JULIA COLLECTION Band 20
liegt.“
Als sie um eine Pfütze herumgingen, stießen sie mit den Hüften und Schultern aneinander, und Cole lächelte Marty an. Ihr Herz begann zu rasen, und sie wandte hastig den Blick ab. Der heutige Abend würde sicher schwierig für sie werden. Und Sasha würde auf der Stelle erkennen, was los war.
Alle Fenster waren erleuchtet, und die Gäste schlenderten in beide Richtungen den Kai entlang. Gerade in diesem Moment entdeckte Marty zwischen zwei Pick-ups ein ihr bekanntes Auto. Abrupt blieb sie stehen. „Siehst du es auch?“
Es war der graue Mercedes.
„Ja. Meinst du, das ist ein Zufall?“ Cole runzelte die Stirn. „Ich glaube nicht.“ Er ging um den Wagen herum, um das Nummernschild zu lesen. „Das ist ja spannend.“
Sie gingen durch die weit geöffnete Tür ins Haus und tauchten ein in die laute, gut gelaunte Menschenmenge. Es roch nach gegrilltem Fleisch und einer Mischung aus allen möglichen Damen- und Herrenparfüms.
„Die Folienkartoffeln sind fertig!“, rief jemand.
„Mist, jetzt ist mir mein Ohrring in den Gulasch gefallen!“, verkündete eine andere Stimme.
Marty ging lächelnd durch die plaudernde Menge, bis Sasha von hinten an sie herantrat und ihr ins Ohr flüsterte: „Süße, ich habe einen ganz heißen Kandidaten für Lily! Er steht gleich da drüben und spricht mit dem Sheriff.“
Faylene kam zu ihnen. „Gus und Cassie, was haltet ihr davon? Ihre Brüste und sein Bierbauch müssten doch perfekt zueinanderpassen.“
Marty stellte es sich vor und musste lachen.
„Da weigert sich mein Verstand.“ Auch Sasha lachte.
Aus ein paar Schritten Entfernung zwinkerte Cole Marty zu. Er wurde von der alten Miss Katie mit Beschlag belegt. Die ehemalige Lehrerin war davon überzeugt, dass jeder unter fünfzig noch viel zu lernen hatte. Wahrscheinlich hat sie recht, dachte Marty. Zumindest, was mich betrifft.
Eine Stunde später ging sie nach draußen. Auch einige andere Gäste schnappten hier frische Luft, unter anderem ein attraktiver Mann in mittleren Jahren, der einen Tweedanzug trug und Pfeife rauchte. Marty beobachtete ihn, wie er den Kai entlanglief. Kurz darauf sah sie die Innenbeleuchtung eines Autos angehen. Es war der graue Mercedes, bei dem der Mann in diesem Moment die Tür geöffnet hatte. Ohne groß nachzudenken, folgte Marty ihm. Er hatte sich gerade neuen Tabak für seine Pfeife aus dem Auto geholt und wollte wieder gehen, als Marty ihn erreichte.
„Bleiben Sie stehen!“, befahl sie ihm.
Er erstarrte und blickte sie an. Im kalten grünlichen Licht der Laterne am Kai kam es Marty fast so vor, als würde er erröten, aber sie konnte sich auch täuschen.
„Mrs. Owens?“
„Haben Sie mich verfolgt? Verraten Sie mir, wieso Sie mir überallhin folgen, wohin ich auch gehe. Sogar hierher.“ Dass er bereits da gewesen war, als sie ankam, wollte sie jetzt nicht weiter erörtern.
Er verstaute den Tabak in der Tasche seines Jacketts. „Mrs. Owens, haben Sie Schwestern?“
„Schwestern?“, wiederholte sie verwundert. „Hören Sie, ich werde keine Ihrer Fragen beantworten, ehe Sie mir verraten haben, was hier vor sich geht.“
„Ich habe eine.“ Er klang fast resigniert.
„Was haben Sie?“
„Eine Schwester. Sie heißt Marissa Owens und lebt in der Nähe von Culpepper.“
Lieber Himmel, das stimmte. Kurz nach der Hochzeit war Beau einmal mit ihr dort gewesen. Seine Mutter war während des gesamten Besuchs sehr höflich und kühl gewesen. „Dann sind Sie …“
„Ich bin Beaus Onkel, James Merchison. Es tut mir wirklich leid, wenn ich Ihnen Angst gemacht habe. Das lag nicht in meiner Absicht. Aber als meine Schwester hörte, dass ich in diese Gegend komme, bat sie mich nachzuforschen, ob Sie noch einige der Dinge in Ihrem Besitz haben, die Beau aus ihrem Haus mitgenommen hat. Es sind Familienerbstücke, müssen Sie wissen. Wir wären gern bereit, sie Ihnen wieder abzukaufen.“
„Wieso haben Sie mich nicht schon früher gefragt?“
„Das hätte ich, aber ich wusste nicht, wie ich fragen sollte. Schließlich ist es peinlich, jemanden, der einmal Teil der Familie war, zu beschuldigen, er habe gestohlene Dinge entgegengenommen.“
Marty atmete tief durch. Dieser Mann wirkte so verlegen, dass sie ihm verzeihen wollte, doch vorher sollte er genau erfahren, was für ein Mensch sein Neffe war. „Wissen Sie eigentlich, dass er mir sogar meinen Ehering gestohlen hat? Sehr wertvoll war er nicht, ich war schließlich beim Kauf dabei. Irgendwann meinte Beau, er
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