JULIA COLLECTION Band 20
darüber nachdenken, während sie gegen die Tränen ankämpfte. Mondschein und Rosen, Kerzenlicht und ein 5-Gänge-Menü, das alles hatte sie bereits erlebt, und es war schiefgegangen. Diesmal hatte sie jedoch das Gefühl, sich auf etwas Beständiges einzulassen. „Eier und Speck, das klingt vernünftig.“
„Heißt das Ja oder Nein?“
Sie lagen splitternackt im Bett, und die Decke reichte ihnen im Moment nur bis zur Taille. „Worauf wartest du? Soll ich zuerst fragen?“ Marty war verunsichert. Er sprach von fünfzig Jahren, aber ging ihre Hoffnung vielleicht nur mit ihr durch? „Hast du den Mut, es ganz direkt auszusprechen?“
„Du meinst das Wort mit L? Wie in Lust?“
Sie musste lachen, denn sie wussten doch beide ganz genau, von welchem Wort sie sprach. Und dann sprach er das richtige Wort mit L aus. Seine Stimme klang gerührt, und Marty wurde auf einmal die Kehle eng vor Rührung. Sie konnte es nicht ausstehen, wenn ihre Gefühle sie so überwältigten. War sie nicht immer die praktisch denkende Frau gewesen, die alle Regeln befolgte und versuchte, sich aus Schwierigkeiten herauszuhalten?
„Cole, du sollst wissen, dass ich die Dinge niemals überstürze.“
Fragend hob er die Augenbrauen, und sie verdrehte die Augen.
„Na gut, manchmal handele ich impulsiv, aber es gibt so vieles, was du nicht über mich weißt. Jedenfalls bin ich schon zu oft auf die Nase gefallen, um Hals über Kopf meinen Gefühlen zu folgen.“
„Verstanden. Wir gehen es locker an und lernen uns erst einmal kennen. Du verrätst mir all deine schlechten Angewohnheiten, und ich verschweige dir meine.“
Lachend schlug sie ihm auf die Schulter.
„Möchtest du das Wort mit L noch mal hören?“
Sie schüttelte den Kopf und bekam plötzlich kein Wort mehr heraus. Sie kannte den Unterschied zwischen Verliebtsein und Liebe. Ersteres war allzu oft eine Illusion und ging vorüber. Die Liebe jedoch blieb.
Im Moment empfand sie für Cole beides.
Dann sah sie, wie er den Arm zum Nachttisch ausstreckte, und musste wieder lachen.
„Sagtest du nicht, du seiest hungrig?“
„So hungrig nun auch wieder nicht. Jedenfalls kann das Frühstück noch ein bisschen warten.“
Zärtlichkeit und Liebe sprachen aus seinem Blick. „Das finde ich auch, Marty. So und nicht anders liebe ich dich.“
– ENDE –
Mit jedem Kuss
wächst die Lust
1. KAPITEL
Sasha gönnte sich ein paar Minuten Pause, machte es sich im Liegestuhl bequem und schloss die Augen. Es war später Nachmittag, und die Sonne schien. Ihre kurze Jacke aus Crêpe-Georgette flatterte im warmen Wind. Ich habe zwar kein regelmäßiges Einkommen, und so etwas wie Urlaubsgeld oder einen Jahresbonus kenne ich auch nicht, dachte sie, aber das hier ist doch viel besser, als Tag für Tag hinter irgendeinem Schreibtisch in einem Großraumbüro zu hocken.
Der entfernte Verkehrslärm verschmolz mit dem Rauschen der Brandung und wirkte einschläfernd. „Nur fünf Minuten“, sagte Sasha leise zu sich selbst.
Nach diesen fünf Minuten würde sie aufspringen, die restlichen Punkte auf ihrer Checkliste abhaken und überlegen, ob sie vielleicht doch noch irgendetwas vergessen hatte. Anschließend würde sie zum neuen Bürogebäude eines anderen Kunden fahren und nachschauen, wann sie dort endlich mit der Arbeit beginnen konnte.
Als Innenarchitektin richtete sie hauptsächlich Büros ein, meistens Anwaltskanzleien, Arztpraxen oder Räumlichkeiten für Immobilienfirmen. Ab und zu, wenn sie mal keine Einrichtungsaufträge hatte, arbeitete sie für eine Ferienhausagentur, die Cottages in den zahlreichen Siedlungen entlang der Küste der nördlichen Outer Banks vermietete. Am liebsten richtete sie allerdings Privatwohnungen vollkommen neu ein. Und ein begrenztes Budget forderte ihre Kreativität geradezu heraus.
Zufrieden seufzend strich sie sich das Haar aus dem Gesicht, ohne die Augen zu öffnen. Am liebsten hätte sie sich jetzt die Schuhe abgestreift, aber ihr fehlte einfach die Energie, um sich aufzusetzen und die Riemchen an den Fußgelenken zu öffnen. Warum trug sie denn keine Schlappen?
Das ist der Preis meiner Eitelkeit, dachte sie. Spitze Stilettos sahen bei ihr nun mal so vorteilhaft aus, dass Sasha es ein fach nicht schaffte, diese mörderischen Schuhe nicht anzuziehen, selbst wenn sie wusste, dass sie so viele Treppen hoch- und wieder runtersteigen musste.
Sie besaß zwar auch einige Paare Schuhe mit flachen Absätzen, trug sie jedoch so gut wie nie. Zu Hause lief sie
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