Julia Collection Band 21
kommen, was Roel aufregen könnte.
„Als Mr. Sabatinos Frau sind Sie seine nächste Angehörige und dürfen zu seinem Wohl tun, was andere nicht tun dürfen. Er hat zahllose Angestellte, die er für ihre Dienste bezahlt, doch zum Glück sind Sie in einer viel stärkeren Position“, meinte Dr. Lerther vergnügt. „Ihr Mann braucht das Gefühl, jemanden zu haben, dem er nahesteht und vertraut. In seinem derzeitigen Zustand ist er sehr verletzlich, vergessen Sie das nicht.“
„Ich kann mir Roel nicht verletzlich vorstellen.“ Hillarys Stimme war tränenerstickt, und sie konnte dem freundlichen Blick des Arztes nicht länger standhalten. Ihr war nur allzu schmerzlich bewusst, dass sie ebenfalls in die Kategorie jener fiel, die Roel einst für ihre Dienste bezahlt hatte. Andererseits war sie erschüttert von der Tatsache, dass er niemanden außer ihr hatte, der ihm auf diese Weise beistehen würde.
„Wenn ich freiheraus sprechen darf“, fuhr Dr. Lerther fort. „In Ihrer Verantwortung wird es liegen, sich zwischen ihn und all sein Personal zu stellen, das versuchen wird, Zugang zu ihm zu bekommen. An erster Stelle müssen seine Bedürfnisse stehen. Die Sabatino Bank muss im Augenblick ohne ihn auskommen. Er braucht Ruhe und Erholung. Ich bin mit den Weltfinanzmärkten ausreichend vertraut, um zu wissen, dass auch nicht der kleinste Hinweis über Mr. Sabatinos derzeitigen Zustand diesen Raum verlassen darf.“
Hillary war verwirrt, da sie nicht die leiseste Ahnung vom Zustand der Weltfinanzmärkte hatte. Sie wusste nichts von diesem Aspekt in Roels Leben und interessierte sich auch nicht dafür. Stattdessen wurde ihr dank ihrer praktischen Veranlagung sehr schnell klar, was ihre Rolle sein würde. Sie würde sich um Roel kümmern, bis er sein Gedächtnis wiederhatte.
„Darf ich ihn jetzt sehen?“
Der Arzt erinnerte sich an den anfänglichen Schock seines Patienten, als er erfuhr, dass er verheiratet war, und fragte sich, ob er diese Frau in die Höhle des Löwen schickte. Doch dann beruhigte er sich damit, dass Hillary Sabatino wahrscheinlich zäher war, als sie aussah. Vielleicht konnte sie sich tatsächlich gegen den kalten, herrischen und einschüchternden Charakter des Milliardärs behaupten. Aber wetten wollte er lieber nicht darauf …
Hillary atmete tief durch und folgte der Krankenschwester. In wenigen Minuten würde sie dem einzigen Mann gegenüberstehen, der sie je zum Weinen gebracht hatte.
2. KAPITEL
Eine Ehefrau, dachte Roel verdrießlich.
War es da ein Wunder, dass sein Gedächtnis ihn im Stich ließ, um die unprofitabelste Erwerbung im Leben eines Mannes zu vergessen? Obwohl er erst dreißig war, hatte er seine Freiheit anscheinend schon geopfert. Genau wie sein Vater und sein Großvater vor ihm: Sie hatten jung geheiratet und es anschließend millionenfach bereut. Dabei hatte er sich geschworen, niemals den gleichen Fehler zu machen.
Er hatte chaotische persönliche Beziehungen vermieden und sich auf Geliebte beschränkt. Er hatte einen gesunden Sextrieb, also kümmerte er sich darum. Lust konnte keine Macht über ihn erlangen. Ebenso wenig hatte er je an die Liebe geglaubt. Liebe konnte daher nichts damit zu tun gehabt haben, dass er seine Meinung über die Ehe offenbar geändert hatte.
Um bestimmte Dinge zu wissen, brauchte er jedoch keine Erinnerung, da er sie instinktiv wusste. Die Frau, die sein undiszipliniertes Gedächtnis getilgt hatte, würde eine große, elegante Brünette sein, denn das war der Typ, den er anziehend fand. Sie käme aus wohlhabenden Verhältnissen mit makellosem Stammbaum. Sie könnte eine Karrierefrau sein – eine Bankerin oder Betriebswirtschaftlerin, eine Möglichkeit, die er ein wenig tröstlich fand. Vielleicht hatte er bei einem Gespräch über Risikomanagement und Investmentstrategien eine Seelenverwandte entdeckt. Eine unemotionale und ansonsten stille Frau, die es akzeptieren würde, wenn sein Terminplan nicht zuließ, dass sie sich sahen.
Jemand klopfte an die Tür, und er drehte sich vom Fenster weg.
„Würdest du bitte die Augen schließen, bevor ich reinkomme?“, sagte eine leise Stimme mit britischem Akzent. „Denn falls du das nicht machst, komme ich mir wahrscheinlich sehr blöd vor, mich dir als deine Frau vorzustellen.“
Schock Nummer eins … er hatte eine Ausländerin mit deutlichem Akzent geheiratet, keine Frau mit der gewandten Aussprache der Oberklasse. Schock Nummer zwei … sie gebrauchte Teenagerslang und stellte alberne
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