JULIA COLLECTION Band 20
Lenkrad. Schöne Hände, dachte sie, kräftig, aber auch einfühlsam. Zum dritten Mal, seit sie das Haus verlassen hatten, gähnte sie.
„Sind Sie immer noch müde? Schlafen Sie schlecht, weil es da oben so chaotisch aussieht?“
Vielleicht waren seine Hände ja nicht das Einzige, was Marty so an ihm faszinierte. „Ich schlafe sehr gut“, log sie. „Es liegt bestimmt am Wetter. Vielleicht stamme ich von Bären ab und sehne mich in der kalten Jahreszeit nach meiner Höhle und meinem Winterschlaf.“ Hielten Bären eigentlich zu zweit Winterschlaf? Das wäre doch ganz praktisch.
Kurz darauf kam Cole mit Mutt aus dem Tierheim, und Marty stieg aus dem Wagen. Der Hund war bester Laune. An der nächsten Straßenecke zog Cole leicht an der Leine und deutete mit der freien Hand nach rechts. Sofort bog Mutt nach rechts ab.
Abrupt blieb Marty stehen. „Wie haben Sie das denn gemacht?“
„Was denn?“ Der Wind fuhr ihm durchs Haar und drückte ihm die Lederjacke an die Brust. Cole sah unglaublich attraktiv und auch ein bisschen gefährlich aus.
„Wie haben Sie ihn dazu gebracht, nach rechts abzubiegen? Ich kugele mir immer fast den Arm aus, um ihn dahin zu dirigieren, wo er hinlaufen soll.“
„Geben Sie ihm denn keine Handzeichen?“
„Meistens muss ich die Leine mit beiden Händen festhalten. Vielleicht haben Sie ja mitbekommen, dass der Hund mit Leichtigkeit eine Kutsche ziehen könnte.“
„Aber, Marty, Sie wissen doch bestimmt, dass der Hund taub ist, oder? Hat man Ihnen nicht mal das gesagt?“ Cole schnippte mit den Fingern, doch der Hund drehte sich nicht um.
Sie schüttelte den Kopf. Anscheinend hatten die Hallets ihr eine ganze Menge verschwiegen, damit sie sich nicht weigerte, diesen Job zu übernehmen.
„Außerdem hat er an einem Auge eine Entzündung.“
„Oh.“
Hechelnd setzte Mutt sich auf seine kräftigen Hinterbeine, während Cole Marty über die Behinderungen des Tiers aufklärte. „Mit einem Auge kann er noch gut sehen, aber hören kann er bestimmt überhaupt nichts. Sehen Sie doch, wie gut er auf Handzeichen reagiert.“
„Aber, aber ich habe ihm nie irgendwelche Handzeichen gegeben.“
„Zumindest nicht bewusst. Sicher passt er genau auf, ob er irgendwelche Zeichen bekommt. Und wenn Sie mit den Händen erst in eine und dann in die andere Richtung zeigen, dann verwirrt ihn das. Also folgt er seinem Hundeinstinkt, markiert sein Revier und geht allen interessanten Gerüchen nach.“
Als sie zum Tierheim zurückkehrten, dachte Marty immer noch darüber nach, wie sie all die Anzeichen hatte übersehen können.
Mutt schien sich zu freuen, wieder zurück zu sein. Er stand still, soweit das einem Hund möglich war, dessen Schwanz unentwegt hin und her schwang.
Cole ging eine Reihe von Handzeichen mit dem Tier durch, und der Hund gehorchte vorbildlich. Als Belohnung kraulte er Mutt am Kopf, bevor er ihn zurück in den Zwinger brachte.
Als sie wieder auf die Straße traten, sagte Marty: „Sie müssen mal einen Hund gehabt haben, wenn Sie so viel über diese Tiere wissen.“
Doch bevor Cole etwas erwidern konnte, fuhr der graue Mercedes wieder langsam an ihnen vorüber.
Marty ergriff Coles Arm. „Haben Sie diesen Wagen gesehen? Wenn es nicht so unsinnig wäre, würde ich sagen, er verfolgt mich. In letzter Zeit sehe ich ihn, wo immer ich auch gerade bin.“
Cole beobachtete den Mercedes, der um die nächste Ecke bog, und öffnete dann die Tür seines Pick-up. „So ungewöhnlich sind diese Modelle nicht, nicht einmal die älteren.“
„Das weiß ich.“
„Wenn Sie den Wagen nicht kennen, dann ist es bestimmt jemand von außerhalb.“
„Normalerweise kommen im Winter nur die Jäger hierher, und die fahren nur selten einen Mercedes. Außerdem habe ich diesen Wagen in der Auffahrt meiner Nachbarn gesehen. Und ich weiß, dass sie in Florida sind.“
6. KAPITEL
Marty bestand darauf, mit Cole zusammen in den Baumarkt zu gehen, und Cole willigte ein. Schließlich war es ihr Geld. Sie konnte es immer noch nicht fassen, dass sie Mutts Taubheit nicht erkannt hatte, und Cole wurde klar, dass Marty alles immer gern unter Kontrolle hatte.
Das war bei den meisten Frauen so. Paula hatte sich nach außen stets hilflos gegeben, doch im Grunde hatte sie immer die Fäden gezogen und die Richtung angegeben.
„Bitte sehr, Sir. Zahlen Sie bar oder mit Kreditkarte?“
„Mit Kreditkarte.“ Marty legte ihre Kreditkarte hin.
„Warenausgabe ist auf der Rückseite des Gebäudes.“ Der
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