JULIA COLLECTION Band 20
uns keine Gedanken mehr darüber zu machen, wie wir sie aufheitern können.“ Sasha stieg zu Marty in den Minivan. „Wenn sie weiß, was gut für sie ist, dann lässt sie sich von ihm rundum verwöhnen, bevor sie ihn nach Hause schickt.“
„Genau“, stimmte Marty zu. „Das ist so wahrscheinlich, wie dass du in ein Kloster eintrittst oder ich einen Bestseller schreibe und damit zu Oprah Winfrey ins Fernsehen komme.“
Vorsichtig setzte Sasha sich auf den heißen Vinylsitz. „Aber Daisy braucht einen Mann. Ständig wirkt sie so verspannt. Sie muss ihr Immunsystem ein bisschen mit Sex stärken.“
Marty fuhr vom Parkplatz. „Bei dir klingt es immer so, als sei Sex eine Wundermedizin. Aber davon ist Daisy genauso wenig überzeugt wie ich. Sie schien an dem gut gebauten Hausgast nicht sonderlich interessiert.“
„Lass dich da nicht täuschen. Ich fand, sie hat sich ein bisschen zu viel Mühe gegeben, nicht interessiert zu wirken.“ Sasha stellte die Rückenlehne etwas nach hinten und stemmte sich mit ihren Plateauschuhen gegen das Armaturenbrett.
„Wer kann ihr nach der Sache mit Jerry denn verübeln, dass sie keinem Mann mehr vertraut?“
„Daisy vertraut überhaupt niemandem außer uns beiden.“
„Und wir schmieden hinter ihrem Rücken Pläne.“ Marty seufzte. „Schöne Freunde.“
„Aber jemand muss sich doch um sie kümmern. Soll sie als verbitterte alte Frau enden? Seit dieser Sache mit Jerry lässt sie sich auf keinen Mann mehr ein.“
„Tja, dann ist sie zumindest klüger als wir beide.“ Marty lachte leise.
„So etwas überhöre ich. Und was ist mit diesem Arzt, mit dem sie zusammenarbeitet?“
„Der ist wahrscheinlich verheiratet.“ Marty lachte auf. „Es funktioniert fast nie, wenn man sich einen Partner aus demselben Berufsumfeld sucht. Mein erster Ehemann war Verleger. Die ersten drei Wochen habe ich ihn über alles geliebt, aber dann haben wir uns über fast alles gestritten. Er fand immer, ich würde Müll lesen, und ich habe ihm vorgeworfen, er lese nur hochtrabenden Kram.“
„Was hat er denn verlegt?“
„Bücher mit Anleitungen für Computer.“
„Oh. Dann war er also gar kein Literat, sondern nur ein Computerfreak, der zufällig auch lesen konnte.“
„Zumindest war er auf seinem Gebiet gut. Er hat viel Geld damit verdient, anderen Leuten beizubringen, wie sie auch Computerfreaks werden können. Und dann wurde er krank.“
Beide Frauen schwiegen und dachten über ihre gescheiterten Beziehungen nach. Schließlich sagte Sasha: „Lass mich dort an der Ecke raus. Oder brauchst du meine Hilfe noch, um die Bücher ins Haus zu schleppen?“
Sie wohnten beide in einem Viertel, das in den Siebzigern errichtet worden war, als Muddy Landing langsam expandierte. Martys Haus war ein paar Jahre vor den übrigen gebaut worden, und so war die Siedlung allmählich um ihr Haus herum entstanden. Jetzt hielt sie am Straßenrand an. „Fürs Erste lasse ich das alles im Auto.“
„Wie du willst. Aber die besten Bücher hebst du für mich auf, ja? Du weißt ja, welche Autoren ich mag. Ich muss ab nächster Woche einen neuen Bürokomplex in Kitty Hawk einrichten, also werde ich oft nach Norfolk fahren, aber zum Lesen bleibt mir noch Zeit genug.“ Sasha arbeitete als Innenarchitektin. Jetzt öffnete sie die Tür und streckte eines ihrer langen Beine hinaus.
„Nur für den Fall, dass Daisy ihren gut gebauten Hausgast zurückweist, könnten wir ihn dann doch auf unsere Kandidatenliste setzen.“
„Für Faylene?“ Sasha wirkte entsetzt. „Niemals!“
„Bei Faylene haben wir uns doch längst für Gus entschieden.“
„Richtig, aber Daisy hat die erste Wahl. Was meinst du? Wird ein Mann zum Cowboy, wenn er Cowboystiefel trägt und aus Oklahoma stammt?“
„Keine Ahnung.“
„Na, ein Cowboy ist zumindest gut im Sattel.“ Sasha winkte mit ihrer manikürten Hand.
Marty lachte. „Hoffentlich hast du den Haaren der armen Faylene mit deinem stinkenden Festiger nicht den Rest gegeben.“
„Moment mal. Eine Freundin von mir hat das Zeug erfunden. Sie versucht gerade, ein Patent dafür zu kriegen.“
„Als was denn? Insektengift?“
7. KAPITEL
Die Luft, die ins Zimmer wehte, duftete zur Abwechslung nicht nach Sojabohnen und Pinien, sondern nach dem Flussufer. Gähnend streckte sich Daisy im Bett. Anscheinend hatte die Windrichtung sich gedreht. Wenn es Regen gab, hörte der bis zum Mittwoch hoffentlich wieder auf. Daisy war immer noch nicht ganz wohl bei dem Gedanken,
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