Julia Collection Band 21
handelte, der bei ihrer Hochzeit Trauzeuge gewesen war. Panik erfasste sie. Sie stand wie gelähmt da, während der Anwalt sie prüfend betrachtete. Dieser Mann wusste, dass sie eine falsche Braut war, die man für ihre Dienste bezahlt hatte. Er musste sehr erstaunt sein, sie jetzt hier in der Schweiz in Roels Begleitung anzutreffen!
6. KAPITEL
Mit pochendem Herzen entschied Hillary, dass ihr keine andere Wahl blieb, als die Situation jetzt durchzustehen.
„Anya und ich besuchen Freunde“, berichtete Paul Roel, der der hübschen schwangeren Rothaarigen an der Seite des Anwalts einen Kuss auf die Wange gab. Dann warf er Hillary einen Blick zu, mit dem er zu fragen schien, weshalb sie so unbeteiligt sei.
Sie rang sich ein Lächeln ab und stand vom Tisch auf.
„Hillary.“ Pauls Lächeln ließ nichts Gutes ahnen. „Londons Verlust ist unser Gewinn!“
Bei dieser spöttischen Bemerkung wäre sie beinah zusammengezuckt. Sie stand da wie eine Kriminelle, die auf ihr Urteil wartete. Zum Glück lenkte Roel die Aufmerksamkeit des Anwalts wieder auf sich, indem er ihn in ein vertrauliches Gespräch verwickelte. Während die beiden Männer sich an die einige Meter entfernte Steinbalustrade zurückzogen, sprach Pauls Begleiterin Hillary an.
„Ich bin Pauls Frau Anya“, stellte sie sich mit kühl musterndem Blick vor.
„Ja.“ Hillary fiel keine passende Erwiderung ein. Nervös schaute sie zu den beiden Männern und fragte sich, worüber sie wohl sprechen mochten. Sie verspürte den überwältigenden Drang zu fliehen und eilte nach einer kurzen Entschuldigung zum Waschraum.
Wie konnten Paul und Anya es wagen, sie wie eine Kriminelle anzusehen? Sie ließ kaltes Wasser über ihre Hände laufen und versuchte sich zu beruhigen. Alles, was sie getan hatte, hatte sie für Roel getan. Wenn sie Pech hatte, erzählte Paul ihm gerade, was für einem Schwindel er aufgesessen war.
Als Hillary aus dem Waschraum kam, wartete Paul an der Ecke auf sie. Sie wurde blass.
„Was für ein Spiel spielen Sie?“, verlangte der blonde Mann zu wissen. „Roel hat mir gerade erklärt, weshalb er sich seit dem Unfall rar gemacht hat.“
„Es freut mich, dass er noch jemanden ins Vertrauen gezogen hat“, sagte Hillary und fragte sich, ob Roel schon erfahren hatte, dass sie nicht ganz die Ehefrau war, für die sie sich ausgegeben hatte. Ihr Mut sank.
„Behandeln Sie mich nicht wie einen Idioten“, warnte Paul Correro sie barsch. „Der Chef von Roels Sicherheitsteam rief mich gestern an und bat mich um meinen Rat. Stellen Sie sich mein Erstaunen vor, als ich erfuhr, dass Sie in der Klinik aufgetaucht waren und sich als Signora Sabatino ausgegeben haben. Diese Begegnung ist kein Zufall. Ich habe meinen Urlaub unterbrochen, um hierherzukommen. Wie konnten Sie glauben, mit einem solchen Betrug durchzukommen?“
Seine Verachtung schüchterte Hillary ein. Ein Sicherheitsteam arbeitete für Roel? Diese Leute waren so diskret gewesen, dass sie ihre Existenz gar nicht bemerkt hatte. „Es gibt keinen Betrug. Haben Sie Roel die Wahrheit über unsere Hochzeit erzählt?“
„In einem Restaurant? Ich beabsichtige, ihn heute Nachmittag im Castello zu besuchen.“
Hillary legte ihm die Hand auf den Arm. „Lassen Sie mich es ihm erzählen. Geben Sie mir bis morgen Zeit, alles ins Reine zu bringen.“
„Nein. Ich gebe Ihnen bis heute Abend Zeit. Das ist lang genug, und wenn Sie nicht Wort halten, kümmere ich mich um die Sache“, drohte Paul Correro.
Hillary brachte ihren ganzen Mut auf, um ihm in die Augen zu sehen. „Ich bin nicht das, was Sie denken. Ich liebe ihn. Ich habe ihn immer geliebt …“
Der Anwalt schnitt ein Gesicht. „Was auch immer. Diese Lüge wird er Ihnen nie verzeihen.“
Benommen kehrte Hillary zu Roel zurück. Anya bekniete ihn gerade, bei irgendeiner Wohltätigkeitsveranstaltung eine Rede zu halten. Paul gesellte sich zu seiner Frau. Indem er eine Verabredung vorschob, zu der sie zu spät kommen würden, beendete Roel die Unterhaltung und führte Hillary zur Limousine.
„Paul war in einer merkwürdigen Stimmung“, meinte er nachdenklich. „Wieso war er dir gegenüber so kurz angebunden?“
„Ach, du kennst ja Paul“, sagte sie schwach.
„Allerdings. Ich kenne ihn sehr gut. Er kann sich nur schwer verstellen. Ich spürte bei ihm eine gewisse Respektlosigkeit dir gegenüber“, gestand Roel. „Das fand ich beleidigend.“
Schuldgefühle nagten an ihr. Sie sagte nichts, da es in dieser Situation nichts
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