JULIA COLLECTION Band 20
wirst.“
„Ich weiß nicht, ob mir das gefällt.“ Er ging ein paar Schritte in Richtung Treppe.
„Kommt drauf an, ob du tolle, intelligente, eigenständige Frauen magst. Denn mit genau solchen Frauen sollst du verkuppelt werden.“
„Wie bitte? Wer will mich denn verkuppeln? Und mit wem?“
„Mit Lily. Warum sollte Sasha sie sonst so früh hier vorbeibringen? Sie weiß, dass ich zu dieser Tageszeit noch gar nicht richtig wach bin.“ Martys Wangen glühten, und sie sah angriffslustig aus. „Die beiden sind doch nicht ernsthaft an meiner steuerlichen Situation interessiert. Hier geht es um dich.“
„Aber ich habe mit dieser Frau nicht mehr als drei Worte gewechselt. Wahrscheinlich kann sie sich jetzt schon gar nicht mehr an meinen Namen erinnern.“
„Mach dich nicht lächerlich!“
Worüber regte sie sich denn so auf? Eigentlich hatte er doch viel mehr Grund, erbost zu sein. Er kam sich vor wie eine lebende Zielscheibe. „Machen wir uns lieber an die Arbeit, einverstanden? Wir haben heute schon genug Zeit vertan.“
9. KAPITEL
Ein paar Stunden später saß Sasha in ihrem gemütlichen, leicht unaufgeräumten Wohnzimmer und streifte sich die hochhackigen Schuhe ab. Leise stöhnend massierte sie sich die Füße. „Nun weiß ich, wie eine Ballerina sich fühlen muss. Ach, nun hör schon mit dem Putzen auf! Komm her und rede mit mir. Was bringt es denn, die Scheiben von innen zu putzen, wenn sie von draußen jetzt im Winter ständig wieder schmutzig werden?“
Faylene stellte ihren Glasreiniger weg und legte das zerknüllte Zeitungspapier daneben. „Sobald wir einen warmen Tag haben, putze ich alle Fenster von innen und außen. Ich habe mir so eine Düse für den Gartenschlauch zugelegt. Hast du Eistee im Haus?“
„Im Kühlschrank. Sei doch so gut und schenk mir auch ein Glas ein, ja?“ Sasha streckte die Beine auf dem Sofa aus. Während der paar Minuten, die ihre Haushälterin aus dem Zimmer war, ließ sie sich kraftlos in die Kissen sinken. „Bring auch die Makronen mit!“, rief sie. Auf dem Weg hierher hatte Faylene aus der Bäckerei welche gekauft. Sie konnte zwar das ganze Haus tadellos sauber halten, aber in der Küche war sie eine vollkommene Niete, wie jeder, der sie beschäftigte, sehr schnell feststellen musste. Als die Erfrischungen bereitstanden, setzte Faylene sich zu Sasha. Prüfend strich Faylene sich über ihre Dolly-Parton-Frisur, um zu überprüfen, ob noch jede gesprayte Strähne richtig saß. „Und? Was meint sie?“
„Lily? Keine Ahnung. Vielleicht bekommst du das ja aus ihr heraus. Mich jedenfalls hat sie nur angeschwiegen.“
„Das kommt davon, wenn man den ganzen Tag lang irgendwelche Formulare ausfüllt. Mit mir spricht sie auch kaum, dabei putze ich jetzt bereits fast ein Jahr bei ihr.“
„Ich weiß von ihr lediglich, dass sie ihren Abschluss in Wharton gemacht hat und dass ihr Vater beim Militär ist. Wahrscheinlich irgendein hohes Tier, aber das kann ich nur vermuten. Oh, und sie hasst Countrymusic.“
„Bob Ed sagt, Mr. Stevens habe eine Gitarre auf seinem Boot.“
„Dann müssen wir Lilys Musikgeschmack eben etwas erweitern.“ Sasha trank einen Schluck. „Folk und Country, das ist doch im Grunde dasselbe. Wenn wir ihr so etwas in der Art erzählen, ist sie vielleicht bereit, sich auf etwas Neues einzulassen. Aber vorher braucht dieser Mann einen Anreiz, um hierzubleiben. Und da kommen wir beide ins Spiel.“
„Ich finde immer noch, dass die beiden nicht gut zusammenpassen. Sie war schließlich auf dem College. Vielleicht sollten wir uns noch ein bisschen umsehen. Wie wär’s denn mit einem dieser wohlhabenden Männer, für die du arbeitest?“
„Die sind alle entweder verheiratet, schwul oder stinklangweilig. Unterschätz unseren gut gebauten Tischler nicht. Eine Freundin von mir kennt die Innenarchitektin, die sein Haus eingerichtet hat, und die sagt …“
„Was denn für ein Haus? Wenn er ein Haus hat, wieso lebt er dann auf diesem alten Boot?“
„Soviel ich weiß, hatte er es in einer großen Baufirma in Virginia weit gebracht. Er war mit der Tochter des Chefs verheiratet, aber dann gab es irgendeinen Skandal wegen schmutziger Geschäfte, und als der Rauch sich verzog, war unser Tischler gefeuert und die Firma bankrott. Und er wurde von seiner Frau und ihren Anwälten über den Tisch gezogen. Deshalb lebt er jetzt auf seinem Boot und nimmt auch kleine Aufträge an, um sich über Wasser zu halten.“
„Dann begreife ich nicht, wieso
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