JULIA COLLECTION Band 20
drängende Termin für ihren Buchladen nicht als Aufregung? Brauchte sie auch noch einen Verfolger im Auto und einen sexy Tischler? Wer führte eigentlich Regie in ihrem Leben?
„Ein weiterer Vorteil wäre, dass ich nicht so viel Fahrzeit benötige“, stellte er ruhig fest. „Ich könnte gleich nach unserem Spaziergang mit Mutt loslegen und so lange arbeiten, bis du ins Bett willst.“
Das ergab Sinn. „Meinst du tatsächlich, dass ich einen Leibwächter brauche?“
„Vorsicht ist besser als Nachsicht.“
„Sprücheklopfer. Also schön, aber wenn der Kerl versucht, durch eins der Fenster einzusteigen, und mir dabei die Blumen zertrampelt, wird er sich wünschen, er hätte es durch die Haustür versucht und wäre an dich geraten. Glaub mir, ich bin nicht hilflos.“
Nun konnte er seine Belustigung nicht mehr verbergen. „Stimmt, ich habe ja die Bücherkartons gesehen. Alles Munition für dich.“
Für ihren Seelenfrieden wäre es bestimmt sicherer, würde sie den größtmöglichen Abstand zu Cole wahren. Denn nicht von dem Mann im grauen Mercedes drohte ihr Gefahr, sondern von dem Mann, der heute Nacht hier einzog. Mit einem Mann zu streiten und auch noch Spaß dabei zu haben, das war für sie etwas absolut Neues.
Es war bereits dunkel, als sie losfuhren. Cole hatte oben gehämmert, gesägt und geschliffen, während Marty unten an ihren Plänen für die Verkaufsräume gezeichnet hatte. Sie musste eine Lösung finden, wie sie möglichst viele Bücher möglichst vielen Kunden präsentieren konnte, ohne dass jemand einen Anfall von Klaustrophobie bekam. Und das war ihr Problem.
Die Nacht war kalt und sternenklar. Nur der Mond war von ein paar leuchtenden Wolken umgeben. Sie kamen an Sojafeldern vorbei, über denen sich nur der endlos weite Himmel ausbreitete. Cole fuhr immer langsamer. Weit und breit war kein anderes Auto zu sehen.
„Da ist der Polarstern.“
„Wo?“ Marty beugte sich vor und versuchte, sich an ihre dürftigen Kenntnisse in Astronomie zu erinnern. Sie kannte die Namen der Planeten, aber wo sie zu finden waren, konnte sie nicht sagen.
„Siehst du da, über dem abgestorbenen Baum, den Großen Wagen?“ Cole wartete, bis Marty das Sternbild gefunden hatte.
„Und jetzt zieh eine Linie durch den hinteren Rand des Kastens. Dann landest du beim Polarstern.“
„Ich sehe ihn! Ja, jetzt sehe ich ihn. Ich bin beeindruckt, Cole.“
„Ich weiß.“ Er lächelte. „Das ist ja auch mein Ziel. Wenn du erst erkennst, was für ein cleveres Köpfchen ich habe, tust du, was ich will, ohne ständig Widerworte zu geben.“
Im fahlen Licht des Armaturenbretts schaute Marty auf Coles Profil. „So ein Blödsinn.“
Cole lachte laut auf, und seine weißen Zähne blitzten.
In gespielter Empörung verschränkte sie die Arme vor der Brust, musste aber dennoch mitlachen.
Sie fuhren an der Küste entlang bis zum letzten Steg, an dem ein langes Boot festgemacht war.
„Willkommen auf der ‚Time Out‘.“ Aus Coles Stimme klang Stolz.
Das Boot schaukelte, als Marty an Bord ging. Halt suchend griff sie nach Coles Hand.
„Vorsicht. Ich halte dich.“
„Glaub bloß nicht, dass ich zum ersten Mal auf einem Boot stehe.“ Marty schwankte, wollte sich jedoch nicht mit beiden Händen an Cole klammern. „Ich war sogar schon mal tiefseetauchen.“
Da hatte einer von Sashas Kunden seine Innenarchitektin eingeladen, zusammen mit Freunden einen Tag hinauszufahren und im Golfstrom zu fischen. Marty war leider zu sehr mit ihrem rebellierenden Magen beschäftigt gewesen, um den tollen Trip zu genießen.
„Meine Güte, hier ist es aber … sehr luftig.“Verkrampft hielt sie sich an einer Verstrebung fest, während Cole die Kajüte aufschloss.
Als er unter Deck das Licht einschaltete, blickte Marty sich staunend um. Hier war jeder Zentimeter optimal genutzt.
„Für ein so altes Boot ist es in einem ausgezeichneten Zustand. Seit Jahren schon arbeite ich in jeder freie Minute hier.“ Cole öffnete und schloss einige Schränke.
Marty schaute sich weiter um und fragte sich, was einen Mann wie Cole Stevens dazu brachte, an Bord eines Bootes zu leben. Als Jacht konnte man das Boot nicht gerade bezeichnen, doch Coles Stolz war rührend.
Er legte Marty die Hände auf die Schulter, schob sie ein Stück zur Seite und öffnete eine schmale Tür, um ihr die Dusche zu zeigen. Sofort umgab sie derselbe saubere männliche Duft, den sie mit Cole in Verbindung brachte. Mit Rasierwassern kannte sie sich nicht aus,
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