JULIA COLLECTION Band 20
aber Coles Duft hatte nichts mit den Düften gemeinsam, die sie von ihren Ehemännern kannte. Alan hatte Old Spice benutzt, weil es ihn an seinen Vater erinnerte. Beau dagegen hatte sich reichlich von einem aufdringlichen Männerparfüm bedient, das Marty schon bald nicht mehr hatte ausstehen können.
„Ich war schon seit Monaten nicht mehr am Anleger“, stellte Marty fest, als sie auf dem Weg zurück nach Muddy Landing waren. „Das letzte Mal war ich dort, als Bob Ed Geburtstag hatte.“
„Diesen Pick-up habe ich mir von Bob Ed gemietet“, erklärte Cole.
„Jetzt verstehe ich auch, warum vorn an der Stoßstange ein Angelhalter angebracht ist.“ Marty ließ sich vom Motorengeräusch einlullen.
„Hast du Appetit auf etwas vom Grill?“, fragte Cole ein paar Minuten später, als sie wieder auf den Highway bogen.
Marty öffnete die Augen und gähnte. „Klingt gut. Morgen muss ich unbedingt meine Speisekammer füllen.“
„Wollen wir das zusammen machen, nachdem wir den Hund morgens ausgeführt haben?“
Marty war zu müde, um etwas einzuwenden. Schläfrig dachte sie, dass sie aufpassen musste, dass der Umbau bei all den anderen Dingen nicht in Vergessenheit geriet. Sosehr sie es auch genoss, alles mit Cole gemeinsam zu tun, sie durfte ihren Termin nicht vergessen. „Willst du nicht lieber arbeiten, während ich mit Mutt spazieren und einkaufen gehe?“
„Wir werden sehen.“
„Das werden wir.“ Wenn das so weiterging, würde Marty bald all ihre Prinzipien der Selbstständigkeit über den Haufen werfen. Das Schlimmste daran war, dass ihr die Vorstellung nicht einmal Angst machte.
8. KAPITEL
Am nächsten Morgen fühlte Marty sich wie gerädert. Sie hatte wieder die ganze Nacht geträumt, und bei der Erinnerung daran wurde sie jetzt noch rot. War das ein Wunder, wenn der aufregende Cole unten auf dem Sofa lag? Es war ein Fehler zuzulassen, dass er bei ihr im Haus übernachtete.
Mit nassem Haar und verquollenen Augen tappte sie am Freitagmorgen um Viertel nach sieben nach unten in die Küche. Da saß er an ihrem Küchentisch, der Held ihrer erotischen Träume. Ganz langsam erhob er sich von seinem Stuhl, als Marty die Küche betrat. Seinem durchdringenden Blick schien keine Einzelheit zu entgehen, weder Martys feuchtes Haar noch ihre unförmigen Sportschuhe. Mit einer Hand stützte er sich auf den Tisch.
„Du siehst blass aus. Geht es dir gut?“
So hatte Marty sich nicht mehr gefühlt, seit sie in der Schule Mathe geschwänzt hatte, um mit dem Jungen zusammen zu sein, der vor ihr saß, seinen Stimmbruch schon hinter sich hatte und sich bereits zwei Mal pro Woche rasieren musste.
Jetzt suchte sie nach einer halbwegs intelligenten Antwort, leider erfolglos. „Tut mir leid, wenn ich dich geweckt habe. Ich habe versucht, leise zu sein“, murmelte sie. Morgens klang ihre Stimme immer heiser, doch das wusste Cole bestimmt schon. Im Grunde wusste das jeder ihrer Bekannten, der sie schon mal vor zwölf Uhr mittags erlebt hatte. „Ich bin ein Morgenmuffel und außerdem noch im Winterschlaf.“
Cole nickte nur mitfühlend.
Mitgefühl konnte Marty überhaupt nicht ausstehen. Als Cole weiterhin einfach nur dastand, winkte sie ihn zurück auf seinen Platz. „Erwarte bloß nicht von mir, dass ich jetzt Konversation betreibe.“
Er nickte erneut.
„Es liegt an meinem Biorhythmus.“ Marty öffnete einen Küchenschrank, verzog beim Anblick der Cornflakes das Gesicht und schloss den Schrank wieder.
Cole setzte sich und lehnte sich zurück. Immer noch sagte er kein Wort, während Marty sich weiter über unterschiedliche Biorhythmen ausließ.
„Immer wenn ich gerade klar denken kann“, erklärte sie, „wird es Nacht, und am nächsten Morgen fängt das Ganze wieder von vorn an. Eigentlich sollte ich mir einen Nachtjob suchen. Vielleicht im Supermarkt.“
Jetzt redete sie ja doch die ganze Zeit, obwohl sie eben noch behauptet hatte, sie sei ein Morgenmuffel. Ich will mein Haus wieder für mich haben, dachte sie, während sie ihren Lieblingsbecher aus dem Schrank holte, doch sie musste sich eingestehen, dass das nicht stimmte.
Niemand sollte frühmorgens so gut aussehen wie Cole. Sein Haar schimmerte im Licht der Messinglampe über dem Küchentisch. Anscheinend hatte er schon geduscht. Dann hatte er also splitternackt nur ein paar Meter von ihrem Bett entfernt gestanden. Kein Wunder also, dass sie erotische Träume gehabt hatte.
„Was ist eigentlich mit der Sonne passiert?“, beschwerte sie
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