JULIA COLLECTION Band 20
er Bob Ed nichts für den Einbau der Fenster in Rechnung gestellt hat. Für den Liegeplatz hat er auch zwei Wochen im Voraus bezahlt.“
„Umso besser. Ich bezweifle, dass Mar… ich meine Lily ernsthaft an ihm interessiert wäre, wenn er tatsächlich von der Hand in den Mund leben würde.“
Erst jetzt begriff Faylene. „Lieber Himmel, du suchst jemanden für Marty und nicht für Lily.“ Über ihr faltiges Gesicht ging ein verschmitztes Lächeln.
„Und? Was denkst du darüber? Sie hat doch seit Jahren keinen Mann mehr gehabt.“
„In letzter Zeit ist sie wirklich oft schnell gereizt.“
„Und dieser Mann ist doch in der Tat ein wahres Prachtexemplar. Planst du eigentlich für deinen Geburtstag wieder ein großes Essen?“
„Gänsegulasch mit Steckrüben und Kohl, Grillfleisch und das Übliche. Wie immer.“
„Also auch wieder mit selbst gebranntem Schnaps.“ Sasha musste lächeln. Es war das traditionelle Geburtstagsessen für Jäger in dieser Gegend, in der die Menschen selbst für ihre Unterhaltung sorgen mussten. Außerdem bot so eine Party eine einzigartige Gelegenheit, wieder ein Pärchen zusammenzubringen. Sasha würde sich dieses Ereignis um keinen Preis entgehen lassen. Im letzten Jahr hatten ein Bankpräsident, der leitende Chirurg des Krankenhauses von Chesapeake und drei angehende Sportstars auf der Gästeliste gestanden. Sie alle besaßen Liegeplätze bei Bob Ed. Dazu waren natürlich noch Faylenes Freunde gekommen.
„Aber bitte zieh dir diesmal nicht wieder diese mörderischen Stilettos an.“ Faylene strich sich über das toupierte blonde Haar. „Wenn du mit einem Absatz zwischen den Holzbrettern hängen bleibst und Bob Ed dann einen Anwalt auf den Hals hetzt, lädt er dich zu keiner seiner Partys mehr ein.“
„Ich werde mich dem Anlass entsprechend anziehen. Vielleicht kannst du mir ja ein Paar von deinen Schuhen leihen. Aber zurück zu Cole Stevens. Ich habe von meiner Quelle aus Virginia erfahren, dass seine Frau eine richtige Hexe war. Könnte also sein, dass unser Freund und Tischler ein bisschen beziehungsscheu ist.“
„Sind das nicht alle Männer? Vor allem wenn sie das Gefühl haben, dass sie eingefangen werden sollen.“
„Was ist denn mit dir und Bob Ed?“
„Wir haben es nicht eilig, das siehst du doch, oder? Und was ist mit dir? Vier Ehemänner hattest du, und jeder ist wieder verschwunden, noch bevor die Tinte auf der Heiratsurkunde trocken war.“
Die beiden Frauen kannten sich gut genug, um nicht gekränkt zu sein.
„Ja, was glaubst du denn, woher ich meine Erfahrung habe? Na, wir scheuchen ja auch niemanden zum Altar. Wir geben den Leuten bloß einen kleinen Anstoß, damit sie sich einmal in einem anderen Licht sehen.“ Sasha nickte bekräftigend.
Faylene verzog den Mund. „Da gibt es noch ein paar andere Kerle, die ich zu der Party einladen könnte. Vielleicht sollte ich Miss Lily auch einladen und schauen, was passiert.“
„Dann würden wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.“
„Möglicherweise sogar noch mehr, wenn wir Glück haben und Bob Ed die Jungs von der Jacht einlädt. Sorg du dafür, dass Miss Lily kommt, und ich kümmere mich um Marty.“
„Abgemacht.“ Zufrieden lächelnd trank Sasha noch einen Schluck.
Marty wollte Cole um Hilfe bitten, doch das Kreischen des Schleifgeräts verriet ihr, dass er oben mitten in der Arbeit steckte. Und schließlich hatte sie die Regale ja auch allein mit der Schubkarre in die Garage verfrachtet. Wenn sie jetzt diese eine Stufe zur Küche bewältigte, wäre der Rest ein Kinderspiel.
Nachdem er den ganzen Winter draußen verbracht hat, sehnt mein armer Minivan sich bestimmt wieder nach seiner Garage, dachte sie, während sie ein gekürztes Regal auf die Schubkarre lud und ausbalancierte. Ganz vorsichtig zog sie die Schubkarre bis an die Stufe und versuchte, sie hochzuzerren. Als das Regal seitlich wegrutschte, stieß Marty einen Schrei aus.
Abrupt verstummte der Bandschleifer, und Marty schrie wieder. Mit dem Rücken drückte sie sich gegen den Türrahmen und stemmte ein Knie gegen das Regal, damit es nicht auf den Betonboden der Garage fiel. „Cole, hilf mir!“
„Was in aller Welt …“ Plötzlich war er hinter ihr. „Warte.“
„Du kannst nicht vorbei“, jammerte sie und stützte das schwankende Regal.
Eine Sekunde verschwand er wieder und kam dann durch die äußere Garagentür herein und hielt das Regal mit beiden Händen fest. „Was hattest du denn vor? Nein, sag’s mir lieber
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