz mit dem FBI und den Texas Rangers zu koordinieren. Dazu noch der Schock, dass Caroline schwanger war. Nein, er war absolut nicht in der Verfassung, Cord zu ertragen.
„Was zum Teufel tust du dann hier?“, fuhr Rafe ihn an.
Cord schnaubte entrüstet. „Spricht man so mit seinem eigen Fleisch und Blut?“
„Ja.“ Rafe stemmte die Hände in die Seiten. „Wenn du mir das nicht zutraust, solltest du …“
„Ich habe nie gesagt, dass ich es dir nicht zutraue.“
„Du hast gerade deine Verlobung bekannt gegeben. Du gehörst nach Hause, zu Hannah, bis zum Hals in Hochzeitsvorbereitungen.“
„Nun mal langsam, Rafe.“ Cord schob die Hände in die Hosentaschen und schaute zum Bürogebäude hinüber.
Rafe registrierte die ungewöhnlich ernste Miene seines Bruders und zügelte seinen Zorn. Caine Stockwell, ihr Vater, war todkrank, und Cord kümmerte sich nicht nur um seine Pflege, sondern musste auch noch Stockwell International, den Familienkonzern, leiten. Um nichts auf der Welt hätte Rafe mit ihm getauscht, und wenn es hart auf hart kam, war Cord der beste Freund, den er hatte.
„Was ist denn?“, fragte er. „Geht es dem alten Herrn wieder schlechter?“
„Er ist verwirrt, aber rein körperlich hält er durch.“ Cord rieb sich den Nacken. „Verdammt, ich will einfach nur die Wahrheit wissen.“
„Das wollen wir alle“, sagte Rafe.
„Also wo sind Dads Akten? Du hast sie doch bekommen, oder?“
„Noch nicht“, gab Rafe zu.
„Hast du Caroline die Vollmacht nicht gezeigt?“
„Nein.“
Cord runzelte die Stirn. „Was ist passiert?“
„Es hat sich nicht ergeben“, erwiderte Rafe so unbeschwert wie möglich.
„Ihr habt euch über alte Zeiten unterhalten, was?“
„So ähnlich“, bestätigte Rafe.
„Aha. Und wie geht es der hübschen Miss Carlyle?“
„Gut.“
Cord lachte ungläubig und schüttelte den Kopf. „Und deshalb bist du heute auch so schlecht gelaunt.“
„Ich bin nicht schlecht gelaunt.“
„Doch, kleiner Bruder, das bist du. Ich hätte mir denken können, dass das Wiedersehen mit Caroline dich ein wenig … nervös macht.“
Oh, verdammt. Genau damit hatte er gerechnet, seit er Cords Wagen entdeckt hatte. Seit seiner Trennung von Caroline war Cord geradezu versessen darauf, Einzelheiten zu erfahren. Rafe wollte nicht darüber reden, aber vor seinem Zwilling ließ sich nicht viel verbergen.
„Das ist das Dämlichste, was du seit Langem von dir gegeben hast.“ Rafe kickte einen Stein fort. „Caroline und ich sind noch gute Freunde.“
„Seit eurer Trennung bist du mit keiner Frau ausgegangen.“
„Ich habe keinen Bürojob mit geregelten Arbeitszeiten“, knurrte Rafe. „Und in letzter Zeit habe ich verdammt viel zu tun gehabt.“
Cord lächelte. „Zu viel, um mit einer Frau auszugehen?“
Rafe zwang sich, ruhig zu bleiben. Seit seiner Verlobung
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