Julia Collection Band 21
lassen.“
„Ich schreie, wenn du es nicht tust!“
Sofort nahm er die Hand weg. „Das ist unvernünftig. Du weißt, wie es zwischen uns von der ersten Minute des Wiedersehens an war.“
„Es war Lust!“, konterte sie verächtlich. Tränen brannten ihr in den Augen, als sie in den Ballsaal zurückkehrte.
Sean blieb vor ihr stehen. „Was ist los? Ist alles in Ordnung mit dir?“
„Tanz mit mir“, bat sie.
Es wurde gerade ein langsamer Titel gespielt, und Sean stöhnte. „Bei solchen Stücken bin ich nicht so gut.“
Tabby legte ihm die Arme um den Nacken. „Beweg dich einfach hin und her.“
„Hattest du Streit mit Christien?“
„Wie kommst du darauf?“
„Ach, nur so … er steht nämlich am Rand der Tanzfläche und ballt seine Hände zu Fäusten, als würde ich dich belästigen“, meinte Sean.
„Achte nicht auf ihn.“
„Er ist ein großer Bursche und schwer zu ignorieren. Außerdem ist er sehr eifersüchtig. Mir ist das gleich aufgefallen, als ich ihn zum ersten Mal traf. Falls ich auch nur eine falsche Bewegung mache, wird er mich vom Parkett schleifen und umbringen, also versuch, nicht zu stolpern oder irgendetwas zu tun, was er falsch interpretieren könnte.“ Sean seufzte.
„Er ist nicht eifersüchtig. Warum sollte er meinetwegen eifersüchtig sein?“
„Vermutlich weil er einer von diesen sensiblen Typen ist, die sich überschlagen, wenn sie sich verlieben.“
„Verlieben?“ Tabby lächelte wehmütig.
„Und zwar bis über beide Ohren. Es gefällt ihm gar nicht, dass du mit einem anderen Mann lachst“, bemerkte Sean unbehaglich und schob sie ein wenig von sich fort.
Kaum endete die Musik, kam Christien aufs Parkett, und Sean gab Tabby erleichtert frei. Tabby wollte sich abwenden, aber Christien war zu schnell und zog sie an sich.
„Ich weiß, du bist wütend auf mich, aber fang nicht an, mit anderen Männern zu flirten.“
Der Champagner beflügelte sie. „Ich mache, was ich will.“
Christien schloss sie in die Arme. „Tu, was ich sage. Bleib ruhig.“
„Ich würde dich am liebsten anschreien“, entgegnete sie.
„Schrei, so viel du willst, aber hör auf zu flirten. Es macht mich verrückt.“
„Warum diese Eifersucht? So, wie du dich benommen hast … wann hast du dich mit ihr verlobt?“, fügte sie unvermittelt hinzu.
„Wir sollten darüber reden, wenn du wieder nüchtern bist.“
„Willst du andeuten, ich sei betrunken?“
„Nein, ich halte dir zugute, dass du nur kreischst, wenn du zu viel Champagner hattest“, versicherte Christien ruhig.
„Beantworte meine Frage.“
„Wir haben uns vor sechs Monaten verlobt. Es war …“
Tabby befreite sich aus seinen Armen und ging hocherhobenen Hauptes weg. Die letzte Stunde der Party verstrich wie im Flug. Später vermochte sie nicht zu sagen, mit wem sie gesprochen oder was sie geäußert hatte, aber ihre Wangen schmerzten vom krampfhaften Lächeln. Sechs Monate. In ihrer Verzweiflung konnte sie an nichts anderes denken. Sechs Monate!
Nachdem der letzte Gast sich verabschiedet hatte, nahm Christien sie bei der Hand und führte sie in die Bibliothek. Sie befreite sich aus seinem Griff und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Ich kann dich jetzt nicht heiraten.“
Er wurde blass, sein markantes Gesicht ausdruckslos. „Ich hätte dir nach der Hochzeit von der Verlobung erzählt. Sie war nicht wichtig, aber mir war klar, dass du es in einem anderen Licht betrachten würdest.“
„Deine Verlobung mit einer anderen Frau war nicht wichtig? Warst du ihr nicht zumindest Treue schuldig? Verdiene ich keine Aufrichtigkeit? Meinst du, ich hätte mich noch einmal mit dir eingelassen, wenn ich geahnt hätte, dass du einer anderen gehörst?“
„Gehören? Was bin ich denn? Eine Trophäe?“ Christien machte eine frustrierte Geste. „Im vergangenen Jahr haben Veronique und ich darüber gesprochen, dass wir uns angewöhnt hatten, uns gegenseitig zu gesellschaftlichen Anlässen zu begleiten. Wir waren Freunde, und es hat gut funktioniert. Wir haben die Ehe unter einem praktischen Aspekt erörtert. Ich brauchte eine Gastgeberin, und sie legte großen Wert auf eine hohe soziale Stellung und einen Ehemann, der sich nicht in ihre Karriere mischt, denn sie ist sehr ehrgeizig. Wir gelangten zu dem Schluss, dass wir eine erfolgreiche Ehe führen könnten, ohne all die emotionalen Verwicklungen, die so oft in Enttäuschungen enden.“
„Für mich klingt dieses Arrangement ziemlich schäbig“, erklärte
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