Julia Collection Band 21
nach“, konterte sie. „Nach allem, was du durchgemacht hast, solltest du im Bett liegen.“
Seine wundervoll geformten ebenholzschwarzen Brauen zogen sich zusammen. „Ich brauche keine medizinische Betreuung mehr. Es tut mir leid, wenn du dir Sorgen gemacht hast, aber jetzt fahre ich in mein Büro zurück.“
Sie sah ihn verblüfft an. „Das kann nicht dein Ernst sein.“
„Da ich meistens ernst meine, was ich sage, verstehe ich nicht, wie du etwas anderes annehmen kannst. Oder glauben, dass ich in dieser Angelegenheit deine Meinung brauche“, entgegnete er eisig.
„Tja, aber ich werde dir meine Meinung auch ungefragt sagen“, fuhr sie ihn wütend an. „Vielleicht hältst du es ja für echt macho, so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Ich finde das aber dämlich!“
Wut flackerte in seinen dunklen Augen auf. „Ich …“
„Du leidest an Besorgnis erregendem Gedächtnisverlust und überlegst nicht, was du tust …“
„Ich handle nie unüberlegt“, unterbrach er sie.
„Indem du wieder ins Büro zurückkehrst, leugnest du, dass es ein Problem gibt. Das kann ich nicht zulassen.“
„Verrate mir mal eines“, bat er sie spöttisch. „Wollten wir uns vor dem Autounfall eigentlich scheiden lassen?“
„Nicht dass ich wüsste!“, antwortete sie und stemmte die Hände in die Hüften. Sie wirkte entschlossen. „Du magst ja ein sehr schlauer Bursche sein, aber du kannst auch stur und sehr unpraktisch sein. Meine Aufgabe ist es momentan, dafür zu sorgen, dass du nichts tust, was du später bereuen wirst. Also marsch, zurück ins Bett, und immer mit der Ruhe!“
Roel sah sie an, als hätte sie den Verstand verloren. „Niemand macht mir Vorschriften. Ich bin sehr erstaunt, dass du glaubst, du hättest das Recht, mir deine Ansichten aufzuzwängen.“
„Ja, die Ehe ist schon hart für einen Kontrollfreak“, meinte sie unbeeindruckt. „Ich habe nicht vor, mich dafür zu entschuldigen, dass ich dich vor dir selbst zu beschützen versuche. Wenn du zurück in die Bank gehst, werden deine Angestellten schnell merken, dass etwas nicht mit dir stimmt.“
„Mit mir ist alles in Ordnung, ich bin nur ein wenig desorientiert.“
„Du hast ein großes Stück deiner Vergangenheit vergessen! Das ist wichtiger und gefährlicher, als du zugeben willst. Du würdest Angestellte und Kunden nicht wiedererkennen, in Situationen geraten, die du nicht verstehst und denen du womöglich nicht gewachsen bist. Außerdem fehlen dir fünf Jahre zum aktuellen Stand deiner Arbeit. Wen willst du ins Vertrauen ziehen, um peinliche Fehler zu vermeiden? Denn eines weiß ich ganz bestimmt über dich – so ziemlich der einzige Mensch, dem du vertraust, bist du selbst.“
Hillary atmete tief durch nach dieser aufgebrachten Rede und sah ihn herausfordernd an. Erst jetzt fiel ihr ein leichtes Zittern an ihm auf, als er die Hand zum Kopf hob. Außerdem war sein Gesicht aschfahl.
„Setz dich.“ Sie nahm seine Hände in ihre und bugsierte ihn zu dem Sessel hinter ihm.
Roel schwankte, wehrte sich aber trotzdem gegen ihren Versuch, ihm zu helfen. „Aber ich brauche keine …“
„Halt den Mund und setz dich!“ Hillary nutzte sein Schwanken, um ihn sanft in den Sessel zu schubsen.
„Nicht zu fassen“, protestierte Roel frustriert. „Es sind doch bloß Kopfschmerzen.“
Doch Hillary hatte bereits den Rufknopf für die Krankenschwester gedrückt, und die Anwesenheit dieser dritten Person, kurz darauf gefolgt von Dr. Lerther, hielt Roel davon ab, seiner Wut auf Hillarys Einmischung freien Lauf zu lassen.
Hinzu kam, dass er Panik an seiner Frau bemerkt hatte. Er kam zu dem Schluss, dass eine Frau, der man jede Gefühlsregung ansah, etwas für sich hatte. Sie hielt sich in einer Ecke des Zimmers und beobachtete das medizinische Personal. Roel konnte den Blick nicht von ihr abwenden. Sie wirkte so besorgt um ihn. Offenbar bedeutete er ihr tatsächlich etwas. Noch mehr bedeuteten ihr aber vermutlich sein immenser Reichtum und all die Dinge, die sie sich dafür kaufen konnte. Trotzdem, es ließ sich nicht leugnen, dass sie bis zu einem gewissen Grad echte Zuneigung für ihn empfand. Natürlich wusste er, dass alle Frauen ausgezeichnete Schauspielerinnen waren, doch keine Einzige seiner früheren Geliebten hätte sich jemals so ängstlich besorgt aufgeführt.
Abgesehen davon war seine Frau auch nicht so schlicht und vorhersehbar, wie er angenommen hatte. Hinter diesem zierlichen, wohlgeformten weiblichen Äußeren verbargen
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