JULIA COLLECTION Band 20
und Kell fragte sich, was die beiden Frauen wohl ohne ihn gemacht hätten.
„Okay. Soll ich alle Möbel mitten ins Zimmer rücken? Oder nur ein Stück von den Wänden weg?“ Wenn jedes Möbelstück in dem ganzen Haus verschoben werden musste, gewann Kell dadurch vielleicht ein paar Tage, obwohl er immer noch nicht genau wusste, wie er diese Zeit nutzen sollte. Am liebsten wollte er die Tage im Bett verbringen, zusammen mit Daisy. Das war zwar unsinnig, aber gegen diesen Wunsch konnte Kell nichts tun.
„Wenn Sie die Möbel einfach ein Stück vorziehen und auf den Teppich stellen, dann kann ich den Boden wischen und polieren.“ Daisy stützte eine Hand in die Hüfte. „Bei dem alten Teppich bin ich mir unsicher. Entweder leihen wir uns eine dieser Reinigungsmaschinen aus dem Supermarkt, oder wir saugen ihn einfach nur gründlich ab.“
Am anderen Ende des Flurs klingelte das Telefon. „Verdammt!“, rief Daisy leise aus.
„Soll ich rangehen?“, bot Faylene an.
„Nein, ich gehe lieber. Vielleicht ist es Egbert.“
Kopfschüttelnd blickte Faylene in das Zimmer. „Dieser Tisch da drüben sieht zwar nicht so aus, aber er wiegt bestimmt eine Tonne. Massives Eichenholz. Glauben Sie, Sie können den bewegen?“
„Vielleicht.“ Kell hob erst einmal das eine Ende des Sofas an und stellte es ein paar Zentimeter vor, dann das andere. So rückte er Stück für Stück das Sofa nach vorn.
„Montags gehe ich mit Miss Marty einkaufen. Das sollte eigentlich geheim bleiben, aber ich habe gehört, wie sie mit Miss Sasha darüber gesprochen hat. Die beiden hecken irgendwas aus, und dafür soll ich nicht meine Shorts anziehen.“
„So. Verstehe. Wollen Sie den Tisch abräumen?“
„Die Blumen stelle ich in den Flur. Und die tote Eule will bestimmt niemand, ich jedenfalls nicht. Die Bank lässt sicher alles für wohltätige Zwecke verkaufen, und das Haus geht an diese Historische Gesellschaft. Ich würde es ja einfach so, wie es ist, versteigern lassen, und dann hätte niemand mehr ein Problem damit. Soweit ich weiß, sucht eine große Einkaufskette hier in der Gegend nach einem passenden Grundstück.“
Nur über meine Leiche, dachte Kell. Er wollte gerade das Haus seiner Vorfahren verteidigen, als Daisy auftauchte und ihm ein schnurloses Telefon reichte. „Hier, für Sie.“
Fragend hob er eine Augenbraue und griff nach dem Hörer, der noch warm war von Daisys Hand. „Wer ist es denn? Blalock?“
Sie schüttelte den Kopf. „Eine Frau. Sie hat mir ihren Namen nicht genannt, sondern nur Sie verlangt.“
„Magee“, meldete er sich und blickte weiterhin Daisy an. Es gefiel ihm, dass ihr Haar sich nicht bändigen ließ und immer wieder wirr ihr Gesicht umrahmte. Eigenwilliges Haar an einer eigenwilligen Frau. Ja, das gefiel ihm.
„Kell, hier ist Clarice. Moxie ist im Gefängnis, und du musst unbedingt mit Chief Taylor sprechen. Auf mich will er einfach nicht hören.“
Abrupt hielt Kell den Hörer von seinem Ohr weg, um sein Trommelfell zu schonen. „In Ordnung, beruhige dich doch. Wie schlimm ist es denn?“ Ein paar der Jungs, mit denen er arbeitete, fielen immer wieder in ihr altes Milieu zurück, und der fünfzehnjährige Moxie war einer der gefährdetsten.
Kell hörte der schrillen Stimme am anderen Ende zu und nickte hin und wieder. „Ja. Verstehe. Nein, tu das nicht.“ Daisy war mit Faylene aus dem Raum gegangen, um Kell ungestört telefonieren zu lassen, doch zweifellos hörten sie jedes Wort, das er sagte. Clarice hatte er damals auch von der Straße geholt. Jetzt würde sie bald ihr eigenes Geschäft eröffnen. Doch wenn sie aufgeregt war, fing sie immer an zu schreien. „Hör mal, ich werde dem Chief alles erklären. Ja, sofort. Aber vielleicht wird Moxie einfach abwarten müssen, bis …“ Er schloss die Augen, während Clarice ihn mit zahllosen Informationen überschüttete. „Jetzt hör auf, dir Sorgen zu machen, ja? Konzentrier dich auf deinen großen Tag. Wenn ich zurückkomme, will ich über der Tür das große Neonschild sehen, verstanden?“ Seufzend wartete er ab, bis Clarice mit ihrem Bericht fertig war. „Natürlich werde ich da sein. Das habe ich doch versprochen.“
Er beendete das Telefonat und atmete tief durch. Dann ging er auf den Flur, wo Daisy und Faylene so taten, als hätten sie kein Wort mitbekommen. Kell wartete gar nicht erst auf Fragen. „Diese Freundin von mir hat Probleme. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich von hier ein Ferngespräch führe? Ich zahle es
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