JULIA COLLECTION Band 20
funktionierte dennoch tadellos. Und der riet ihm, auf Abstand zu bleiben.
Leider fiel Cole das nicht gerade leicht.
„Wissen Sie was?“ Er schob den Stuhl zurück und blickte noch einmal rasch an sich herunter, um sicher zu sein, dass er nicht besser das Hemd über die Jeans ziehen sollte. „Bevor ich nach Hause fahre, messe ich Ihnen noch eines der Regale aus und säge die Bretter. Morgen früh können wir es dann gleich als Erstes fertig machen. Und während ich oben weiterarbeite, können Sie sich überlegen, ob ich die übrigen Regale auf dasselbe Maß kürzen soll. Was halten Sie davon?“
Marty stimmte zu.
Sie arbeiteten in der Garage, wo sie kaum Platz hatten, sich zu bewegen, ohne sich gegenseitig zu berühren. Da die Garage unbeheizt war, hatte Marty sich einen dicken Mantel angezogen und eine Mütze mit Ohrenklappen aufgesetzt. In diesem Aufzug hätte sie eigentlich wie ein Waschbär aussehen müssen, doch Cole fand sie zum Anbeißen.
„Das wär’s dann“, stellte er fest und legte die gekürzte Hälfte beiseite. Dann schaute er sich nach einem Besen um.
„Lassen Sie, ich mache hier morgen früh sauber.“ Marty winkte ab. „Möchten Sie vielleicht … also, der Kaffee ist bestimmt noch heiß.“
Mir ist auch heiß, dachte Cole. Jede noch so zufällige Berührung hatte ihn förmlich elektrisiert. Das Knistern zwischen ihnen beiden war einfach nicht zu ignorieren. Hatte Marty das denn nicht auch bemerkt?
„Ich fahre lieber zurück zu meinem Boot und stelle die Bilge-Pumpe an, bevor ich mich schlafen lege.“ Genau, dachte er. Ich zwänge mich in die winzige Duschekabine, spüle mir den Staub ab und versuche dann, in einem Bett zu schlafen, das für jemanden konstruiert wurde, der nur halb so groß und halb so schwer ist wie ich.
Das ungebundene Leben an Bord, das ihm anfangs so traumhaft erschienen war, hatte auch ganz erhebliche Nachteile.
Am ersten Februar sprossen überall die Krokusse und versprachen den Frühlingsanfang. Marty hatte wie ein Bär geschlafen und viel wirres Zeug geträumt. Jetzt war sie unzufrieden und sehnsuchtsvoll aufgewacht, doch unter der Dusche verflogen die letzten Erinnerungen an die Träume.
Hatte Cole gesagt, er wolle beim Spaziergang mit Mutt noch einmal mitkommen? Hatte sie dem zugestimmt? Marty konnte sich nicht erinnern. Außerdem war es besser, wenn er sich an die Bücherregale machte, während sie den Hund spazieren führte.
Ich muss an die Handzeichen denken, nahm sie sich vor. Was hatte Cole ihr gestern alles gezeigt? Rechts, links, halt, sitz, hierher. Und was sonst noch? Nicht an den Autoreifen pinkeln? Die arme Katze in Ruhe lassen?
Gerade als sie die Kaffeemaschine vorbereitete, damit sie diese bei ihrer Rückkehr gleich anstellen konnte, sah sie aufgeblendete Scheinwerfer in der Auffahrt. Mist, dachte sie, ich will allein mit dem Hund fertig werden, und wenn auch nur, um mir selbst zu beweisen, dass ich dazu in der Lage bin.
Aber es war Sasha und nicht Cole. Ungeduldig riss Marty die Haustür auf. „Ist das nicht selbst für dich noch ein bisschen früh?“ Sasha sah immer glamourös aus, obwohl ihr Arbeitstag früh begann und manchmal bis spät in die Nacht dauerte.
„Gib mir einen Doughnut, und erzähl mir, wie es so läuft.“
„Die sind noch tiefgefroren, daran brichst du dir die Zähne aus. Und was genau willst du denn von mir hören?“ Dabei konnte Marty sich das sehr genau denken. Wenn es um ledige Männer ging, konnte Sashas inneres Radarsystem es mit den besten Geheimdiensten der Welt aufnehmen.
Sasha klopfte sich die feuchte Erde von ihren dreihundert Dollar teuren Stilettos und rauschte an Marty vorbei in die Küche. Eine Wolke teuren Parfüms hüllte sie ein. „Jetzt mach erst mal die Augen auf, atme tief durch und werde wach, Liebes.“
„Hast du denn bei dir zu Hause überhaupt nichts zu essen?“, beschwerte Marty sich. Sasha wusste ganz genau, dass Marty zu dieser Tageszeit noch nicht voll da war. Und heute war es noch schlimmer, weil sie die ganze Nacht über wild geträumt hatte.
„Wozu denn? Mittags und abends esse ich immer außer Haus, und zum Frühstück mache ich gern bei dir halt.“ Sasha platzierte ihren wohlgerundeten Po auf einem von Martys Küchenstühlen. „Also raus damit: Wart ihr schon im Bett?“
„Sasha, er ist mein Tischler und mehr nicht, okay?“
„Ich frage ja nur, weil ich ihn immer noch für Lily möchte. Faye meint, er sei perfekt, aber falls du an ihm interessiert bist, dann können
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