JULIA COLLECTION Band 20
Wahrscheinlich war das Haltbarkeitsdatum längst abgelaufen.
Marty bewegte sich und schaffte es dadurch, dass sie sich noch enger aneinanderschmiegten. Jeder Kontakt mit ihr erregte Cole, egal an welcher Stelle. Reichte ihm das nicht als Beweis dafür, dass Sex mit Marty Owens nicht infrage kommen durfte? Einerseits arbeitete er für sie, aber andererseits mochte er sie auch sehr. Er respektierte und bewunderte sie.
„Marty.“ Er wollte wegrücken, aber dann hätte er sich auf den Boden fallen lassen müssen. Cole glitt vom Sofa, kniete vor ihr und kam sich lächerlich vor. „Wenn du eine Entschuldigung hören willst, dann bekommst du sie hiermit.“ Jedes Wort fiel ihm schwer. „Ich hätte niemals …“
Sie richtete sich auf und legte ihm einen Finger auf die Lippen. „Sag das nicht. Schweig einfach, ja?“ Ihre Stimme klang rau, und sie wich seinem Blick aus.
Cole suchte nach anderen Anzeichen von Verletzlichkeit, aber vergeblich. Marty wirkte beherrscht, auch wenn ihr Haar aussah, als sei sie gerade durch einen Windkanal gelaufen.
Der Blick ihrer grauen Augen war auf einen Punkt über seiner linken Schulter gerichtet. „Ich danke dir dafür, dass du mir geholfen hast, das Regal hier ins Zimmer zu bringen.“
Ihm schossen sehr unterschiedliche Gedanken durch den Kopf, doch dann räusperte er sich. „Tja, und das nächste Mal gibst du mir vorher Bescheid. Das schmalere Regal bekommen wir sicher ganz problemlos aus der Garage heraus.“
Er stand auf und betrachtete ihr Gesicht, um herauszufinden, was in ihr vorging. Es kam ihm vor, als würde er Wolken beobachten, die über einen See gleiten. Was unter der Oberfläche geschah, konnte er nicht sehen. „Ruf mich, wenn du Hilfe brauchst, um diese Möbel nach oben zu schaffen.“
„Darüber muss ich erst noch nachdenken. Vielleicht heute Nachmittag.“
Es klang, als seien sie zwei Fremde, die sich zufällig nach der Uhrzeit fragten.
Cole zuckte mit den Schultern und ging nach oben, um die Arbeit zu beenden, die er unterbrochen hatte.
Tja, was hatte er eigentlich gerade gemacht? Seine Konzentration war dahin, und ein Blick auf das Bett, in dem Marty die letzte Nacht geschlafen hatte, machte es noch schlimmer. All seine Sinne waren auf das Äußerste geschärft. Sogar den leichten Duft von Martys Seife nahm er noch wahr. Die hatte sie heute Morgen unter der Dusche benutzt.
Cole sah den Bandschleifer, und jetzt fiel ihm auch wieder ein, dass er gerade die Schranktüren bearbeitet hatte. Er hob das Gerät auf. Vorsichtig, ganz vorsichtig, sagte er sich, weil er wusste, welchen Schaden Werkzeuge in den Händen eines Mannes anrichten konnten, der mit seinen Gedanken nicht bei der Sache war.
10. KAPITEL
Im Erdgeschoss konnte Marty den Blick nicht von dem riesigen Regal wenden, das zwischen dem Sofatisch und dem hässlichen Schaukelstuhl stand.
Fast hätte sie tatsächlich … und sie hatte es auch gewollt. Zum ersten Mal seit Jahren hatte Marty sich die Kleider vom Leib reißen und mit einem Mann schlafen wollen. Sie hatte vor Verlangen gezittert. Das war ihr noch nie passiert. Außerdem lag die Kondompackung oben im Schlafzimmer.
Sie atmete tief durch, um in die Wirklichkeit zurückzukehren. Das dauerte seine Zeit, aber schließlich schaffte Marty es mit Konzentration und Selbstbeherrschung.
Nachdem sie die Schubladen herausgezogen hatte, schob und zerrte sie den Schreibtisch durch das Wohnzimmer am Regal vorbei über den Flur und in die Küche. Dort blockierte er den Kühlschrank. Marty rieb sich die schmerzenden Hände. Sie würde später einen geeigneten Platz finden. Wenn es ihr nicht gefiel, konnte sie ihn ja wieder zurückschieben.
Bloß nicht an den Mann dort oben denken!, sagte sie sich und machte sich hastig wieder an die Arbeit.
Der Esstisch aus Ahorn war gar nicht mehr so schwer, nachdem sie die Bücher, die sie noch lesen wollte, und die Post, die sie noch durchsehen musste, weggepackt hatte. Indem sie die Stühle stapelte, konnte Marty alle vier und auch noch den Tisch in den Wirtschaftsraum quetschen. Um an die Waschmaschine zu gelangen, würde sie alles wieder herausholen müssen, doch im Moment standen zumindest diese Möbelstücke nicht mehr im Wege. Da für die nächsten Tage Regen vorausgesagt wurde, wollte Marty es nicht riskieren, ihre Esszimmergarnitur auf die Veranda zu räumen.
Sie stemmte die Hände in die Hüften und warf einen Blick auf das Chaos. War das jetzt schon der Punkt, an dem es kein Zurück mehr gab?
„Und
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