JULIA COLLECTION Band 17
Akten gefunden?“
„Leider nicht.“
„Sollen wir dir helfen?“
„Noch nicht. Wir stoßen auf immer mehr Stockwell-Akten. Es sind nur nicht die richtigen.“
„Umso mehr sollten wir uns beeilen“, sagte Cord. „Mom ist nicht sehr viel jünger als Dad. Wenn sie noch lebt, wer weiß, wie es ihr geht? Und ich wette, sie würde Becky gern sehen.“
„Und wenn ihr Enkelkind ihr gleichgültig ist?“
„Komm schon, Rafe …“
„Nein, komm du schon“, unterbrach Rafe ihn. „Sie hat uns verlassen. Sie hat nie angerufen, keine Geburtstagskarten oder Weihnachtsgeschenke geschickt. Nichts. Sie hat sich nicht für ihre Kinder interessiert. Warum sollte es bei ihrem Enkelkind anders sein?“
Cord senkte den Blick, als hätte Rafe eine wunde Stelle getroffen. Schließlich setzte er sich an den Schreibtisch. Rafe nahm den Besuchersessel, beugte sich vor und wartete darauf, dass sein Bruder ihm antwortete.
„Vermutlich hast du recht“, begann Cord. „Vielleicht wäre es für uns alle einfacher, wenn wir herausfinden, dass sie schon lange tot ist. Gott, dass ich etwas so Schreckliches sagen muss. Verdammt, ich will die Sache endlich geklärt haben.“
„Ich auch.“
„Dann lass Kate und Jack mitsuchen. Und mich, sobald ich aus Las Vegas zurück bin.“
„Ich möchte Caroline keine Stockwell-Invasion zumuten“, erwiderte Cord. „Wenn du wiederkommst und wir noch nichts gefunden haben, lassen wir uns etwas einfallen, okay?“
Cord zögerte, doch dann nickte er. „Okay.“
Fünf Minuten später fuhr Rafe zur Arbeit und wünschte zum ersten Mal, er müsste es nicht. Der Gedanke schockierte ihn. Seit dem College war der Beruf sein Leben. Er und Vic waren Percy Jones inzwischen so dicht auf den Fersen, dass er ihn förmlich riechen konnte. Dieses Mal würden sie ihn schnappen.
Unter normalen Umständen wäre Rafe rund um die Uhr im Dienst gewesen und hätte sich allein darauf konzentriert, Percy für den Rest seiner elenden Existenz hinter Gitter zu bringen. Aber im Moment waren ihm Caroline und seine Familie wichtiger als die Jagd nach dem Verbrecher. Ihm war, als wäre er in den letzten vierundzwanzig Stunden ein anderer Mensch geworden.
Hastig verdrängte er den absurden Gedanken und gab Gas.
„He, Caroline! Das Abendessen ist da.“
Rafes Stimme ließ Caroline zusammenzucken. Warum war er schon hier? Sie war noch nicht bereit, es ihm zu sagen. Hätte er nicht noch eine Stunde warten können?
„Wo bist du?“
Sie hörte, wie er durch die Küche ging, und klappte hastig die Akten zu, die sie auf dem Esszimmertisch ausgebreitet hatte. Sie schob sie zusammen und steckte sie wieder in den Karton, an dem sie gearbeitet hatte. Dann rieb sie mit den Handflächen über die kakifarbenen Umstandsshorts, als könnte sie dadurch die schmutzige Vergangenheit abwischen, die die Papiere enthielten.
„Ah, da bist du ja.“ Lächelnd kam Rafe auf sie zu und wurde mit jedem Schritt ernster. Als er den Schreibtisch erreichte, beugte er sich vor und küsste sie auf die Stirn. „Geht es dir gut, Caro?“
„Natürlich.“ Sie machte einen Schritt zur Seite. Verdammt, sie brauchte mehr Zeit, um zu verdauen, was sie herausgefunden hatte. Erst danach würde sie es ihm so schonend wie nötig beibringen können. „Ich fühle mich … großartig“, log sie.
Er musterte sie so gründlich, dass sie sich wie ein Tier im Zoo vorkam.
„Du siehst ein wenig blass aus“, sagte er. „Wann hast du zuletzt gegessen?“
„Das ist eine ganze Weile her. Hast du Hunger? Können wir schon essen?“
„Caroline, was ist? Du benimmst dich so seltsam. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du hast gerade ein Verbrechen begangen.“
So fühlte sie sich auch. „Unsinn. Ich bin nur müde und hungrig.“
Er legte den Arm um sie und führte sie in die Küche. Dort angekommen drückte sie ihn an sich, ganz automatisch und ohne lange nachzudenken. Er drehte sich zu ihr um.
„Du hast mich umarmt“, sagte er überrascht.
„Hat es dir nicht gefallen?“
„Doch.“ Seine Stimme wurde tiefer. „Das hat es.“
Er zog sie so fest an sich, wie ihr Bauch es erlaubte, und küsste sie auf den Mund, bevor er seinen Mund an ihrem Hals hinabwandern ließ, auf die andere Seite wechselte und ihr Ohr liebkoste.
„O Caro, du schmeckst so gut und duftest so gut und fühlst dich so gut an“, murmelte er und knabberte an ihrem Ohrläppchen, bis sie schneller atmete. „Ich habe den ganzen Tag an dich gedacht.“
„So?“
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