JULIA COLLECTION Band 20
sollten. „Diese Wand ist die längste. Es gibt insgesamt elf Regale, und wenn irgend möglich, möchte ich sie alle in diesen zwei Zimmern unterbringen.“ Sie zeigte auf das kleine Esszimmer, das im Moment auch ihr Arbeitszimmer war. „Die Küche möchte ich als Lagerraum und Büro benutzen. Der Tisch passt sicher nicht nach oben, aber als Packtisch würde er sich großartig machen.“
Cole rieb sich das stoppelige Kinn. Ein Vorteil, auf einem kleinen Boot zu leben, lag darin, dass man lernte, jeden Zentimeter zu nutzen.
„Sasha hat ganz wilde Vorstellungen, was die farbliche Gestaltung meines Ladens angeht. Das ist die Freundin, mit der Sie telefoniert haben. Sie ist Innenarchitektin und gehört in dieser Region zu den besten ihrer Branche. Allerdings schlägt sie tatsächlich vor, drei dieser Wände in verschiedenen Rottönen zu streichen. Können Sie das glauben? Sie sagt, der Raum müsse nicht nur einladend, sondern aufregend aussehen.“
Cole fand das Zimmer auch jetzt schon einladend. Die Wände waren in warmen Cremetönen gestrichen, und die Möbel waren eine angenehme Mischung aus alt und neu. Das alles sah genau richtig aus. Keine Designerstücke, bei denen man Angst hatte, sich daraufzusetzen. Cole ging durch den zweiten Raum. Im Erdgeschoss gab es außer diesen beiden Zimmern nur noch die Küche und einen Wirtschaftsraum. In Gedanken ersetzte Cole die Möbel, die hier standen, durch die Regale voller Bücher. Eigentlich schade, dass all diese Möbel in den einen kleinen Raum oben gestopft werden sollten. Aber es war Martys Haus.
Sie folgte ihm dicht auf den Fersen.
Cole spürte ihre Aufregung. „Sie haben mehrere Möglichkeiten.“
„Wobei? Bei der Farbwahl?“
Als er ihr Seufzen hörte, wandte er sich zu ihr um. Marty stand so dicht hinter ihm, dass seine Hand ihre Hüfte berührte.
Marty zuckte kurz zurück, als hätte sie einen kleinen Stromschlag erhalten. „Da werde ich aber mächtig kämpfen müssen, um mich durchzusetzen.“ Sie klang atemlos. „Sasha kann sehr energisch sein. Sie ist wie ein Vorschlaghammer, der mit Samt überzogen ist.“
„Ich meinte eigentlich die Anordnung der Möbel und nicht die Farben.“ Coles Blick glitt über ihr Gesicht. Sie wirkte müde und entmutigt. Ein bisschen Aufmunterung würde ihr bestimmt guttun. Fast hätte er eine Dummheit begangen, doch da setzte zum Glück sein Überlebensinstinkt wieder ein. „Wissen Sie, was ich denke? Ich bin überzeugt, dass Sie sich gegen jeden Vorschlaghammer durchsetzen können, ob er nun mit Samt bezogen ist oder nicht.“
Es war nicht direkt ein Lächeln, was er erntete, aber wenigstens sah Marty nicht mehr ganz so deprimiert aus.
„Tja, Sie kennen Sasha nicht.“
Cole war sich nicht so sicher, ob er diese Frau kennenlernen wollte.
„Ich habe die blöden Regale auf meiner Skizze hin und her geschoben, aber die Maße sind einfach nicht auf diesen Raum abgestimmt. Ich habe sie extra für den früheren Laden anfertigen lassen, aber …“ Sie schüttelte den Kopf. „Ist es eigentlich verrückt, was ich hier vorhabe? Nein, antworten Sie lieber nicht.“ Jetzt musste sie lachen.
Ihr Lachen berührte ihn mehr, als er sich eingestehen wollte. „Die Menschen bauen ihre Häuser ständig um. Das ist nichts Ungewöhnliches.“
„Ja, aber normalerweise bauen sie ein zweites Bad ein und vielleicht ein paar Zimmer über der Garage. Ich dagegen richte mir Verkaufsräume im Erdgeschoss ein.“
Am liebsten hätte er ihren Kopf an seine Schulter gezogen und ihr gesagt, sie solle sich keine Sorgen machen. Kurz vor Sonnenaufgang sei es immer am dunkelsten oder sonst irgendeinen Spruch.
„Die Kunden müssen sich frei bewegen können. Niemand stöbert gern in einem Geschäft, in dem er sich eingeengt fühlt.“ Eine Hand legte er ihr auf die Schulter, mit der anderen zeigte er, was er sich vorstellte. „Wir haben hier fünf Meter zur Verfügung, zwischen der Tür und der Ecke. Anstatt die riesigen Regale hier hineinzustopfen, sollten wir sie zersägen und mehrere kleine daraus machen. Dann können wir sie locker an allen Wänden anordnen, und bei Bedarf können Sie dazwischen noch Wandborde anbringen.“
„Die Regale zersägen?“ Obwohl Marty kurz zuvor etwas Ähnliches angedacht hatte, klang sie, als habe Cole gerade vorgeschlagen, sie solle sich die Beine kurz über den Fußknöcheln absägen. Sie fuhr herum und wäre fast gestolpert. Cole stand so dicht vor ihr! Als er sie mit einer Hand stützte, schaute sie ihn
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