JULIA COLLECTION Band 20
Kassierer deutete hinter sich, und Marty ging Cole voraus durch die große Halle.
Was für eine seltsame Frau!, dachte er. Einerseits legt sie so großen Wert auf ihre Unabhängigkeit, doch wenn sie nicht weiterweiß, dann hat sie genug Rückgrat, um das offen zuzugeben. Als er ihr die Handzeichen für Mutt erklärt hatte, hatte sie aufmerksam zugehört. Überrascht stellte er fest, dass er sie nicht nur bewunderte, sondern auch gernhatte.
Er legte das Holz auf die Ladefläche des Pick-up, zurrte alles fest und wandte sich an Marty. „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich gern länger arbeiten, um die Zeit wieder aufzuholen. Dann könnte ich Sie morgen früh wieder begleiten und sehen, ob Sie jetzt mit dem Hund klarkommen. Das Problem bei tauben Hunden ist, dass Sie, wenn er erst einmal wegläuft, rufen und schreien können, so viel Sie wollen.“
„Das ist mir vorhin auch klar geworden.“ Bevor Cole ihr beim Einsteigen helfen konnte, riss Marty die Beifahrertür auf und stieg ein.
Cole schloss die Tür hinter ihr. „Sie kommen schon zurecht, aber es kann ja nicht schaden, wenn ich noch einmal mitkomme.“
Als sie an Martys Haus ankamen, lud Cole die Bretter ab. Er nahm sie auf die Schulter und balancierte sie ins Haus. Marty ging voraus und öffnete ihm die Türen. Er betrachtete sie ausgiebig von hinten, denn selbst im dicken Daunenmantel und mit Ohrenschützern war Marty ein hübscher Anblick.
Als er das letzte Brett im oberen Flur verstaut hatte, war es fast dunkel. Marty bestand darauf, dass Cole noch zum Abendessen blieb.
„Das ist das Mindeste, was ich für Sie tun kann, nachdem Sie mir die Hundesprache beigebracht haben. Ich koche uns irgendetwas, was schnell geht. Am besten taue ich uns etwas in der Mikrowelle auf.“
Cole erkannte die Gefahr, in der er schwebte. Er arbeitete erst seit drei Tagen für sie, und dennoch fiel es ihm jetzt schon schwer, Marty einfach nur als Auftraggeberin zu sehen. „Das ist doch nicht nötig. Ich kann mir auf dem Weg zum Liegeplatz etwas zu essen holen.“ Er konnte gut für sich selbst sorgen. Das tat er schließlich schon seit Jahren.
Cole folgte ihr in die Küche, die ihn an die Küche seiner Mutter erinnerte. Paulas Küche hatte dagegen so steril wie ein Labor ausgesehen, doch sie hatte auch nie viel Zeit darin verbracht.
Marty ließ die Tür zur Speisekammer offen, während sie in dem kleinen Tiefkühlschrank herumsuchte. Die Jeans spannte sich über ihrem Po, und Cole musste sich dazu zwingen, den Blick abzuwenden. Unter dem Jeansstoff zeichnete sich deutlich ihr Slip ab. Offensichtlich trug sie keinen Stringtanga.
Mühsam brachte er sich dazu, lieber die Küche seiner Auftraggeberin in Augenschein zu nehmen als die Frau selbst. Über der Spüle vor dem Fenster hing ein Sonnenschutz von der Gardinenleiste herab, und eine Weinranke schlängelte sich über das Fensterbrett. Die gelbweiß gemusterten Gardinen passten zur Tischdecke. Anscheinend mochte Marty Gelb. Selbst an einem Tag wie diesem, an dem es draußen nicht richtig hell geworden war, verlieh der gelbe Ton der Küche eine anheimelnde Atmosphäre.
„Da sind sie ja.“ Marty zog tiefgefrorene Steaks hervor.
Nach dem Essen schob Marty ihren Teller von sich und atmete tief durch.
Cole beugte sich etwas vor. „Ich möchte heute Abend länger arbeiten, um die Zeit auszugleichen, die ich früher aufgehört habe.“
„Sie haben doch gar nicht früher aufgehört. Sie waren noch …“
„Innerhalb der Gleitzeit?“ Er musste lachen, als er Martys Verlegenheit bemerkte. Ihm war klar, welche Probleme es mit sich bringen konnte, wenn er die Grenze zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber überschritt.
„In gewisser Weise“, erwiderte sie steif, und Cole musste wieder lachen.
Marty fiel in sein Lachen mit ein, und Cole genoss ihren Anblick wie ein kleines Kind den Weihnachtsbaum. Er hatte den Eindruck, als habe Marty in letzter Zeit viel zu wenig gelacht. Warum ihn das bedrückte, konnte er sich auch nicht erklären, doch so war es.
Als Marty aufstand und über den Tisch hinweg nach Coles Teller und seinem Kaffeebecher griff, fiel ihr das Haar um die Schultern, und Cole nahm wieder einen Hauch ihres Duftes wahr.
Ich sollte lieber von hier verschwinden, dachte Cole, sonst werde ich diese Frau noch anfassen. Ich wüsste wirklich zu gern, ob ihr dichtes braunes Haar sich so seidig anfühlt, wie es aussieht. Zugegeben, er hatte, was Frauen betraf, eine Durststrecke hinter sich, aber sein Verstand
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