JULIA COLLECTION Band 20
leise: „Ab sofort werde ich Geld ansparen, damit sie später aufs College gehen kann.“
Sasha war nicht entgangen, wie oft Cheryl während der Fahrt geweint hatte. Sie empfand Mitgefühl mit diesem Mädchen, aber sie vermutete, dass Cheryl Moser eine Überlebenskünstlerin war und sich letztlich niemals unterkriegen ließ.
Als Jake ausstieg und zur Beifahrerseite ging, flüsterte Sasha Cheryl zu: „Rufen Sie mich an, wenn Sie jemanden zum Reden brauchen. Und Jake ist ein wunderbarer Mensch, er wird gut für das Baby sorgen, da brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen.“
Jake begleitete Cheryl noch zur Tür, und bevor er zurückkehrte, tupfte Sasha sich sorgfältig die Augen ab. Das Taschentuch zeigte schwarze Mascara-Spuren.
Ach, er hat mich schon in schlimmerem Zustand gesehen, dachte Sasha. „Wir werden auf dem Rückweg bei einem Babyartikelgeschäft anhalten müssen.“
Abgesehen von den wichtigsten Dingen hatte Cheryl improvisiert. Selbst die Wickeltasche war eine umfunktionierte alte Strandleinentasche.
Während Jake auf einen Supermarkt für Babyartikel zufuhr, griff er das Thema auf, das sie zuvor hatten fallen lassen. „Wäre mein Sohn nicht der Vater gewesen, dann wäre die Adoption nicht so glatt verlaufen, stimmt’s?“
„Wenn der Vater des Babys nicht Ihr Sohn gewesen wäre“, erwiderte Sasha nüchtern, „dann hätten Sie mit diesem Baby überhaupt nichts zu tun“. Sie fragte sich, ob ihm überhaupt bewusst war, wie sehr sein Leben sich von nun an ändern würde. Als Tim noch ein Baby gewesen war, hatte Jake sich die Verantwortung mit seiner Frau geteilt, und damals war er noch ein junger Mann gewesen. Auch wenn ihm das jetzt nicht klar war, würde sein ganzes Leben von nun an auf den Kopf gestellt werden.
Sasha gestand sich ein, dass sie ihn von ganzem Herzen beneidete. Sie betrachtete seine kräftigen Hände auf dem Lenkrad und versuchte ganz unwillkürlich, sich die Berührung dieser Finger auf ihrer nackten Haut vorzustellen. Als das Baby neben ihr sich bewegte, verdrängte sie diese Gedanken hastig wieder. „Timmy wird sehr stolz auf Sie sein“, stellte sie fest, als sie auf den riesigen Parkplatz bogen. „Wollen Sie ihn nicht anrufen und beruhigen, während ich alles einkaufe?“
„Sie brauchen noch Geld.“ Er wollte seine Brieftasche hervorziehen, doch Sasha schüttelte den Kopf.
„Das klären wir später. Ich weiß ja noch gar nicht, ob ich hier alles bekomme oder nur die Grundausstattung.“
„Die Grundausstattung?“ Verwundert drehte er sich halb zu ihr um.
Sasha lachte nur leise und stieg aus. Du musst noch viel lernen, mein Lieber, dachte sie, und ich werde dir alles beibringen. Vorausgesetzt, ich erinnere mich selbst noch an alles.
Eine Dreiviertelstunde später kehrte Sasha mit einem voll beladenen Einkaufswagen zum Auto zurück, gefolgt von einer Angestellten des Supermarkts mit einem weiteren vollen Wagen. Sasha lächelte Jake in seinem Jeep zu und freute sich schon jetzt darauf, all die Einkäufe auszupacken und das Kinderzimmer einzurichten. „Vielen, vielen Dank“, sagte sie zu der Angestellten, zog einen Geldschein aus der Handtasche und steckte ihn der Frau in die Tasche ihrer roten Schürze.
„O nein, das ist wirklich nicht nötig. Es hat mich gefreut, Ihnen helfen zu können.“
Sasha hatte der Frau einfach die ganze Geschichte erzählt und sie um Hilfe gebeten. Als Jake jetzt aus dem Auto stieg und den Kofferraum öffnete, warf die Angestellte Sasha ein verschwörerisches Lächeln zu und flüsterte: „Lieber Himmel, der sieht aber nicht gerade wie ein Großvater aus!“
Jake achtete nicht auf die Angestellte. Er schaute nur erschrocken auf die beiden übervollen Einkaufswagen.
Bevor er noch etwas von sich geben konnte, erklärte Sasha hastig: „Später müssen wir noch ein paar Kleinigkeiten besorgen. Ich habe dieselbe Babynahrung gekauft, die auch Cheryl der Kleinen gegeben hat. Dann noch eine Wickelauflage mit vielen Windeln und diese süße kleine Kommode für all die Babysachen. Ach ja, und diese Babybadewanne. Es fehlt noch ein Wickeltisch, es sei denn, Sie haben etwas, das wir dafür verwenden können. Das Modell hier im Supermarkt sah mir einfach zu wackelig aus. Wiegen gab es in zwei Farben, aber ich habe die weiße genommen, weil ich ja nicht wusste, in welcher Farbe Sie das Babyzimmer streichen wollen. Es gab auch noch größere, aber es dauert ja ohnehin nicht lange, und dann braucht die Kleine ein richtiges Kinderbett. Deshalb
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