JULIA COLLECTION Band 20
Füße trat.
Das Baby wimmerte, und Sasha schnupperte an der Windel. „Wo haben Sie denn die Sachen für die Kleine? Ich kann sie wickeln, wenn Sie wollen.“
„Sie spuckt ständig alles voll. Da drüben.“ Das Mädchen zeigte zu einem verkratzten Tisch, auf dem ein Handtuch lag und auch zwei Pakete mit Windeln, eine Dose Babypuder und ein halb leeres Fläschchen.
„Komm, meine Kleine, Sasha wird dafür sorgen, dass du dich besser fühlst. Ja?“
Leise summend entdeckte sie den kläglichen Stapel an Hemdchen und wickelte das Baby, wobei sie versuchte, der Unterhaltung im Nebenraum weiter zu folgen. Cheryl beharrte lauthals darauf, dass Tim der Vater des Babys sei. Um das zu beweisen, hatte sie auch Tims Nachnamen auf der Geburtsurkunde eintragen lassen.
Jakes Stimme klang noch ruhiger als zuvor. „Ich zweifle das ja gar nicht an. Wenn Sie ihn um Geld oder die Ehe gebeten hätten, dann hätte ich vielleicht Zweifel, aber da Sie gar nichts von ihm verlangt haben, halte ich Sie für ehrlich.“
Sasha kehrte ins Wohnzimmer zurück. Das Baby versuchte gerade, sich Sashas Finger in den Mund zu stecken. „Oh, Liebes, Saphire schmecken aber gar nicht gut. Und dieser ist noch nicht einmal echt. Mal sehen, ob wir für dich einen Schnuller finden, ja?“
In diesem Moment nannte Jake die endgültige, großzügige Summe. „Über die Hälfte davon stelle ich Ihnen gleich heute einen Scheck aus. Mein Scheckbuch liegt im Jeep. Die andere Hälfte bekommen Sie, wenn wir auch rechtlich alles geklärt haben.“
„Aber ich habe Ihnen doch bereits gesagt, dass ich alles unterschreiben werde, was Sie von mir verlangen.“ Cheryl standen Tränen in den Augen.
Das eigene Baby wegzugeben, dachte Sasha, das gehört sicher zu den schmerzvollsten Dingen für eine Mutter. Sie zog das Baby eng an sich. „Ich weiß, dass Sie nur das Beste für die Kleine wollen.“
Cheryl wandte sich an Jake. „Sie sind ihr Großvater. Kümmern Sie sich um sie, dann wird doch niemand jemals versuchen, sie Ihnen wegzunehmen, oder?“
Sasha wartete auf seine Antwort. Auf seinem Fachgebiet mochte er ein Experte sein, aber in dieser emotionsgeladenen Stimmung inmitten eines Raums, der nach Babypuder, schmutzigen Windeln und angesäuerter Milch roch, fühlte er sich offensichtlich fehl am Platze.
Er zog seine Brieftasche hervor, holte seine Visitenkarte heraus und schrieb seine Handynummer auf die Rückseite. „Hier. Sie können die Kleine jederzeit besuchen, wenn wir die ganze Angelegenheit erst mal geklärt haben. Aber rufen Sie vorher an. Das restliche Geld bekommen Sie, sobald wir beim Anwalt waren, aber ich werde die Kleine auf jeden Fall jetzt gleich mitnehmen.“
„Heute? Kann ich dann das restliche Geld auch heute noch kriegen?“
„Ich weiß nicht, ob ich so schnell einen Termin bekomme, aber …“
„Ich schaffe das“, warf Sasha ein.
Jake und Cheryl drehten sich abrupt zu ihr um.
„Ich kenne einen Anwalt, der mir einen Riesengefallen schuldet, weil ich ihn … ach, das spielt jetzt keine Rolle. Er ist auf Immobilien spezialisiert, aber da es hier ja um eine einvernehmliche Entscheidung aller geht und das Sorgerecht bei einem Angehörigen bleibt, sollte das Ganze doch nicht allzu kompliziert sein, oder?“
Später fragte Sasha sich noch oft, wie sie in diese Sache hineingerutscht war, aber zu keinem Zeitpunkt hätte sie sich einfach heraushalten können. Vielleicht lag es daran, dass sie ihre eigene Familie vermisste, und nicht zuletzt hatte sie ja selbst über lange Jahre hinweg gehofft, Kinder zu bekommen. „Jetzt bist du bei Sasha, meine Süße. Alles wird jetzt gut, wart’s nur ab. Du wirst schon sehen“, flüsterte sie dem Baby ins Ohr.
6. KAPITEL
„Na, das lief doch alles reibungslos, fanden Sie nicht?“ Sasha beugte sich vom Rücksitz nach vorn. Eine Hand behielt sie auf dem Kindersitz neben sich, der mit dem Gurt festgeschnallt war.
Weder Jake noch Cheryl sagten ein Wort. Nachdem sie dem Anwalt die Situation erklärt hatten, konnten sie nach einer Stunde die Kanzlei wieder verlassen. Jake und Cheryl hatten eine Einverständniserklärung unterschrieben, Sasha hatte als Zeugin fungiert. Als sie ihren Namen unter die Adoptionsurkunde der kleinen Tuesday Smith gesetzt hatte, waren ihr Tränen in die Augen getreten. Jake hatte zwei Schecks ausgestellt, einen für den Anwalt und einen für die weinende Cheryl.
Die Rückfahrt zum Haus der jungen Frau verlief schweigend. Erst als sie vor dem Haus anhielten, sagte Jake
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