JULIA COLLECTION Band 20
Hemd losließ und ihm die Arme um die Taille schlang, damit sie ihn wieder an sich ziehen konnte, schloss Cole die Augen und flehte um Gelassenheit.
„Wow. Das ist … äh, pass auf, ich bringe schnell den Müll raus, und du … setzt dich irgendwo hin. Wenn ich zurückkomme, koche ich uns Kaffee, und dann besprechen wir gemeinsam, wie es hier unten weitergehen soll. Na, wie klingt das?“
Er wartete gar nicht erst auf eine Antwort, sondern löste sich behutsam aus Martys Umklammerung. Entweder ging er jetzt auf Abstand zu ihr, oder er legte diese Frau auf die nächstbeste glatte Oberfläche und ließ seiner Lust freien Lauf.
Zitternd atmete Marty tief durch und trat einen Schritt zurück. Und dann lächelte sie ihn doch tatsächlich an. Ihre Augen waren gerötet, die Wangen feucht, und dennoch durchdrang dieses Lächeln alle Schutzschichten, die Cole sich im Laufe der Jahre zugelegt hatte. Es weckte Gedanken in ihm, die absolut nicht in seine Situation passten. Dabei ging es nicht nur um Sex.
Deshalb schnappte er sich den Müllsack und flüchtete regelrecht aus dem Haus.
Marty hatte beschlossen, alles aus den Zimmern zu räumen, was sich am Ende nicht mehr dort drinnen befinden sollte, und alles hineinzuschieben, was letztlich dort landen sollte. Sie wollte ihrem Zeitplan voraus sein und gleichzeitig alle Zweifel vertreiben, damit sie keinen Rückzieher mehr machen konnte.
Sie schob die Sofakissen beiseite, um sich einen Mantel aus dem Schrank zu holen. Auf dem oberen Bord fand sie auch noch einen alten Regenhut. Sie setzte den Hut auf, griff nach ihrer Handtasche und verließ das Haus. Am besten brachte sie Mutts Spaziergang gleich jetzt hinter sich, denn später würde sie bestimmt nicht mehr dazu kommen.
Beim zweiten Versuch sprang der Wagen an, gerade als Cole um die Hausecke kam. Er rief und winkte, doch Marty tat so, als würde sie ihn weder sehen noch hören. Im Moment wollte sie wirklich nicht mit ihm reden. Leider musste sie auch mit zwei Rädern über eines ihrer Vorgartenbeete fahren, damit sie an Coles Pick-up vorbeikam. Als sie auf die Straße bog, fielen die ersten dicken Regentropfen auf die Scheibe.
Cole sah den Minivan um die Kurve verschwinden und wäre Marty am liebsten gefolgt. Hatte sie denn diesen Mercedes vergessen?
Was wusste Cole schon über Frauen? Paula war als verwöhnte Tochter eines reichen und skrupellosen Bauunternehmers im Luxus aufgewachsen und hatte immer nur sagen müssen, was sie sich wünschte, damit es in Erfüllung ging.
Coles Mutter, Aurelia Stevens, war Klavierlehrerin gewesen und hatte es nie verwunden, dass aus ihr keine Konzertpianistin geworden war. Cole hatte ja gesehen, wie sie immer dagesessen und aus dem Fenster geschaut hatte, während Jahr für Jahr immer andere Kinder gekommen waren und ihren Flügel traktiert hatten.
Cole und auch sein Vater, ein Sicherheitsmann mit einem ernsthaften Alkoholproblem, der oft den Job verlor, hatten über Jahre hinweg gespart, um ihr diesen Konzertflügel zu kaufen. Genau deshalb hatte es Cole auch so schwer getroffen, als Paula für eine Ecke des Wohnzimmers einfach einen Steinway-Flügel verlangt hatte. Sie mochte keine Musik, konnte nicht Klavier spielen und hatte den Flügel trotzdem bekommen, einfach nur, weil er sich dort gut machte.
Jetzt geht es um Marty, sagte Cole sich. Soll ich ihr folgen oder mich wieder an die Arbeit machen?
Er entschied sich dafür, alle Möbelstücke, die er allein tragen konnte, nach oben in Martys ehemaliges Schlafzimmer zu bringen, wo zukünftig ihr Wohnzimmer sein würde.
Als Cole mit dem Umräumen fertig war, passte er die Schranktüren ein und brachte die Scharniere an. Kurze Zeit später stellte er fest, dass Marty jetzt schon seit fast zwei Stunden weg war. Und als er aus dem Fenster sah, konnte er nicht genau sagen, ob das noch Regen oder bereits Hagel war, was da vom Himmel fiel. Allerdings war es draußen noch über null Grad, die Straßen waren also nicht glatt.
Um drei Uhr rief er Bob Ed an und bat ihn, nach dem Boot zu sehen. „Ich habe eine Luke einen Spalt offen gelassen, könntest du die schließen? Und wenn du schon dort bist, dann hör doch mal, ob die Bilge-Pumpe läuft. Die Zeitschaltung macht mir in letzter Zeit Ärger. Ach, und wahrscheinlich komme ich heute Abend nicht an Bord.“
Als Cole Marty in die Auffahrt biegen hörte, hatte er die unteren Schranktüren fertig zum Einhängen. Er hatte bereits mit den Schubladen anfangen wollen, es aber wieder
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