JULIA COLLECTION Band 20
über die vergangene Nacht, obwohl Marty das Gefühl hatte, ihr sei in der letzten Nacht nicht nur das Herz, sondern auch die Seele gestohlen worden.
Den ganzen Tag über arbeiteten Marty und Cole zusammen und nahmen sich nur die Zeit, um mittags schnell ein paar Sandwiches zu essen. Um fünf Uhr duschte Marty und machte sich für Bob Eds Geburtstagsparty zurecht, während Cole immer im Hinblick auf die anstehenden Malerarbeiten noch Regale verrückte.
Als er hörte, dass Marty in der Dusche das Wasser abgestellt hatte, kam er zu ihr nach oben. Neugierig streckte er den Kopf ins Schlafzimmer. „Wie lautet denn der Dresscode für heute Abend? Lässig?“
„Auf jeden Fall.“
Während des Duschens, Rasierens und Anziehens pfiff er gut gelaunt vor sich hin und brauchte für alles nur die Hälfte der Zeit, die Marty benötigt hatte, um überhaupt zu entscheiden, was sie anziehen sollte.
Sie stand vor dem Spiegel und überlegte, welche Frisur zu ihrem heutigen Outfit am besten passte. Als Cole sich an den Türrahmen lehnte und ihr seinen Rat anbot, scheuchte sie ihn lachend die Treppe hinunter, wobei sie darauf achtete, dass sie ihn nicht anfasste, denn sonst würden sie beide wieder im Bett landen und gar nicht mehr zu der Party kommen.
Den ganzen Tag über hatte sie sich während der Arbeit an den Regalen so unsicher wie eine Vierzehnjährige beim ersten Rendezvous gefühlt. War eine solche Unsicherheit für eine Frau ihres Alters nicht absurd? Sie hatte zwei Ehen hinter sich, und dennoch verhielt sie sich jetzt so, als hätten sie zusammen irgendetwas Ausgefallenes getan und nicht nur guten Sex zusammen gehabt.
Es war mehr als Sex, dachte sie und legte goldene Kreolen an.
„Müssen wir irgendwas mitbringen? Bier? Wein? Salat?“ Cole stand bereits fertig zum Weggehen unten an der Treppe.
„Auf keinen Fall! Bob Ed wäre tödlich beleidigt. Einer seiner Kunden besitzt eine Brauerei, ein anderer einen Catering-Service für Gegrilltes. Daran siehst du in etwa, wie heute Abend der Speiseplan aussieht.“
„Hieß es nicht, es gibt Gänsegulasch?“ Cole beugte sich zu ihr und atmete den Duft ihres Shampoos und ihrer Bodylotion ein. Er war süchtig nach ihrem Duft, sogar nach dem Lipgloss mit Kokosnussgeschmack.
„Das ist ja nur der erste Gang“, sagte Marty, als sie sich ihren wärmsten Mantel überzog. Gerade wollte sie Cole sagen, wie gut er aussah, als er ihr zuvorkam.
„Du siehst wunderschön aus, Marty. Mir gefällt es, wie du dein Haar trägst.“
Sie hatte es zu einem Knoten geschlungen, mit einem breiten Kamm hochgesteckt und an beiden Seiten ein paar lockige Strähnen ins Gesicht gezupft. Normalerweise trug sie das Haar offen. Während sie sich errötend für das Kompliment bedankte, kramte sie in ihrer Handtasche.
Durch den Hagelschauer am Tag zuvor war die Luft draußen feucht. Am westlichen Horizont leuchteten die letzten goldenen Sonnenstrahlen, und im Osten verzogen sich hinter der Neonreklame von Mutts Lieblingsrestaurant die letzten Sturmwolken.
Marty war überzeugt, dass es heute in Strömen gießen könnte, ohne dass sie davon etwas bemerken würde. „Fahren wir mit deinem Auto, mit meinem oder getrennt?“ Dadurch stellte sie ihm auch die Frage, ob er heute wieder mit zu ihr kommen oder lieber auf sein Boot zurückkehren wollte.
„Mit meinem, wenn du einverstanden bist.“
Während der Fahrt zu Bob Eds Anleger schwiegen sie beide leicht verlegen. Cole legte eine CD mit klassischer Gitarrenmusik ein, und Marty dachte, wenn sie mit ihm zusammen war, würde sie selbst Hardrock als romantisch empfinden.
Fahrzeuge aller Marken und Größen parkten überall um die Anlegestelle herum. Am Kai stand auch Sashas rotes Cabrio. Anscheinend war sie früher gekommen, um bei den Vorbereitungen zu helfen, auch wenn Bob Ed von ihren Vorstellungen hinsichtlich der richtigen Dekoration nichts hatte hören wollen.
Cole fand noch einen Parkplatz am Ende des Kais, ganz in der Nähe seines Bootes. „Mann, ich habe nicht damit gerechnet, dass das so eine große Party wird.“ Er half Marty beim Aussteigen und führte sie zu dem großen ungestrichenen Gebäude, in dem Bob Ed wohnte und auch arbeitete.
Marty hakte sich bei ihm unter. „Es sieht vielleicht nicht danach aus, aber Bob Eds Anleger ist überall entlang der Küste bekannt. Seine Kunden sind davon überzeugt, sie hätten diesen Liegeplatz ganz allein entdeckt, und behandeln ihn wie einen Geheimtipp, weil er etwas abseits der großen Routen
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