JULIA COLLECTION Band 20
wie gebannt mit ihren großen grauen Augen an.
Es roch immer noch schwach nach Farbe und verbranntem Zimt, aber Cole musste an Blumen denken. Das musste Martys Duft sein. Sie trug kein Make-up, das Haar war zerzaust, und die Kleidung sah aus wie vom Flohmarkt. Dennoch duftete sie wie ein exotischer Garten.
Cole beugte sich näher zu ihr. Sie erstarrte. Tu’s nicht, Mann, sagte er sich. Du fängst hier etwas an, das du nicht zu Ende bringen kannst.
„Genau wie wir es vorhin besprochen haben: Wir kürzen die Regale.“ Sein Ton war fast schroff, und er trat einen Schritt zurück.
Martys Wangen glühten. Sie nickte. „Und die könnte ich dann hier aufstellen und hier und hier.“ Sie deutete auf den Platz zwischen den Fenstern, neben der Tür und in einer anderen Ecke. „Außerdem habe ich ja noch das Esszimmer.“
Obwohl Cole sich niemals als Frauenexperte bezeichnet hätte, erkannte er, dass Marty ihre Scheu vor ihm verlor. In ihrer jetzigen gelösten Stimmung hatte sie eine fast verheerende Wirkung auf sein Gefühlsleben. Er lehnte sich an den Türrahmen, während Marty im Zimmer umherlief, gestikulierte und mit sich selbst sprach.
Wer hätte gedacht, dass graue Augen so viel ausdrücken konnten? Unwillkürlich fragte Cole sich, wie Marty ihn ansehen würde, wenn sie beide im Bett wären und …
„Ich sollte jetzt lieber wieder auf mein Boot zurückkehren.“ Ihr bei den Umbauplänen zu helfen war etwas vollkommen anderes, als sich auszumalen, wie sie beide …
Schluss jetzt!, sagte er sich. „Morgen früh um sieben bin ich wieder hier, falls Ihnen das nicht zu früh ist.“ Zu dem Zeitpunkt würde sie gerade den Hund ausführen, und dann konnte Cole ohne jede Ablenkung mit der Arbeit beginnen.
Marty blickte Coles Wagen nach und ließ ihren Gedanken freien Lauf. Seltsam, dachte sie, bei den meisten Männern achte ich kaum darauf, was sie anhaben, selbst wenn ich sie mag. Aber Cole trägt eine alte Jeans und ein einfaches schwarzes T-Shirt, und schon fange ich an, mir alles Mögliche auszumalen.
Dann riss sie sich zusammen und konzentrierte sich wieder auf Wichtigeres. Sie maß den verfügbaren Platz an allen Wänden aus. Wenn sie vielleicht die Waschküche benutzte, um … nein, das würde nicht funktionieren.
Waschmaschine und Trockner würde sie nicht noch mit ins obere Stockwerk quetschen können. Schlimm genug, dass sie sich von nun an mit einem winzigen Kühlschrank würde begnügen müssen. Wohn- und Esszimmer mussten als Verkaufsräume ausreichen.
Seltsam, dass auf einmal doch alles seinen Platz finden würde. Das lag nur an diesem sexy Tischler mit dem strubbeligen Haar, den blaugrünen Augen und dem Lächeln, das sie zum Schmelzen brachte.
Am Mittwochmorgen war Marty schon lange vor Morgengrauen auf den Beinen, obwohl sie noch bis spät in die Nacht wach gelegen hatte und in Gedanken ihren Verkaufsraum immer wieder anders eingerichtet hatte. Das Tierheim öffnete erst um sieben, und in dieser Zeit würde Cole kommen.
Sie trank ein Glas Orangensaft und verzog das Gesicht, weil der Saft so kalt war. Dann streifte sie sich etwas Warmes über und lief nach draußen. Die Haustür ließ sie unverschlossen. Immer noch heulte der kalte Nordostwind.
Mutt schien dieses Wetter zu lieben. Vielleicht steckte auch das Erbgut eines Eisbären in ihm. Sein zottiges Fell wogte, während er die Water Street hinunterlief, in Richtung des Burger-Restaurants, seines Lieblingsplatzes. Ihn anzuschreien hatte keinen Sinn. Trotzdem versuchte Marty es. Sie hatte mal in einer Zeitschrift gelesen, dass man durch Schreien sehr gut Stress abbauen konnte.
Mutt achtete gar nicht auf die Rufe. Er folgte einfach seiner Nase. Kein Pfosten, kein Halm und keine Hausecke entlang seinem Weg blieb unbeschnüffelt und unbewässert. Dann erreichten sie das Burger-Restaurant. Leider waren die Mülltonnen noch nicht geleert worden, und Mutt fand demzufolge reiche Beute.
Es standen kaum Autos auf dem Parkplatz. Ganz sicher gehörten die meisten davon den Angestellten, denn das Restaurant öffnete erst in zwanzig Minuten. Langsam fuhr ein grauer Mercedes vorbei. Hatte sie denselben Wagen nicht gestern schon mal gesehen? Und hatte er nicht neulich in der Auffahrt der Caseys gestanden?
Marty fing an zu grübeln. Die Caseys waren in Florida, aber vielleicht war das jemand, der auf ihr Haus aufpasste. Allerdings hatte Ruth Casey bei ihrem letzten Treffen nichts davon erwähnt.
„Schon gut, ich komme ja!“, schrie sie, als Mutt
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