JULIA COLLECTION Band 20
Ketten und Riegel lasse ich mir ja noch gefallen, aber ich habe dich nicht eingestellt, um eine Rolle im merkwürdigen Detektivfilm meines Lebens zu spielen.“
„Nicht mal als Statist? Und wenn ich verspreche, dass ich Mutt die Sprechrolle überlasse?“
Gegen ihren Willen musste Marty lachen. Dieser Mann war einfach unwiderstehlich.
„Schon besser“, stellte er fest und trat hinter ihren Stuhl. Behutsam massierte er ihren Nacken.
Genau dort saßen ihre Verspannungen. Jedenfalls die meisten.
Als er mit den Daumen auf ihre Schultermuskeln drückte, lehnte sie den Kopf zurück und schloss die Augen.
„Wir sollten lieber los.“ Seine Stimme klang noch tiefer als sonst. „Ich möchte gern um acht mit der Arbeit beginnen.“
„Ich sagte doch, dass du nicht mitkommen musst. Schon seit einer Woche führe ich Mutt aus, und jetzt weiß ich auch, wie ich ihn dirigieren kann. Da brauche ich dich nicht mehr.“
Er tat so, als habe sie gar nichts gesagt. „Möchtest du noch mal nach oben, bevor wir gehen?“
„Wir, ja? Wenn es um die Arbeit da oben geht, ist das Wort wir tabu, aber bei allem anderen schließt du dich großzügig mit ein.“
Vollkommen gelassen stimmte er ihr zu. „Genau.“
An seinem Tonfall erkannte Marty, dass er scherzte. „Du bist ein elender Chauvi, weißt du das?“
Es wurde bereits hell, als sie zum Wagen gingen. Jetzt wird es Frühling, dachte Marty. Und wenn es Sommer ist, bin ich schon lange wieder in meinem Buchladen.
Und wo würde Cole dann sein? Mit seinem Boot irgendwo unterwegs? Würde er für eine andere Frau das Haus umbauen? Seltsamerweise verging Marty auf der Stelle die Vorfreude auf den Frühling.
Der Spaziergang verlief bemerkenswert ruhig, obwohl Marty darauf bestand, heute allein mit Mutt fertig zu werden. Nur einmal verlor sie fast die Kontrolle über ihn, als zwei streunende Hunde auftauchten. Mutt zerrte an der Leine und bellte wie verrückt.
„Ich habe keine Ahnung, wie ich ihn dazu bringe, auf meine Zeichen zu achten“, brachte Marty atemlos hervor, als Cole keinerlei Anstalten machte, ihr zu helfen.
„Zieh ruckartig an der Leine.“
Sie tat es, und sofort wandte Mutt den Kopf zu ihr herum. Sein Blick schien zu fragen: „Was ist denn los?“
Marty machte eine knappe Geste mit der freien Hand, die so viel bedeutete wie: Reiß dich zusammen, oder ich bereite dir da Schmerzen, wo es wirklich wehtut.
„Da war bestimmt eine läufige Hündin dabei“, überlegte Cole laut, als sie weitergingen.
Marty gestand es sich nur ungern ein, aber sie hätte nicht gewusst, was sie tun sollte, wäre sie in dieser Situation allein gewesen. „Gut möglich.“ Sie fasste die Leine kürzer, als Mutt großes Interesse an den Reifen eines alten Autos zeigte, das im Halteverbot stand. „Allmählich können wir auch zum Tierheim zurück. Bis wir da sind, ist die halbe Stunde um.“
„Bei der Zeit zu schummeln würde dir gegen die Ehre gehen, nicht?“
„Stimmt. Außerdem ist er wirklich ein Riesenvieh, das Auslauf braucht.“
Vor den Hundezwingern griff Cole nach der Leine. „Willst du im Wagen warten, während ich ihn reinbringe?“
„Nein, danke.“ Ich habe alles unter Kontrolle, dachte Marty und blickte zu Mutt, der folgsam vor ihr saß und sie erwartungsvoll ansah.
Und was tat Cole Stevens? Das Einzige, womit er Martys Selbstbeherrschung aus dem Gleichgewicht bringen konnte. Er beugte sich vor, legte ihr eine Hand in den Nacken und küsste sie mitten auf der Straße. Es herrschte zwar nicht viel Verkehr, aber der Lieferwagen der Bäckerei fuhr vorbei, ein Fahrrad und Susie von der Bank.
Schon sein Aussehen, seine Stimme und seine Berührungen brachten Marty um den Verstand, aber der Geschmack seiner Lippen gab ihr den Rest. Sie wusste nicht, ob das ihr eigener oder sein Herzschlag war, den sie in den Ohren dröhnen hörte.
Ihre Füße berührten sich fast. Mit einer Hand fuhr er ihr über den Rücken und zog sie sanft zu sich heran. Coles Mund schmeckte nach Pfefferminz und Kaffee, doch es war sein ganz eigener Geschmack, den Marty berauschender fand als jeden Drink.
Erst als er einen Schritt zurücktrat, fiel Marty auf, dass sie mit beiden Händen seine Oberarme umklammerte. Es kostete sie große Überwindung, die Hände wegzuziehen, wieder ruhig zu atmen und zu lächeln. Ihre Lippen kribbelten. Hoffentlich sah man das Zittern nicht.
Gelassen fuhr Cole sich mit der Zunge über die Lippen. „Hm, lecker. Ist das Kokosnuss?“
Aber an seinen geweiteten
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