Julia Collection Band 21
stören. Erschöpft, wie sie war, schlief sie sofort ein, nachdem sie in das zweite Bett neben dem ihres Sohnes geklettert war.
Sie erwachte im Morgengrauen und ging duschen, um sich frisch zu machen. Ihr Kopf schmerzte. Zu viel Champagner, wie Christien gesagt hatte. Da halfen nur Aspirin. Sie schluckte zwei Tabletten und hoffte, dass die Beschwerden sich bald legen würden.
Am Vorabend war sie trotzig und verzweifelt gewesen. Nun, im kalten Tageslicht, malte sie sich aus, wie Jake reagieren würde, wenn die versprochene Hochzeit ausfiel. Er war so aufgeregt. Andererseits war es ja nicht so, dass Christien Veronique liebte. Aber wie sollte sie, Tabby, es verkraften, Christien Jahr um Jahr zu lieben, ohne dass ihre Gefühle erwidert wurden? Es würde sie erniedrigen und ihr Selbstvertrauen untergraben.
Als sie zum zweiten Mal erwachte, lag sie in ihrem eigenen Bett. Verwirrt setzte sie sich auf. Christien stand mit dem Rücken zu ihr am Fenster. Die Vorhänge waren geöffnet, um das Sonnenlicht in den eleganten Raum zu lassen.
„Ich habe dich hergebracht, weil wir uns unterhalten müssen“, erklärte er rau.
„Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll …“
Er drehte sich um. „Du brauchst nur zuzuhören. Das Reden übernehme ich.“
Tabby schob sich eine Locke hinters Ohr, um zu verbergen, dass sie noch immer von den Ereignissen des Vorabends aufgewühlt war.
„An dem Tag vor vier Jahren, als du mich in der Villa sprechen wolltest und von Veronique abgewiesen wurdest, war ich wahrscheinlich betrunken. Nachdem ich die Formalitäten wegen des Todes meines Vaters erledigt und meine Mutter sich eingeschlossen hatte, um allein zu sein, habe ich den Rest der Woche im Vollrausch verbracht.“
Sie schaute ihn mit großen Augen an. „Daran hätte ich vielleicht denken sollen. Du hattest natürlich Ärger mit …“
„Ohne dich auskommen zu müssen war das, was mir Probleme bereitet hat“, unterbrach er sie.
Tabby schwieg betroffen.
„Ich hatte vorgehabt, dich zu heiraten, und dann sah ich dich mit dem Motorradfahrer, und plötzlich war mir alles egal. Als unsere Väter bei dem Unfall starben, habe ich dich gebraucht, aber mein Stolz hat mich daran gehindert. Also habe ich mich mit Alkohol betäubt, um nicht schwach zu werden.“
Sie traute ihren Ohren kaum. Er hatte sie heiraten wollen?
Christien zuckte die Schultern. „Es ging mir nicht gut. Ich musste mit ansehen, wie meine Mutter in ihrer Trauer um meinen Vater fast den Verstand verlor. Sie hatten einander stets sehr nahegestanden, und eine Zeit lang wollte sie ohne ihn nicht mehr leben. Es war ein schrecklicher Anblick. Ich beschloss, dass ich niemals wegen einer Frau so leiden wollte.“
„Das verstehe ich …“ Sie suchte vergeblich nach tröstenden Worten.
Die Gefühlswelt ihrer Stiefmutter war äußerst oberflächlich gewesen. Nach ein paar theatralischen Weinkrämpfen machte die Entdeckung, dass sie keine reiche Witwe war, wie sie gehofft hatte, Lisa zornig und sorgte dafür, dass ihre Trauer schnell verebbte.
„Hast du es ernst gemeint, als du sagtest, du hättest vorgehabt, mich zu heiraten?“, fragte Tabby zögernd. „Du warst doch so wütend auf mich, weil ich wegen meines Alters gelogen hatte. Wie hast du da daran denken können, mich zu heiraten?“
„Warum nicht?“ Er begegnete ihrem Blick. „Ich habe dich trotzdem begehrt. Am Ende kommt es nur darauf an.“
Er hat mich begehrt, obwohl er es eigentlich nicht wollte. Durch seine unsentimentale Antwort hatte er ihr verraten, was er damals für sie empfunden hatte. Er war so angespannt, dass ihn vermutlich ein lautes Wort aus der Fassung gebracht hätte. Tabby war gerührt.
Christien atmete tief durch. „Du hast mich einmal über dein Alter belogen, weil du mich nicht verlieren wolltest. Ich habe über meine Verlobung mit Veronique geschwiegen, weil du deren Bedingungen nicht verstanden hättest. Und warum? Weil ich dich nicht verlieren wollte.“
Die Kehle wurde ihr eng.
„In unserem ersten Sommer habe ich mich in dich verliebt. Was hätte es sonst sein sollen? Dieses verrückte Gefühl, nicht einmal für ein paar Stunden die Trennung vom anderen ertragen zu können. Ich wollte es mir selbst nicht eingestehen, aber ich habe noch nie für jemanden das Gleiche empfunden wie für dich.“
Tabby blinzelte die Tränen fort. „O Christien …“
„Als Solange dir das Cottage vermachte, habe ich es als Ausrede benutzt, um dich in London zu sehen. Ich hatte es nicht nötig,
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